Der am Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien der Universität Erfurt tägige Fellow Prof. Dr. Cornel Zwierlein hat für sein Forschungsvorhaben „Close Distance. Eine Wissensgeschichte europäischer Händlerkolonien in der Levante, 17.-19. Jahrhundert“ ein Heisenberg-Stipendium bekommen. Das Programm zielt auf Wissenschaftler, die bereits alle Voraussetzungen erfüllen, um auf eine unbefristete Professur berufen zu werden, um ihre hochkarätigen Projekte durchführen zu können.
Händlerkolonien vormoderner trading empires waren nicht nur die zentralen Netzwerkknoten für wirtschaftliche Import- und Export-Ströme von Waren und Werten, sondern auch kulturelle und epistemische Einheiten eigener Art. Ausgehend von der Beobachtung, dass für große Teile des Levantehandels und die dortigen (west-)europäischen Akteure die Erforschung der Charakteristik dieser kulturellen und epistemischen Funktionen, Kommunikations- und Repräsentationsleistungen in den vergangenen Jahrzehnten stark vernachlässigt wurde, will das Projekt aus einer wissenshistorischen Perspektive einen Beitrag zur Grundlagenforschung leisten – für die Akteure insbesondere der englischen, französischen und im vergleichenden Ausblick auch für die italienischen und niederländischen Händlerkolonien in der Levante vom 17. bis ins frühe 19. Jahrhundert.
Cornel Zwierlein arbeitet am Max-Weber-Kolleg über frühe Formen der Religionswissenschaft, die eingebettet waren in den Austausch des Netzwerks der mediterranen Konsuln und Händlerkolonien Frankreichs, Englands sowie der Missionare und den gelehrten Gesellschaften Europas wie der Royal Society und der Académie des sciences. Insbesondere konzentriert er sich auf einen wichtigen Erforscher der griechischen Orthodoxie und der Ostkirchen in Frankreich um 1700 – Eusèbe Renaudot, der zugleich die englischen Katholiken als Spion unterstützte und in Nachfolge seines Großvaters Herausgeber der ältesten nationalen Zeitung Frankreichs, der Gazette de France, war.
Prof. Dr. Hartmut Rosa, Leiter des Max-Weber-Kollegs: „Wir freuen uns über den Erfolg von Cornel Zwierlein bei der Einwerbung dieses angesehenen Stipendiums der Deutschen Forschungsgemeinschaft, das ihm ermöglichen wird, sich für seine weitere wissenschaftliche Karriere zu profilieren und wünschen ihm für seine Tätigkeit alles Gute.“