Um das Alter von acht Monaten herum fangen Babys relativ plötzlich an, beim Anblick von ihnen unvertrauten Personen verunsichert zu reagieren und sich zum Schutz in die Nähe ihnen vertrauter Personen zu begeben, um sich dort wieder zu beruhigen. Diese Reaktion - als „Fremdeln“ -bekannt steht im Mittelpunkt des Ringvorlesung von Professor Dr. Bärbel Kracke am Dienstag (24. Juni 2008) um 18 Uhr im Erfurter Rathausfestsaal.
Aus entwicklungspsychologischer Perspektive wird beleuchtet, wie es dazu kommt, dass Babys, die bis zu diesem Zeitpunkt immer offener der Welt gegenüber geworden sind und diese zunehmend selbstständig krabbelnd erforschen, ängstlicher werden und warum sich Kinder in dem Ausmaß ihrer Rückzugsreaktion so stark unterscheiden. Dazu werden Erkenntnisse zu Hirnreifungsprozessen, zum Temperament von Kindern und zu sozialen Erfahrungen, die mit dem Fremdeln im Zusammenhang stehen, vorgestellt.
Bärbel Kracke ist seit 2004 Professorin für Entwicklungs- und Erziehungspsychologie und seit Januar 2008 auch Vizepräsidentin der Universität Erfurt. Sie studierte Psychologie an der Technischen Universität Berlin, promovierte 1992 an der Justus-Liebig-Universität Gießen und habilitierte sich 2001 an der Universität Mannheim. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Psychische Begleiterscheinungen des körperlichen Entwicklungstempos im Jugendalter; Individuation in der Eltern-Kind-Beziehung; Wahrnehmung des sozialen Wandels; Berufsorientierung Jugendlicher sowie die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie als individuelle und familiale Entwicklungsaufgabe.
Die gemeinsame Ringvorlesung von Universität und Fachhochschule Erfurt im Sommersemester 2008 steht unter dem Titel „Das Fremde - Faszination und Bedrohung“. Die mit Unterstützung der Stadtverwaltung Erfurt und der Universitätsgesellschaft Erfurt e.V. veranstaltete und von der Thüringer Allgemeine präsentierte populäre Reihe bietet jeweils dienstags (Beginn 18.00 Uhr) im Rathausfestsaal in insgesamt 12 Veranstaltungen Vorträge von Professoren und weiteren Experten aus unterschiedlichen Bereichen.