Die von der Forschungsbibliothek und dem Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt veranstalteten Gothaer Kartenwochen bringen vom 12. Oktober bis 22. November 2015 wieder die kartografischen Traditionen Gothas in das Bewusstsein der Öffentlichkeit. Thematischer Schwerpunkt ist in diesem Jahr das kartografische Leitprodukt des Justus Perthes Verlages: der Stieler Hand-Atlas.
Um 1814/15 unterbreitete der Gothaer Hofbeamte Adolf Stieler dem Verleger Johann Georg Justus Perthes das Projekt eines Handatlasses. Aus dieser Idee, die sich nunmehr zum 200. Mal jährt, entstand einer der bedeutendsten und einflussreichsten Weltatlanten des 19. und 20. Jahrhunderts, der unter dem Markennamen „Der Stieler“ von 1817 bis 1945 insgesamt elf Auflagen erlebte. „Der Stieler“ als Best- und Longseller des Perthes Verlages führte den Verlag nicht nur zu Weltruhm und setzte Maßstäbe in der Kartografie, sondern motivierte zugleich, die letzten „weißen Flecken“ der Erde – die der Handatlas sichtbar machte – zu erforschen. In zwölf Kapiteln spürt die Ausstellung der Geschichte des Stieler Hand-Atlasses nach. Sie würdigt das Wirken der bedeutenden Kartografen des Perthes Verlages, die den „Stieler“ prägten, und gibt Zeugnis über die Innovationen der Kartenproduktion des 19. und 20. Jahrhunderts sowie über die Erkenntnisfortschritte in der letzten Phase des Entdeckungszeitalters. Daneben werden Einblicke in die Betriebswirtschaftsgeschichte, die Werbestrategie und auch zu so mancher Kuriosität rund um den Stieler Hand-Atlas gegeben. Die Ausstellung geht den Spuren des „Stieler“ in Jules Vernes Werken nach und veranschaulicht, wie eng der Erfolg des „Stieler“ mit dem Erfolg des Justus Perthes Verlages verflochten war.
6. Gothaer Kartenwochen
Die Welt in der Hand – 12 Kapitel aus der Geschichte des Stieler Hand-Atlas
12. Oktober bis 22. November 2015 | Spiegelsaal, Forschungsbibliothek Gotha, Schloss Friedenstein
Öffnungszeiten: bis 31.10. Di–So 10–17 Uhr; ab 1.11. Di–So 10–16 Uhr; am 6.11. geschlossen
Eröffnung: Montag, den 12. Oktober, 18.15 Uhr, mit einem Festvortrag von Prof. Dr. Christian Holtorf (Coburg) über „Die Bilder der Arktis. Zur Wissensgeschichte von Raum und Zeit“