Universität Erfurt

Die Götter der Anderen: Pressemitteilung Nr.: 80/2008 - 16.05.2008

„Religion ist in den aktuellen Diskussionen über das nicht immer konfliktfreie Zusammenleben von Menschen verschiedener Kulturen ein wichtiges Argument. Auch im antiken Griechenland und Rom spielte Religion im Umgang mit dem Fremden eine wichtige Rolle“, so Dr. Katarina Waldner. Die Religionswissenschaftlerin von der Universität Erfurt wird die nächste Ringvorlesung am 20. Mai zu der Thematik „Die Götter der Anderen: Fremde Religion in der Antike“ bestreiten.

Jeder antike Stadtstaat verehrte eine bestimmte Zahl von Göttern, die durch die Einführung neuer Götter im Prinzip beliebig erweitert werden konnte, fremde Götter konnten außerdem integriert werden, indem man sie mit den eigenen gleichsetzte. „Aus moderner Perspektive entsteht dadurch der Eindruck, dass polytheistische Religionen dem Fremden gegenüber ‚toleranter’ waren als der Monotheismus“, stellt Waldner fest. „Doch ebenso wie das begehrte Bürgerrecht nicht jedem verliehen wurde, versuchte man zu kontrollieren, welche Götter von wem eingeführt wurden“. Umgekehrt sei man gleichzeitig bestrebt gewesen, Fremde durch ihre Teilnahme an den traditionellen Kulten zu integrieren. Sei es zu Konflikten gekommen, so richteten sich Vorurteile und Kritik nicht gegen die fremden Götter, sondern gegen die Kultpraxis ihrer Verehrer: diese wurde als „unsittlich“ und „abergläubisch“ abgelehnt. Der Vortrag erläutert diese Zusammenhänge anhand von Fallbeispielen aus dem Klassischen Athen (4. Jh.v.Chr.), dem hellenistischen Thera (2. Jh.v.) und dem kaiserzeitlichen Rom (1. Jh. n.Chr.)

Katharina Waldner studierte Philologie (Gräzistik und Latinistik) und Archäologie in Zürich und Berlin. 1997 promovierte sie an der Universität Zürich mit einer Arbeit zu „Geschlechterdifferenz und Initiation“ in der antiken griechischen Polis. Von 2002 an arbeitete sie am DFG-Forschungsprojekt „Römische Reichs- und Provinzialreligion“ am Seminar für Religionswissenschaft der Universität Erfurt mit. Seit Oktober 2007 ist sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Seminar für Religionswissenschaft und nimmt stellvertretend die Aufgaben der Juniorprofessur „Theorie und Geschichte antiker Religionen“ wahr.

Die gemeinsame Ringvorlesung von Universität und Fachhochschule Erfurt im Sommersemester 2008 steht unter dem Titel „Das Fremde - Faszination und Bedrohung“. Die mit Unterstützung der Stadtverwaltung Erfurt und der Universitätsgesellschaft Erfurt e.V. veranstaltete und von der Thüringer Allgemeine präsentierte populäre Reihe bietet jeweils dienstags (Beginn 18.00 Uhr) im Rathausfestsaal in insgesamt 12 Veranstaltungen Vorträge von Professoren und weiteren Experten aus unterschiedlichen Bereichen.

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