Der Vorstand der Stiftung Ettersberg hat apl. Prof. Dr. Alexander Thumfart von der Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Erfurt in den wissenschaftlichen Beirat berufen. Dieser ist unter anderem an der Erstellung des Jahresprogrammes der Stiftung beteiligt, begleitet einzelne Veranstaltungen und diskutiert über Schwerpunktsetzungen in der politischen Bildungsarbeit.
„Ich empfinde es als eine ausgesprochene Ehre, in den wissenschaftlichen Beirat der Stiftung berufen worden zu sein“, erklärt Professor Thumfart. „Die Idee zur Stiftung stammt ja von Jorge Semprun, der von der Gestapo ins Konzentrationslager Buchenwald deportiert wurde. Semprun hat es in seinen vielfach ausgezeichneten Werken immer als eine seiner zentralen Aufgaben angesehen, aus der Erinnerung der Überlebenden an Willkür, Grausamkeit, Krieg und De-Humanisierung Leitlinien und Leitwerte für menschliches, zugewandtes, aufrichtiges und demokratisches Handeln zu gewinnen. Wenn ich mithelfen kann, in unserer Öffentlichkeit die Empathie im Umgang zwischen Menschen zu befördern, die wechselseitige Achtung einzuüben und eine auf Wissen um die Schrecknisse beruhende Kultur der Achtsamkeit zu stützen, würde mich das sehr stolz machen.“
Die 2002 gegründete Stiftung Ettersberg ist der vergleichenden Erforschung europäischer Diktaturen im 20. Jahrhundert und ihrer demokratischen Transformation gewidmet. Sie soll zur historischen Aufarbeitung und der vergleichenden Analyse von Diktaturen faschistischer, nationalsozialistischer und kommunistischer Provenienz sowie autoritärer Regime beitragen, ihre Herrschaftsmechanismen, Alltagswirklichkeiten und die sie tragenden Kräfte, aber auch die Bedeutung von Opposition und Widerstand gegen autoritäre und totalitäre Unterdrückung herausarbeiten und die Erinnerung an die Opfer diktatorischer Gewalt wach halten. Sie soll sich darüber hinaus mit den Problemen der „Bewältigung“ von Vergangenheit, Fragen des Übergangs von der Diktatur zur Demokratie und den Stabilitätsbedingungen von freiheitlicher Demokratie beschäftigen. Neben diesen Bildungsaufgaben und Formen des Demokratielernens will sie ein Forum der internationalen Begegnung, der Besinnung, des Gedenkens, der Anregung und nicht zuletzt der kritischen Analyse von Gegenwartsentwicklungen sein. Die Stiftung Ettersberg führt Seminare, Kolloquien und Vortragsveranstaltungen durch, hat eine Schriftenreihe und wird sich auch mit dem Gedenkort „Andreasstraße“ in Erfurt beschäftigen.