Universität Erfurt

„Das Fremde - Faszination und Bedrohung“ : Pressemitteilung Nr.: 53/2008 - 10.04.2008

„Viel spricht dafür, dass das Begriffspaar des ‚Fremden und des Eigenen’ die Kulturgeschichte des Menschen begleitet. Diese Gegenüberstellungen von Zugehörigkeit und Nicht-Zugehörigkeit, von Innen und Außen, von Mitgliedern und Nicht-Mitgliedern leiten, so haben uns viele Forschungen gelehrt, die Wahrnehmung und Beschreibung von Gruppen“, so Privatdozent Dr. Alexander Thumfart von der Universität Erfurt. „Dabei sind diese Differenzsetzungen zwischen den Gesellschaftsmitgliedern und den ‚Anderen’ historisch variabel, instabil, veränderbar und immer auch gemacht und sozial konstruiert“, so der Sozialwissenschaftler. Das „Andere“, das „Fremde“ und das „Eigene“ definierten sich augenscheinlich gegenseitig und sind abhängig vom jeweiligen Standpunkt. In diesen wechselseitigen Bestimmungen changiere aber auch die Qualifizierung des „Fremden“ beträchtlich. Das Fremde könne die Sehnsucht nach dem (ganz) Anderen sein, das Versprechen und die anziehende Faszination des Ungewohnten, wie andererseits auch das Furchteinflössende, Lähmende und Bedrohliche, das es abzuhalten und zu bannen gelte, stellt Thumfart, der zusammen mit dem Politologen Professor Dr. Wolf Wagner von der Fachhochschule die neue Veranstaltungsreihe organisiert hat, fest. Der enormen Bandbreite, die dem Thema, Bild und Begriff des „Fremden“ eigen ist, widmet sich die nunmehr 16. gemeinsame Ringvorlesung von Universität und Fachhochschule Erfurt in diesem Sommersemester: „Das Fremde - Faszination und Bedrohung“.

Seit mehr als 8 Jahren, also beinahe seit ihrer Neugründung in den neunziger Jahren, veranstaltet die Universität Erfurt Ringvorlesungen zu Themen der Zeit. Adressat der Vorlesungsreihe ist ein breiteres, also nicht ausschließlich akademisches Publikum aus Stadt und Region. Die Reihe ist zu einem festen Bestandteil der öffentlichen Darstellung der Universität geworden. Gleichzeitig sind die Vorlesungen Lehrveranstaltungen im Studienbereich Studium Fundamentale. Wie schon in vielen vergangenen Semestern, wird auch diesmal die Fachhochschule Erfurt Mitveranstalterin sein. Medienpartnerin ist wiederum die „Thüringer Allgemeine“, die größte Tageszeitung in der Region. Federführend für die Ringvorlesung im Sommersemester sind Privatdozent Dr. Thumfart von der Universität Erfurt und Professor Wagner von der Fachhochschule.

Den ersten Vortrag in der Reihe mit dem Titel Fremdenfeindlichkeit und Politik“ hält Prof. Dr. Wolf Wagner von der Fachhochschulschule Erfurt am Dienstag (15. April 2008) um 18.00 Uhr im Rathausfestsaal, Fischmarkt 1. In seinem Vortrag wird Wagner das Thema unter drei Aspekten behandeln: Zuerst die Geschichte des Fremden und der Politik, wo sich herausstellen wird, dass das Fremde weitgehend als eine Konstruktion der Politik entstanden ist. Dann die Entstehungsbedingungen von Fremdenfeindlichkeit und Fremdenfeindlichkeit in modernen Gesellschaften im internationalen Vergleich. Schließlich den Aspekt wie Politik Fremdenfeindlichkeit nutzt oder gar selbst für ihre Zwecke erzeugt. Am Schluss wird Wagner die Mechanismen aufzeigen, die von der Fremdfeindlichkeit zum Massaker und Bürgerkrieg führen können.

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