In der gemeinsamen Ringvorlesung von Fachhochschule und Universität Erfurt zum Thema „Rechtsextremismus, Rechtspopulismus, Fremdenfeindlichkeit – Spurensuche in Geschichte und Gegenwart“ spricht am Dienstag, 27. November, um 18 Uhr im Audimax der Universität Erfurt Dr. Eckart Schörle vom DBG-Bildungswerk Thüringen, über „Historische Bildung als Prävention gegen rechtsextreme Orientierungen? Erinnerungspolitik vor Ort“. Der Eintritt ist frei.
Wenn rechte Übergriffe und Gewalttaten wieder einen neuen Höhepunkt erreichen, wird oft der Ruf nach Pädagogen und Sozialwissenschaftlern laut. Sie sollen das in Griff bekommen, was die Gesellschaft bis dahin versäumt hat. Doch schnelle Lösungen kann auch die Pädagogik nicht liefern. Welche Möglichkeiten aber hat die historisch-politische Bildung, um langfristig gegen rassistisches und antisemitisches Gedankengut in der Bevölkerung vorzugehen? Inwieweit trägt das Wissen um historische Ereignisse überhaupt zu einem kritischen Bewusstsein bei? Welche Chancen und Grenzen sind bei der Bildungsarbeit in Gedenkstätten und Schulen, aber auch in der lokalen Erinnerungspolitik auszumachen? Diesen und anderen Fragen geht der Erfurter Historiker Dr. Eckart Schörle in seinem Vortrag nach. Er hat sich in den vergangenen Jahren nicht nur intensiv mit dem Nationalsozialismus in Erfurt befasst, sondern auch im Rahmen verschiedener lokalhistorischer Projekte mit Aspekten der Geschichtsvermittlung auseinandergesetzt.
Eckart Schörle studierte Geschichte, Politik und Philosophie in Gießen und Göttingen. In Erfurt wurde er mit einer Studie über die Geschichte des Lachens promoviert, die 2005 unter dem Titel „Die Verhöflichung des Lachens. Lachgeschichte im 18. Jahrhundert“ im Aisthesis-Verlag erschien. Er engagiert sich seit mehr als zehn Jahren in der Projektgruppe „Erfurt im Nationalsozialismus“ beim DGB-Bildungswerk Thüringen e.V., die sich mit Stadtrundgängen und anderen Veranstaltungen zur lokalen NS-Geschichte inzwischen fest in der Stadt etabliert hat. Außerdem war er viele Jahre im Förderkreis „Geschichtsort Topf und Söhne“ aktiv. Zuletzt erschien bei der Landeszentrale für politische Bildung in Thüringen eine Publikation über die berüchtigte antisemitische Presseagentur „Weltdienst“, die Erfurt ihren Sitz hatte, sowie ein Buch über das frühe Lager Feldstraße im Stadtteil Ilversgehofen, das er zusammen mit seinem Kollegen Sascha Münzel herausgab. Aktuell arbeitet er zusammen mit Christoph Kreutzmüller an einem Buch über jüdische Gewerbebetriebe in Erfurt während der Weimarer Republik und der Zeit des Nationalsozialismus. Eckart Schörle ist außerdem Redakteur und Herausgeber der wissenschaftlichen Zeitschrift „WerkstattGeschichte“ und arbeitet als Verlagslektor in Erfurt.
Die nächste Veranstaltung findet am Dienstag, 4. Dezember, statt. Dann spricht Dr. Dietmar Molthagen, Friedrich-Ebert-Stiftung, zum Thema „In der Mitte der Gesellschaft. Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland und Europa“.
Weitere Informationen unter: www.uni-erfurt.de/ringvorlesungen