Mit dem Ziel, Erfahrungen auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen, besuchten Vertreter der äthiopischen Mekelle University in der vergangenen Woche die Universität Erfurt. Die äthiopische Hochschule feiert in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen und möchte ihr Angebot stetig verbessern und weiterentwickeln. Vor diesem Hintergrund verbrachte die vierköpfige Delegation von Politik- und Geschichtswissenschaftlern eine Woche an der Universität Erfurt. „Wir sind uns bewusst, dass exzellente Wissenschaft vom internationalen Austausch lebt. Deswegen arbeitet unsere Universität bereits mit verschiedenen Institutionen auf der ganzen Welt zusammen“, erklärt Chalachew Wassie Wollie, Leiter der Qualitätssicherung an der Mekelle University, und führt weiter aus: „Bei der weiteren Entwicklung unserer Studien- und Promotionsprogramme möchten wir von den Erfahrungen der Universität Erfurt lernen, sowohl aus Erfolgen als auch aus Fehlentscheidungen.“ Wie es zur Idee für den Besuch kam? „Im Rahmen eines Dozentenaustauschs war ich seinerzeit für einen Monat an der Mekelle University. Die äthiopischen Kollegen interessierten sich sehr für die Abläufe und Strukturen an einer deutschen Universität sind“, erklärt Iris Schröder, Professorin für Globalgeschichte des 19. Jahrhunderts am Historischen Seminar der Universität Erfurt und am Forschungszentrum Gotha. „Und so kamen wir auf die Idee für einen ‚Gegenbesuch‘“. Gesagt, getan. „Unsere Gäste haben viel über die akademischen Standards und Strukturen an der Universität erfahren. Besonders interessierte sie dabei wie Forschung und Lehre bei uns funktionieren, wie unsere Master-Programme organisiert sind und wie die Betreuung der Promovierenden läuft“, erzählt Prof. Dr. Schröder. Und so stand neben einem Besuch der Willy Brandt School auch eine Bibliotheksführung und ein Gespräch mit dem Dekan der Philosophischen Fakultät, Prof. Dr. Jörg Dünne, auf dem Programm der Delegation. Am zweiten Tag ging es auf den „Campus Gotha“, der einem der Delegationsmitglieder bereits gut bekannt ist: Dr. Haile Muluken Akalu ist seit Februar dieses Jahres Fellow am Forschungszentrum Gotha und wirkt am Kooperationsprojekt „ETHIOMAP“ mit, in dem seit mehr als einem Jahr gemeinsam gearbeitet wird. Darin geht es um die systematische Erfassung, Klassifikation und Analyse von in der Äthiopien-Forschung vielfach unbekannten historischen Karten aus und zu Äthiopien. „Die Menge an Karten über unser Land war wirklich beeindruckend“, sagt Yohannes Aytenew Ayele, Leiter der historischen Fakultät der Mekelle University. Und so wurde das Projekt „ETHIOMAP“ am Tag darauf auch beim Science Fair der Universität Erfurt vorgestellt, an dem die Delegierten ebenfalls teilnahmen. Begleitet wurden sie dabei von Studierenden, die sich gern dazu bereiterklärt hatten, simultan zu übersetzen. Die Woche endete mit Gesprächen und Workshops, in denen es darum ging, eine Agenda für kommende Projekte zu vereinbaren, gemeinsame Forschungsfelder in den Bereichen Geschichts- und Politikwissenschaften zu diskutieren und einen Austausch von Lehrenden zu planen. „Die Ideen sind sehr vielfältig. Wir möchten beispielsweise mehrere kleine Arbeitsgruppen zu einzelnen Themen bilden und darauf aufbauend eventuell Workshops oder auch Panels auf internationalen Konferenzen organisieren. Gern würden wir es auch Studierenden ermöglichen, die Mekelle University zu besuchen“, berichtet Prof. Dr. Iris Schröder.
„Wir sind sehr dankbar, dass all die verschiedenen Instanzen und Personen der Universität sich die Zeit genommen haben, uns zu treffen und unsere Fragen zu beantworten. Es war eine sehr vielfältige Woche mit einem dichten Programm und intensiven Begegnungen“, erzählt Delegationsmitglied Chalachew Wassie Wollie. Was den Gästen am besten gefallen hat? „Neben dem Science Fair mit dem anschließenden Sommerfest, waren sie sehr von der freundlichen Begrüßung in Erfurt und der Herzlichkeit angetan“, erklärt Prof. Dr. Iris Schröder, die ebenfalls zufrieden mit den vergangenen Tagen ist: „Es war eine spannende, höhepunktreiche Woche, nach der die Zusammenarbeit mit neuem Elan weitergehen kann.“