Mit ihrem Projekt „Ziegenzucht für den Unternehmersinn“ wurden Johny Hilaire und Margarette Pierre-Louis mit dem diesjährigen Commitment Award der Willy Brandt School der Universität Erfurt ausgezeichnet. Sie setzten sich dabei gegen sechs andere nominierte Projekte ihrer Kommilitonen durch. Mit dem Preisgeld von 2.500 Euro können die beiden Haitianer nun das Projekt in ihrem Heimatland anstoßen.
Johny Hilaire und Margarette Pierre-Louis möchten den gravierenden sozioökonomischen Problemen in Vialet (Haiti) entgegenwirken und die Einheimischen durch autonomes wirtschaftliches Handeln „aus den Fesseln der Armut“ befreien. Dafür wollen die Public-Policy-Studierenden Ziegen an die Einheimischen verteilen, die die Grundlage für den Aufbau einer nachhaltigen Ziegenzucht bilden sollen. In der Tierzucht und dem Verkauf der Tiere sehen die beiden eine gute und sichere Möglichkeit, mit der die Einwohner von Vialet ihre Bedürfnisse und insbesondere die Ausbildung ihrer Kinder sichern können. Denn der landwirtschaftliche Sektor nimmt in der haitianischen Wirtschaft eine essenzielle Rolle ein. Nichtdestotrotz mangele es an staatlicher Unterstützung, die in Arbeitslosigkeit, Ernährungsunsicherheit, Armut und schließlich in Massenmigration münde. Betroffen seien insbesondere junge Haitianer aus Familien unterer Einkommensklassen. „Wir wollen zunächst eine Einwohnerversammlung einberufen, die dann fünf Personen in ein Entscheidungskomitee beruft. Als legitimierte Vertreter sollen sie dann dabei helfen, die ersten 50 Empfänger einer Ziege auszuwählen“, erläutern Johny und Margarette. Ziel ist es, durch die Tierzucht die Zahl der Begünstigten stetig zu steigern. Das Komitee soll das Projekt dabei weitestgehend selbstständig leiten. Darüber hinaus wollen die beiden Studierenden die Zusammenarbeit mit der Kommunalverwaltung fördern, um nicht nur die Sicherheit des Projektes zu garantieren, sondern auch gewährleisten zu können, dass es dem Gemeinwohl in Vialet dient.
Externe Risiken, wie Diebstahl oder Krankheiten, wollen die Koordinatoren des Projektes durch unterschiedliche Maßnahmen minimieren: Neben der Bereitstellung eines gemeinschaftlichen Stalles zur Unterbringung der Ziegen ist die Zusammenarbeit mit einem einheimischen Tierarzt geplant, der für die Versorgung der Tiere zuständig sein wird. Und für die Nachvollziehbarkeit der Eigentumsverhältnisse sollen die Ziegen mit einem Namensschild am Ohr gekennzeichnet werden. Johny hat bereits Erfahrungen in der Projektentwicklung und der Betriebsführung, seine Projektpartnerin Margarette ist fit in Sachen Projektfinanzierung und -leitung. Mit ihrer Aktion wollen sie nun auch andere Haitianer motivieren, sich an einer nachhaltigen Entwicklung ihres Landes zu beteiligen.
Im Wettbewerb um den Commitment Award können alljährlich Studierende der Brandt School beweisen, was sie im Master Public Policy über Nachhaltigkeit und Projektmanagement gelernt haben – gleichzeitig bekommen sie die Chance, durch die Anschubfinanzierung ihre Projektideen Wirklichkeit werden zu lassen. Neben der Erstplatzierung für Johny Hilaire und Margarette Pierre-Louis ging Platz zwei mit einem Preisgeld von 1.500 Euro dieses Jahr an Muhammad Usman Khan und sein Projekt „Meine Stimme – Meine Zukunft“; den dritten, mit 1.000 Euro dotierten Preis erhielt Matenjay Sheriff mit dem Projekt „The Ballon Dieu Youth Football Club“. Alle Auszeichnungen wurden gestern Abend feierlich im ThEx Erfurt verliehen.