Internationalisierung gewinnt im Wettbewerb um Ressourcen und Köpfe an den Hochschulen zunehmend an Bedeutung. Nur ein Grund dafür, dass das Thema 2015 auch Eingang in die Ziel- und Leistungsvereinbarungen fand, die die Universität Erfurt für die kommenden Jahre mit dem Land Thüringen getroffen hat. Bereits im Vorfeld der Verhandlungen wurde deutlich, dass Internationalisierung ohne die Aspekte der Interkulturalität nicht gedacht werden kann – erst recht nicht an einer Hochschule, in der der Lehrerbildung eine solche Bedeutung zukommt wie an der Uni Erfurt. Prof. Dr. Heike Grimm, Vizepräsidentin für Internationales, hat vor diesem Hintergrund jetzt eine Internationalisierungsstrategie für die Hochschule vorgelegt.
„Die Gründe für Internationalisierung sind allgemein bekannt. Aufgrund von beschleunigten Globalisierungsprozessen erhöht sich der Bedarf, in internationalen Zusammenhängen zu denken – in Deutschland vor allem auch im Hinblick auf spezifische Herausforderungen wie dem demografischen Wandel. Globalisierte Arbeitsmärkte erfordern ein Umdenken hin zu mehr Internationalisierung an Hochschulen, um die Konkurrenzfähigkeit und interkulturellen Kompetenzen der Studierenden und des wissenschaftlichen Nachwuchses zu erhöhen“, erklärt Grimm. Zugleich sei Internationalisierung ein wichtiges Instrument der Qualitätsentwicklung von Hochschulen, um im globalen Wettbewerb über hochwertige Angebote in Forschung und Lehre attraktiv zu bleiben. „Es ist deshalb wichtig, eine Willkommenskultur zu etablieren, um exzellente Studierende, Nachwuchswissenschaftler und Mitarbeiter gewinnen zu können.“ Im nun vorgelegten Konzept geht es allerdings nicht nur um Wettbewerb: Internationalisierung, Diversität und Interkulturalität zählen zu den wichtigsten Voraussetzungen für innovative Forschung und Lehre. Denn nur in einem Umfeld, das von Weltoffenheit und Toleranz geprägt ist, das den Austausch von Wissen jenseits kultureller Grenzen befördert und für selbstverständlich ansieht, könnten neue Ideen entstehen und Gestalt annehmen. „Exzellente Wissenschaft braucht Diversität und Originalität als Quelle der Inspiration“, ist dich die Vizepräsidentin sicher.
Ihr Papier enthält deshalb nicht nur den Wunsch, mehr ausländische Studierende nach Erfurt zu holen und ihnen innovative (englischsprachige) Programme und dafür entsprechende Rahmen- bzw. Betreuungsprogramme anzubieten, sondern auch mehr Erfurter Studierenden einen Aufenthalt im Ausland sowie eine internationale Berufsqualifizierung zu ermöglichen. Nicht zuletzt in der Lehrerbildung ist Internationalität gefragt: „Das Anforderungsprofil für Lehrerinnen und Lehrer zeichnet sich in zunehmendem Maße durch die Fähigkeit aus, mit heterogenen und durch kulturelle Vielfalt geprägten Lerngruppen pädagogisch erfolgreich umzugehen. Zudem ist die Lebenswelt der Schüler in zunehmendem Maße durch die Auflösung nationaler Bezugsgrößen gekennzeichnet. Ihrer Rolle als Multiplikatoren können Lehrerinnen und Lehrer nur gerecht werden, wenn sie selbst die hierfür unabdingbaren persönlichen interkulturellen Erfahrungen gemacht haben“, sagt Heike Grimm. Aber auch die Forschung an der Universität Erfurt sei ohne internationale Kooperationen und Projekte nicht zukunftsfähig. Um all dies zu ermöglichen, braucht es nicht zuletzt eine gut aufgestellte Verwaltung und eine Infrastruktur, die auf die Mobilität von Wissenschaftlern und Studierenden eingestellt ist und sie fördert. „Die Internationalität ist bei uns sichtbar und spürbar“, sagt Heike Grimm. „Es wird Englisch gesprochen, wir veranstalten internationale Tagungen und Summer Schools, ausländische Wissenschaftler forschen in Erfurt, die Zahl der internationalen Studierenden wächst kontinuierlich und auch das Interesse unserer Studierenden an einem Auslandssemester steigt. Aber wir dürfen nicht müde werden in unseren Anstrengungen, denn Internationalisierung nicht nur profilbildend, sondern essentiell für die Zukunfts- und Innovationsfähigkeit unserer Universität.“