„Die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise moralisch zu kommentieren, ist durchaus ein wesentlicher Bestandteil dessen, wie das öffentliche Bewusstsein mit der Situation umgeht“, sagt Professor Dr. Winfried Franzen. Der Erfurter Philosoph wird in der nächsten Ringvorlesung am Dienstag, dem 9. Juni 2009 um 18 Uhr im Audimax der Fachhochschule in der Altonaer Straße 25 zum Thema „Moral in der Krise“ sprechen.
Begriffe mit moralbezogenem Gehalt (Gier, Neid, Vertrauen u.a.) sind in den Beurteilungen - und besonders in den Verurteilungen - gang und gäbe, stellt Franzen fest. Welche Rolle hat also die Moral in der Krise? Hat die Krise auch moralische Ursachen? Dies soll in dem Vortrag durch grundsätzliche Überlegungen zum Status des Moralischen beleuchtet werden. Dabei ist auch zu fragen, ob die Moral ein evolutionär-natürliches Fundament hat und wie sie sich daraus kulturell emanzipiert. „Es könnte sein, dass wegen dieser Konstellation eine gewisse Krisenanfälligkeit in die Moral selbst eingebaut ist“, so Franzen. „Jedenfalls ist zu fragen, ob sich in den letzten zwei, drei Jahrzehnten das Moment von Kompetitivität (Wettbewerb, Konkurrenz, Rivalität etc.) nicht vereinseitigt hat und ob hier nicht neue Ausbalancierungen zugunsten von Kooperativität nötig sind“.
Die mit Unterstützung der Stadtverwaltung Erfurt, dem Förderverein der Fachhochschule und der Universitätsgesellschaft Erfurt e.V. sowie dem HELIOS-Klinikum Erfurt veranstaltete und von der Thüringer Allgemeine präsentierte populäre Reihe bietet jeweils dienstags (Beginn 18.00 Uhr) in insgesamt 12 Veranstaltungen Vorträge von Professoren und weiteren Experten aus unterschiedlichen Bereichen. Der Soziologe Prof. Dr. Frank Ettrich von der Universität und der Politologe Prof. Dr. Wolf Wagner von der Fachhochschule haben die Reihe gemeinsam konzipiert. Der langjährige Mitorganisator Wolf Wagner wird sich mit der Ringvorlesung und seinem Vortrag am 7. Juli zugleich verabschieden.
Nächster Termin der Reihe:
16. Juni 2009, 18 Uhr, Audimax der Fachhochschule Erfurt, Altonaer Straße 25, „Bildungskrise“, Prof. Dr. Hans Merkens, Freie Universität Berlin.