Universität Erfurt

Ringvorlesung: „Kindheiten des Globalen Südens“ 06.12.2018

Im Rahmen der öffentlichen Ringvorlesung von Universität und Fachhochschule Erfurt findet am kommenden Dienstag, 11. Dezember, der nächste Vortrag statt. Referent ist Professor Dr. Manfred Liebel von der Fachhochschule Potsdam. Er spricht zum Thema: „Wider die postkoloniale Eroberung und Homogenisierung von Kindheiten des Globalen Südens“. Beginn ist 18 Uhr im Audimax der Fachhochschule Erfurt, der Eintritt ist frei.

Eroberung und Homogenisierung von Kindheiten umfassen materielle und ideologische Dimensionen. Zum einen bedeuten sie, dass das Leben von Kindern des Globalen Südens durch die wachsende weltweite soziale Ungleichheit bestimmten Zwängen unterworfen wird und vielfältig überlieferte Kindheiten zerstört und nach dem Muster „westlicher“ Kindheit zu homogenisieren versucht werden. Zum anderen bedeuten sie, dass das „westliche“, als einzig „modern“ oder besonders „fortschrittlich“ geltende Kindheitskonzept über bestimmte Politiken und Entwicklungsprogramme den Menschen in anderen Regionen der Erde aufgedrängt und übergestülpt wird. Dadurch werden die in diesen Regionen über Jahrhunderte bestehenden und sich verändernden Lebensformen und Muster von Kindheit abgewertet, marginalisiert und letztlich ihrer Grundlagen und ihres Sinns beraubt. Von postkolonial spricht Manfred Liebel, da es sich um Vorgänge handelt, die nach der formalen Beendigung der kolonialen Eroberung in versteckter und teilweise humanistisch verbrämter Weise fortgesetzt werden.

In seinem Vortrag wird er zunächst der Frage nachgehen, wie sich die Globalisierung auf das Leben der Kinder auswirkt und ob heute von einer globalen Kindheit (im Singular) oder eher von globalisierten Kindheiten (im Plural) gesprochen werden sollte. Anschließend legt er dar, dass die Globalisierung nicht zu einer Homogenisierung der Welt führt, sondern mit einer wachsenden materiellen Ungleichheit zwischen dem Globalen Norden und Globalen Süden einhergeht und die ideologische Dominanz des Globalen Nordens verstärkt. Im zweiten Teil des Vortrags verdeutlicht Liebel, warum und in welcher Weise postkoloniale Theorien für das Verständnis dieser Prozesse hilfreich sind und wie sich die postkolonialen Machtverhältnisse in eurozentrisch beschränkten und auf Homogenisierung gerichteten Kindheitspolitiken reproduzieren. Der Vortrag endet mit einem Ausblick, was dies für die Subjektivitäten der Kinder des Globalen Südens bedeutet und wie Kinder darauf antworten.

Dr. phil. Manfred Liebel ist Professor a.D. für Soziologie an der Technischen Universität Berlin, Mitgründer und ehemaliger Leiter des weiterbildenden Master-Studiengangs „Childhood Studies and Children’s Rights (MACR)“ an der Freien Universität Berlin sowie Schirmherr des gleichnamigen Master-Studiengangs an der Fachhochschule Potsdam. Er ist zudem stellvertretender Vorsitzender des Beirats der National Coalition Deutschland – Netzwerk zur Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention und Berater der Bewegungen arbeitender Kinder und Jugendlicher in Lateinamerika und Afrika.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.uni-erfurt.de/ringvorlesung.

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