Die Erziehungswissenschaftliche Fakultät der Universität Erfurt lädt am Mittwoch, 3. Februar, zur feierlichen Einweihung des Hermann-Ebbinghaus-Labors, einem neuen Zentrallabor für empirische Forschung, ein. Die Veranstaltung beginnt um 18.30 Uhr im Lehrgebäude 2, Raum 23b. Sie bietet Gelegenheit, die Räume zu besichtigen und an kleinen Demonstrations-experimenten teilzunehmen.
Zu Beginn des Semesters war der erste Bauabschnitt des neuen Zentrallabors abgeschlossen und zur Nutzung an Prof. Tilmann Betsch und Prof. Ralf Rummer übergeben worden. Derzeit ist das Labor mit 16 PC-Testkabinen (davon vier schallisoliert), einem Steuerungsraum mit drei Rechnern und der notwendigen Experimentalsoftware ausgestattet. Im nächsten Bauabschnitt sollen dann ein weiterer Raum mit schallisolierten Kabinen und ein Raum mit der Technologie für die Registrierung von Blickbewegungen („Eye-Tracking“) eingerichtet werden. Das neue Labor erlaubt nun eine computergestützte Durchführung psychologischer Studien. In solchen Studien wird den Testpersonen in der Regel eine Information, ein Reiz, präsentiert, anschließend wird deren Reaktion darauf erfasst. Die wissenschaftlichen Fragestellungen können dabei äußerst vielfältig sein und auch ebenso vielfältig bearbeitet werden. Dr. Frank Renkewitz, wissenschaftlicher Leiter des Labors, dazu: „Das Besondere an unserem neuen Zentrallabor ist die große Zahl an Arbeitsplätzen, die es uns ermöglicht, parallel mit zahlreichen Teilnehmern - und damit ökonomisch - zu arbeiten. Aber auch die Möglichkeit zur zentralen Steuerung der Arbeitsplatzrechner ist wichtig, denn hier muss niemand mehr von Rechner zu Rechner laufen, um Programme zu starten oder Daten einzusammeln. Darüber hinaus sind Hard- und Software natürlich auf dem neuesten Stand. Wir erwarten nun mit Spannung die zweite Bauphase, nach der wir zusätzlich die Möglichkeit haben werden, Blickbewegungen zu erfassen, was uns wiederum neue Forschungsmöglichkeiten erschließt“.
Beispiele aus der Praxis des Labors sind Studien zur Wirkung von so genannten Einzelfallschilderungen auf die Risikowahrnehmung bei Impfungen, die in Kürze durchgeführt werden sollen. Weitere Untersuchungen befassen sich mit Lern- und Entscheidungsprozessen bei Kindern. Zudem werden Studien durchgeführt, die helfen sollen, geeignete Messinstrumente zur Diagnose sprachlicher Fähigkeiten bei Kindern und Erwachsenen zu entwickeln oder die zur Entwicklung effizienterer multimedialer Lehr-Lernprogramme beitragen sollen. Grundlegend für diese Ziele ist die Erweiterung von Kenntnissen über die menschliche Sprachverarbeitung und die Funktionsweise des Gedächtnisses.
Das neue Labor ist nach dem deutschen Psychologen Hermann Ebbinghaus (1850-1909) benannt. Er gilt als der Begründer der experimentellen Erforschung des Gedächtnisses und Entdecker der sogenannten Lernkurve und der Vergessenskurve. Ebbinghaus ist auch Erfinder heute noch verwendeter psychologischer Methoden zur Messung der Gedächtnisleistung. Neu war damals sein experimenteller Ansatz, mit dem Lernen von sinnfreien Silben zu operieren, um die Fehler, die sich aus Erfahrungen und Inhalten ergeben, zu minimieren.
Weitere Informationen / Kontakt:
Dr. Frank Renkewitz, wissenschaftlicher Leiter des Labors
- +49(0)361/737-2223
- ebbinghaus-labor@uni-erfurt.de