Freigeist-Fellowship: VolkswagenStiftung fördert Projekt über transnationale Kriminalität 05.09.2018 - Philosophische Fakultät
Die Stiftung unterstützt damit nach eigenen Angaben „junge außergewöhnliche Forscherpersönlich-keiten, die sich zwischen etablierten Forschungsfeldern bewegen und risikobehaftete Wissenschaft betreiben möchten“. Das Stipendium ist mit rund einer Million Euro dotiert und zunächst auf die Dauer von fünf Jahren angelegt.
In dem Projekt untersucht der in Berlin ansässige, kanadische Wissenschaftler die Geschichte abweichender Globalisierung und transnationaler Kriminalität in Deutschland im 20. Jahrhundert und die Rolle Deutschlands in den globalen Netzwerken verbotener Literatur, Finanzbetrügereien und des Handels mit Menschen, Waffen und Rauschgift. „Ich habe schon in meiner Doktorarbeit die Geschichte des Völkerrechts in der DDR erforscht und war überrascht, dass ein so isolierter Staat wie die DDR auch in internationale Schmuggelnetzwerke integriert war“, erläutert Richardson-Little. „Meine Forschung soll nun einen wegweisenden Blick auf die moderne, zweigeteilte deutsche Geschichte in ihren weltweiten Zusammenhängen werfen und dabei aufzeigen, wie die Globalisierung im Lauf des 20. Jahrhunderts als Katalysator für diese internationalen Netzwerke in der Mitte Europas diente.“
Dafür wird Richardson-Little mit der Professur für Globalgeschichte im 19. Jahrhundert am Historischen Seminar sowie dem Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt eng zusammenarbeiten und von der hiesigen Expertise im Bereich Karten und Digitalisierung profitieren. „Für mich ist das Freigeist-Fellowship eine spannende Gelegenheit, neue interdisziplinäre Forschung in einer äußerst stimulierenden Umgebung zu betreiben“, sagt der Forscher. „Die Chance, dieses Projekt eigenständig zu konzipieren und durchzuführen, ist einmalig. Ich freue mich sehr auf die Herausforderung und darauf, dieses neue Kapitel meiner wissenschaftlichen Karriere in Erfurt zu beginnen.“
Die Bewilligung der VW-Stiftung umfasst neben Sachmitteln und Mitteln für die Projektleitung durch Ned Richardson-Little auch die Förderung von zwei Postdoktorandenstellen sowie die Mittel zur Beschäftigung wissenschaftlicher und studentischer Hilfskräfte. Im Projektverlauf sind verschiedene Workshops geplant. Die Ergebnisse des Forschungsprojektes sollen nach dessen Abschluss in einer Publikation veröffentlicht werden.
Dr. Ned Richardson-Little hat ein Geschichtsstudium an der McGill University im kanadischen Montréal absolviert und wurde an der University of North Carolina at Chapel Hill (USA) promoviert. Für seine Dissertation wurde er vom Deutschen Historischen Institut (Washington, DC) mit dem Fritz Stern Dissertationspreis ausgezeichnet; 2019 wird sie unter dem Titel “The Human Rights Dictatorship: State Socialism, Revolution, and the Rise of Global Human Rights in East Germany 1945–1990” von der Cambridge University Press veröffentlicht. Von 2014 bis 2018 war Richardson-Little wissenschaftlicher Mitarbeiter an der University of Exeter (UK) mit dem vom Leverhulme Trust unterstützten Projekt „1989 after 1989: The Collapse of State Socialism in a Global Perspective“.