Der Zweite Weltkrieg hinterließ das Deutsche Reich als ein verwundetes Land – in Thüringen wie anderswo. Bilder aus dieser Zeit, zumal Filmaufnahmen, sind nicht häufig, denn die wirtschaftliche Lage war schlecht und Filmmaterial teuer. Der aus Gera stammende Regisseur und Kameramann Albert Ammer hat seinerzeit wohl die besten Nachkriegsfilmbilder von Thüringen gemacht, im Auftrag der staatlichen Wochenschau „Der Augenzeuge“. Viele dieser Aufnahmen sind seither nicht mehr gezeigt worden. Im Rahmen der öffentlichen Ringvorlesung „DEFA in Thüringen“, die die Universität Erfurt in diesem Semester anbietet, stellt der Berliner Filmwissenschaftler Dr. Günter Agde am Dienstag, 22. November, ausgewählte Produktionen Ammers aus der Nachkriegszeit vor.
Für die DEFA-Wochenschau drehte der Kameramann vor allem Szenen aus dem Alltagsleben der Menschen, jenseits von Not und Trümmern. Die Sehnsucht nach Normalität im Alltag, trotz schwieriger Lebensbedingungen, zieht sich durch alle seine Sujets. Erstmals werden im Rahmen dieser Veranstaltung auch einige seinerzeit nicht veröffentlichte Filmdokumente präsentiert. „Dass wir diese Bilder heute, rund 70 Jahre nach dieser entbehrungsreichen Zeit, wieder zeigen können, ist schon eine kleine Sensation“, erklärt der Kommunikationswissenschaftler Prof. Dr. Patrick Rössler, gemeinsam mit dem Filmhistoriker Dr. Michael Grisko Organisator der Ringvorlesung.
Noch bis Ende Januar 2017 werden im Rahmen der von der Thüringer Staatskanzlei, der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und der Sparkasse Mittelthüringen unterstützten Vortragsreihe „DEFA in Thüringen“ die vielfältigen Verbindungen zwischen der DEFA und Thüringen in einem Wechsel aus Film und Vortrag thematisiert. Die Veranstaltungen finden jeweils dienstags um 18 Uhr im Haus Dacheröden, Anger 37, in Erfurt statt.