Die Bibliotheca Amploniana der Universität Erfurt ist Thema der nächsten Sendung in der MDR-Reihe "Der Osten, entdecke, wo Du lebst". Der Film "Die Amploniana – Luthers Bücherstube" von Ute Gebhardt nimmt die reiche Büchersammlung des spätmittelalterlichen Gelehrten und Mediziners Amplonius Rating de Berka in den Blick, die heute von der Universitätsbibliothek Erfurt bewahrt und für die Forschung zugänglich gemacht wird. Auch Luther griff mit großer Wahrscheinlichkeit auf den damaligen Bestand der "Amploniana" zurück. Ausgestrahlt wird der 30-minütige Film am Reformationstag, 31. Oktober 2017, um 14.30 Uhr.
Die "Bibliotheca Amploniana" gilt als die größte weitgehend geschlossen erhaltene Handschriftensammlung eines spätmittelalterlichen Gelehrten. Ihr Stifter – der Arzt, Gelehrte und zweite Rektor der Universität Erfurt Amplonius Rating de Bercka (1363/65–1435) – übergab 1412 seine Sammlung von 633 Bänden an das ebenfalls von ihm ins Leben gerufene Collegium Amplonianum Erfurt, um seinen und späteren Studenten die Arbeit mit den gesammelten Schriften zu ermöglichen. Unter diesen Studenten war auch der junge Martin Luther. Denn um 1509 von der Erfurter Universität Erfurt zum "baccalaureus sententiarius" ernannt zu werden, musste der spätere Reformator auch die Sentenzen des Petrus Lombardus erläutern, das grundlegende Werk mittelalterlicher Theologie. Es ist eines der bedeutenden Werke, die bis heute in der Erfurter "Bibliotheca Amploniana" stehen.
Für die Filmemacherin Ute Gebhardt war das ein guter Grund, sich die Sammlung zum ausgehenden Reformationsjubiläum noch einmal genauer anzusehen. Sie sprach unter anderem mit dem Leiter der Sondersammlung der Universitätsbibliothek, Thomas Bouillon, sowie mit Historikerinnen der Universität wie Sabine Schmolinsky und Astrid Reinecke. So gibt sie nicht nur tiefe Einblicke in die Geschichte der "Bibliotheca Amploniana", sondern auch in die Entwicklung des Buches und von Büchersammlungen allgemein: "Wer sich mit dem mittelalterlichen Universitätswesen beschäftigt, entdeckt eine faszinierende, heute in vielem fremde Welt, die viele Spuren hinterlassen hat. Nicht nur hinsichtlich der Schriften, die Luther zu lesen hatte. So liegt in der 'Amploniana' auch Meister Eckhardts ältester Armutstext – mit frappierendem Bezug zum Hier und Heute."