Universität Erfurt

Workshop in Gotha: „Militärisches Wissen vom 16. bis zum 19. Jahrhundert“: 16. Juli 2015

Das Pagenhaus auf Schloss Friedenstein - im Vordergrund: das Herzog-Ernst-Denkmal.
Das Pagenhaus auf Schloss Friedenstein - im Vordergrund: das Herzog-Ernst-Denkmal.

Um „Militärisches Wissen vom 16. bis 19. Jahrhundert“ geht es am 24./25. September bei einem Workshop, zu dem das Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt einlädt.

Die Beziehungen zwischen Militär und Wissen spielten bis jetzt in der historischen Forschung nur eine untergeordnete Rolle. Zwar wurden einzelne Wissensbereiche, etwa Medizin und Ingenieurwissenschaften, vor allem für die Kriegsführung während beider Weltkriege wiederholt in den Blick genommen, jedoch ist diese Betrachtungsweise aus wissensgeschichtlicher Perspektive in mehrerer Hinsicht zu eng gefasst: Erstens reduziert sie das Militärwesen auf den Kriegszustand, zweitens verkürzt sie Wissen auf Wissenschaften und vernachlässigt somit andere gelehrte sowie administrative, soziale oder erfahrungsbasierte Wissensbestände, und drittens setzt sie den zeitlichen Schwerpunkt allein auf die Moderne. Jüngst hat immerhin die Tagung „Militärische Wissenskulturen in der Frühen Neuzeit“ die Fruchtbarkeit wissensgeschichtlicher Zugänge zum Bereich des Militärischen in der Vormoderne illustriert, wobei allerdings vorwiegend Bildungs- und Expertenwissen und dessen Professionalisierung im Zentrum standen. Daran anknüpfend strebt der aus dem Promovierendenprogramm „Wissensgeschichte der Neuzeit“ am Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt hervorgegangene Workshop einen stärker wissenspraxeologischen Zugang an, der zudem bewusst die Epochengrenze um 1800 überschreitet und das ‚lange 19. Jahrhundert‘ einbezieht.

Ziel ist es, in unterschiedlichen Fallstudien die Relationen zwischen Militär und Wissen im Sinne einer ‚neuen Wissensgeschichte‘, die vor allem nach Akteuren und Praktiken fragt, sowohl in Kriegs- als auch in Friedenszeiten zu untersuchen. Dazu sollen die (Re-)Produktionen und Zirkulationen militärischen Wissens in den Blick genommen und zugleich der bislang oft unhinterfragte Zäsurcharakter der Jahre um 1800 kritisch beleuchtet werden. Der Workshop greift damit Ansätze aus der bisherigen Erforschung der vormodernen Verhältnisse von Militär und Wissen auf und führt sie inhaltlich sowie chronologisch weiter.

Das Programm gliedert sich in drei epochenübergreifende Sektionen. Die erste beschäftigt sich mit normativen Entwürfen militärischen Wissens. Dabei wird untersucht, durch welche Handlungsträger militärische Wissensinhalte mit einem festen Geltungsanspruch versehen und Strategien zur Handlungslegitimierung formiert wurden. Im zweiten Schwerpunkt steht eine mögliche Professionalisierung militärischer Wissenskonfigurationen in akteursbezogener Perspektive im Fokus, wobei sich die Spezialisierung militärischen Wissens auf Formen seiner qualifizierten Anwendung bezieht. Die letzte Sektion befasst sich schließlich mit den Zirkulationen von Militärwissen. Hierbei wird u.a. nach den Verflechtungen zwischen „militärischem“ und „zivilem“ Wissensbeständen und den Wegen eines solchen Austauschs gefragt.

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