Universität Erfurt

Theologische Fakultäten in der Türkei und Deutschland: Pressemitteilung Nr.: 143/2009 - 15.07.2009

Die Deutsche Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in der Türkei veranstaltet am 16. und 17. Juli die Tarabya-Konferenz zum Thema: „Theologische Forschung, Lehre und Ausbildung“. Neben anderen ist Prof. Dr. Michael Gabel. Professor für Fundamentaltheologie und Religionswissenschaft an der Universität Erfurt, zugleich Vorsitzender des Katholisch-Theologischen Fakultätentages in Deutschland, zu einem Vortrag auf dieser Tagung eingeladen.

Das Gesprächsforum unter dem Titel „Islam und Europa als Thema der deutsch-türkischen Zusammenarbeit“ wird bereits im siebten Jahr von der Deutschen Botschaft organisiert. Nachdem in den vergangenen Jahren das Thema der Integration im Vordergrund stand, will man sich in diesem Jahr mit der Rolle der theologischen Fakultäten in der Türkei und Deutschland befassen. In einem ersten Block, in dem auch Professor Gabel vorträgt, soll zunächst die Frage gestellt werden, wie die Theologie als Wissenschaft in Deutschland und der Türkei aus jeweils unterschiedlichen akademischen Traditionen und in sehr verschiedenen politischen und soziokulturellen Konstellationen erwachsen ist. Dabei geht es grundlegend um die historische Bedingtheit der theologischen Fakultäten, ihrer daraus erwachsenen Stellung im säkularem System und damit auch ihrer strukturellen Verbundenheit mit staatlichen Institutionen.

Unter dem Thema „Vom Kloster über die Kathedralschule: theologische Fakultäten heute“ spricht er über die Geschichte der institutionellen Entfaltung der Theologie als Wissenschaft seit dem frühen Mittelalter. Ausgangspunkt und Kern des Vortrages ist die Bereitschaft insbesondere des lateinischen Christentums, den christlichen Glauben mittels der menschlichen Vernunft auf seinen Grund und auf seine Bedeutung für den Menschen hin zu bedenken. Wissenschaft wird so zum unentbehrlichen Werkzeug sowohl für die tiefere Durchdringung des christlichen Glaubens auf seine Inhalte hin wie auch für die kritische Prüfung auf seinen Wahrheitsanspruch hin. Der Vortrag zeigt, wie sich seit der Bildungsreform Karls des Grossen und durch die Bildungsinteressen der Kirche mit der Klosterschule, der Kathedralschule und schließlich der Universität die Theologie als Wissenschaft herausbildet. Dabei wird sichtbar, dass dies nicht für sich allein geschieht. Die Theologie wird zu einer auskunftsfähigen Wissenschaft zum einen durch den kulturellen Austausch mit dem arabisch-muslimischen Kulturraum, zum anderen im Austausch mit anderen Wissenschaften wie der Logik, Naturkunde, Metaphysik und Ethik. Im Austausch mit der Philologie und Hermeneutik wird die geschichtliche Einbettung des Glaubens, mit den Naturwissenschaften seine besondere Aufgabe im Verstehen der Wirklichkeit im Ganzen bedacht. Die Theologie kann nicht ohne die anderen Wissenschaften sein. Diese wiederum werden durch die Theologie daran erinnert, dass alle Wissenschaften trotz ihrer unterschiedlichen Perspektiven darin übereinkommen, sich nachvollziehbar in einen Gesamtzusammenhang einzuordnen. Die Tagung mit zahlreichen deutschen und türkischen Beiträgen bedenkt, wie sich die verschiedenen Kultur- und Religionsräume im Hinblick auf Glaubenswissenschaft verhalten, wie sie sich darin unterscheiden und wechselseitig befruchten.

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