In der gemeinsamen Ringvorlesung von Fachhochschule und Universität Erfurt „Rechtsextremismus, Rechtspopulismus, Fremdenfeindlichkeit – Spurensuche in Geschichte und Gegenwart“ spricht am Dienstag, 13. November, Dr. habil. Christel Gärtner von der Universität Münster über „Nationalsozialismus als kollektives Deutungsmuster und sinnstiftendes Identitätsangebot“. Beginn ist um 18 Uhr im Audimax der Universität, der Eintritt ist frei.
In ihrem Vortrag wird Gärtner ein als positiv erlebtes, kollektives Deutungsmuster der sogenannten nationalsozialistischen Volksgemeinschaft herausgreifen, nämlich das der „Solidarität“, und entlang der Erfahrungen von Angehörigen der Generation(en), die sich im Nationalsozialismus konstituiert haben, zeigen, wie dieses zu einem sinnstiftenden Bestandteil des Identität wurde. Neben der Bedeutung der Gemeinschaft für die solidarische Praxis sowie den Zusammenhang von Identität und Solidarität aus sozialisationstheoretischer Perspektive, wird sie das Aufgreifen des Begriffs der Volksgemeinschaft durch die Jugendbewegung sowie die Verengung der demokratischen Verwendung in der Weimarer Republik durch die völkische Studentenbewegung und die NSDAP skizzieren. Auf der Basis von Fallmaterial analysiert die Referentin exemplarisch, wie die erfahrene Solidarität der Jugendlichen im Nationalsozialismus zu einem sinnstiftenden Identitätsentwurf werden konnte, die positiv erinnert wird und bis heute Folgen in die politische Urteilsbildung hinein wirkt.
Dr. habil. Christel Maria Gärtner hat Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie studiert und hat sich zum Thema „Generationenspezifische Bewährungsmythen und Habitusformationen. Ein Beitrag zur Validierung eines Modells der Formation historischer Generationen, durchgeführt an Fallbeispielen der Geburtsjahrgänge von 1918 bis 1935 in Deutschland“ habilitiert. Seit 2008 ist sie Mentorin in der Graduiertenschule im Exzellenzcluster „Religion und Politik der Kulturen der Vormoderne und Moderne“ der Universität Münster. Arbeits- und Forschungsschwerpunkte von Dr. Gärtner sind Kultur- und Religionssoziologie, Sozialtheorien und Mikrosoziologie, Professions- und Mediensoziologie sowie Methoden der hermeneutischen und historischen Sozialforschung.
Die nächste Veranstaltung der Ringvorlesung findet dann am Dienstag, 20. November, um 18 Uhr im Audimax der Universität Erfurt statt. Referent ist Prof. Dr. Ulrich Oevermann (Emeritus, Universität Frankfurt a.M.). In seinem Vortrag spricht er über „Die Entstehung des Nationalsozialismus und der Rechtsextremismus heute: Differenzen und Erklärungsprobleme“.