Universität Erfurt

Off Campus: Henriette und Toni organisieren Barcamps für Jugendliche in ganz Thüringen 19.10.2018

„Vorsicht, Demokratie!“ heißt das Projekt, das die zwei Masterstudierenden Henriette und Toni leiten. Der Titel soll dabei nicht vor der Demokratie warnen, sondern vielmehr darauf hinweisen, dass sie keine Selbstverständlichkeit ist und von Mitwirkung lebt. Und genau dafür sollen die jugendlichen Projektteilnehmer sensibilisiert werden. Wie das Ganze genau abläuft?

Henriette und Toni organisieren das Projekt "Vorsicht Demokratie"

 „Noch bis Ende des Jahres 2019 wollen wir in jedem Thüringer Landkreis jeweils zwei Barcamps für Jugendliche zwischen 14 und 21 Jahren anbieten. Aktuell haben wir schon über die Hälfte unseres Ziels geschafft“, erklärt Toni. „Es war uns sehr wichtig, dass nicht nur die großen Städte, wie Erfurt, Jena oder Weimar von dem Angebot profitieren, sondern dass wir auch die Jugendlichen in den ländlichen Regionen erreichen. Ob Schulklasse, Verein oder Jugendclub ist dabei egal, nur mindestens 15 Jugendliche sollten es sein, damit das Barcamp-Konzept funktioniert.“

Denn das Projekt in Form von Barcamps anzubieten, ist ein elementarer Bestandteil von „Vorsicht, Demokratie“. Die Besonderheit dieser Herangehensweise ist, dass die Jugendlichen nach einem kurzen Impulsvortrag völlig frei Themen sammeln können, die später demokratisch abgestimmt werden. Danach wird in Kleingruppen diskutiert, wobei der Austausch in den sogenannten „Sessions“ über die ganze Zeit auf Augenhöhe stattfindet. „So ist jedes Barcamp wie ein Tag gelebte Demokratie“, erklärt Henriette. „Und obwohl die Teilnehmer die Themen selbst bestimmen können, ist in den meisten Fällen der Bezug zur Politik da. Dabei gibt es einige Schwerpunkte, die immer wieder auftauchen, wie z.B. Mobilität, Mobbing oder die Neuen Medien. Auch die Themen rund um den Bereich Vielfalt kommen sehr häufig vor – von Homosexualität bis hin zu Rassismus, Heimat und Identität. Gerade im ländlichen Raum war dieser Themenkomplex sehr gefragt.“ Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Barcamps besteht in dem gezielten Einsatz von Online-Medien – sowohl durch die zwei Organisatoren als auch durch die Teilnehmer. „Wir stellen iPads zur Verfügung, auf denen die Ergebnisse der einzelnen Gruppendiskussionen dokumentiert und von allen eingesehen werden können. So besteht für die Jugendlichen auch die Möglichkeit in eine andere Session zu wechseln, in die sie sich lieber einbringen möchten“, erklärt Toni. Zudem können die Jugendlichen auch ihre Smartphones zur Recherche nutzen. Die Ergebnisse werden am Ende in Form von Hashtags zusammengefasst. „Ziel des Ganzen ist es, die Teilnehmer für eine positive Nutzung der Online-Medien zu sensibilisieren und den verantwortungsvollen Umgang mit dem Internet, Social Media und Co. zu schulen“, erklärt Toni. Und auch für die jeweilige Organisation, wie z.B. die Schule, kann das Projekt durchaus gewinnbringend sein und eine Alternative zum klassischen Frontalunterricht aufzeigen. „Wir haben schon viel positives Feedback bekommen und werden oft gebeten, noch einmal an den gleichen Ort zu kommen. Dadurch, dass die Themen selbst bestimmt werden können, fühlen sich die Schüler ernstgenommen. Allgemein haben wir den Eindruck, dass die Jugendlichen oft viel fitter sind, als sie eingeschätzt werden“, erzählt Henriette.

Was die zwei motiviert, neben dem Studium der Staatswissenschaften mit ihren Barcamps durch Thüringen zu touren? „Wir sehen ‚Vorsicht, Demokratie‘ als Chance, den universitären ‚Elfenbeinturm‘ einfach mal zu verlassen und die Theorie aus dem Studium in die Gesellschaft zu tragen. Das Tolle dabei ist, dass man bereits mit kleinen Sachen viel bewegen kann“, erzählt Toni. „Hinzu kommt, dass wir selbst natürlich auch ganz viel aus diesem Projekt mitnehmen“, ergänzt Henriette. So sammeln die zwei neben den vielen praktischen Erfahrungen und Eindrücken, auch viel Know-how in Sachen Organisation, Planung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und Moderation mit. „Zudem ist es einfach eine schöne Art, Thüringen und die Menschen kennenzulernen und dabei Demokratie für die Jugendlichen erlebbar zu machen“, erzählen die beiden. „Denn Mitbestimmung fängt Zuhause an – im eigenen Dorf, in der eigenen Stadt, in der Heimat.“

Projekt/Hintergrund:

Das Projekt „Vorsicht, Demokratie“ wird vom aktuellen Innovationsfonds des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) unterstützt. Die Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung Thüringen e.V. wird im Zeitraum von 2017 bis 2019 insgesamt 47 Barcamps für junge Menschen in allen Landkreisen und kreisfreien Städten Thüringens durchführen.

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