Am 26. Januar 2003 verstarb in Bonn die Orientalistin Annemarie Schimmel. International galt sie als eine der namhaftesten Gelehrten, vielleicht als die bedeutendste, die Deutschland auf dem Gebiet der Islamwissenschaft in der jüngsten Vergangenheit hervorgebracht hatte.
Annemarie Schimmel wurde 1922 in Erfurt geboren und verbrachte hier ihre Jugend.
Die ersten Kenntnisse des Arabischen vermittelte ihr der Erfurter Lehrer und Lektor an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Dr. Hans Ellenberg. Annemarie Schimmel durfte zwei Schuljahre überspringen legte bereits mit 16 Jahren das Abitur ab. Sie studierte ab 1939 an der Friedrich-Wilhelms-Universität (heute Humboldt-Universität) in Berlin zunächst Chemie und Physik, später dann Arabistik und Islamwissenschaften.
Am 20. November 1941 wurde sie mit der Doktorarbeit Die Stellung des Kalifen und der Qadis im spätmittelalterlichen Ägypten mit magna cum laude an der Universität Berlin promoviert. Bis Kriegsende war sie im Auswärtigen Amt unter Joachim von Ribbentrop als Übersetzerin tätig. Von Mai bis September 1945 wurde sie als Angehörige des Amtes durch die US-amerikanischen Behörden in Marburg interniert.
An der dortigen Universität habilitierte sie 1946 mit nur 23 Jahren und promovierte 1951 mit der Arbeit Studien zum Begriff der mystischen Liebe in der frühislamischen Mystik ein zweites Mal, diesmal in Religionsgeschichte bei dem von ihr sehr verehrten Religionshistoriker Friedrich Heiler.
Im Jahr 1953 ernannte sie die Universität Marburg zur außerplanmäßigen Professorin. Einen ordentlichen Lehrstuhl gab es aber für sie in Deutschland nicht.
1954-1959 war sie Lehrbeauftragte an der Theologischen Fakultät in Ankara.
Ab 1961 war Annemarie Schimmel außerplanmäßige Lektorin und später Honorarprofessorin am Seminar für Orientalische Sprachen der Universität Bonn. In ihrer Zeit in Harvard (1967 bis 1992) baute sie ein Institut für indo-islamische Kultur auf und bekleidete dort eine gleichnamige Professur.
Von 1992–1993 war sie auch an der Universität Edinburgh tätig.
1997 wurde sie schließlich in das Kuratorium der neu gegründeten Universität Erfurt berufen. Aus Verbundenheit mit ihrer Heimatstadt vermachte sie der Erfurter Universität einen Teil ihres Nachlasses.
Einige Tausend Bücher des Bestandes der Universitätsbibliothek tragen nun das Exlibris Annemarie Schimmel. Eine Besonderheit stellt die beeindruckende Sammlung von Orden, Ehrendoktoraten und anderen Auszeichnungen dar, die der Orientalistin verliehen wurden.
Zeit ihres Lebens setzte sich Annemarie Schimmel für ein besseres Verständnis des Islams im Westen und für ein friedliches Miteinander von Muslimen und Nicht-Muslimen ein.
Detail Vitrine 9: Pakistanischer Verdienstorden
Sitara-i-Quaid-i-Azam / Pakistan, Präsident, Ayub Khan. Verliehen an Annemarie Schimmel, Rawalpindi am 14.08.1965; Messing.
Achtzackiger goldener Stern, Durchmesser 71 mm, mit goldenen Strahlen zwischen den Zacken. Zentrum emailliert in violett mit goldener Inschrift in Urdu: "Iman, Ittihad, Nazam" (Glaube, Einheit, Ordnung). Band: Hellgrauer Untergrund, violett gestreift.
Der Orden befindet sich in einem mit grün lackiertem Kunstleder überzogenen Etui, 110x155x32 mm. Der Orden ist in grünen Samt gebettet; der Deckel mit weißer Seide überzogen. Der Name des Ordens in wörtlicher Übersetzung lautet: Stern des Großen Führers.
Annemarie Schimmel erhielt im Laufe ihres Lebens zahlreiche Orden, Ehrenzeichen und Ehrenurkunden für Ihre Verdienste um die Verständigung zwischen islamisch und christlich geprägten Ländern.
Signatur: NSchi2