Auf eine Suche „nach der authentischen Antike“ lädt das Forschungszentrum Gotha am Donnerstag, 29. Juni, alle Interessierten in das Pagenhaus auf Schloss Friedenstein ein. Ab 17.15 Uhr referiert dort Dr. Michael Matzke über Giovanni da Cavino und die Paduaner.
Die Renaissance ist nicht nur ein intellektueller Prozess, der auf Literatur und Überlieferung beruhte. Auch die bildenden Künste, Städte und Alltagsgegenstände sollten nach dem Vorbild der Antike erneuert werden. So wurden antike Kunst- und Alltagsobjekte als authentische Zeugnisse der idealisierten Vergangenheit gesammelt. Man imitierte aber auch antike Bildwerke und versuchte sie zu übertreffen – nicht nur künstlerisch, sondern auch technisch. Ein Zentrum für die Auseinandersetzung mit der Antike war die venezianische Universitätsstadt Padua. Dort entstanden zahlreiche Werke nach antiken Vorbildern (all’antica). Einer der wichtigsten Meister derartiger Werke war Giovanni da Cavino (1500–1570), der in Zusammenarbeit mit Alessandro Bassano und anderen Sammlern und Gelehrten die allseits geschätzten Sesterzen der Caesaren künstlerisch und technisch so perfekt nachschuf, teils sogar gegenüber den antiken Vorlagen „verbesserte“, dass sie noch heute immer wieder für antike Originale gehalten werden.
Das Basler Amerbach-Kabinett verfügt über einen weltweit einzigartigen Bestand an all’antica-Medaillen und Plastiken der Renaissance, deren Provenienz Einblicke in diese praktische und handgreifliche Auseinandersetzung von Künstlern und Sammlern mit der antiken Sachkultur gibt.
Dr. Michael Matzke ist seit 2006 Kurator am Münzkabinett des Historischen Museums Basel und arbeitet zudem seit 2015 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Inventar der Fundmünzen der Schweiz (IFS, Bern).