„Frauen in Handwerkerberufen. Zur agency der Kölner Zunfthandwerkerinnen in der Frühen Neuzeit“ ist der Titel eines Vortrags von Dr. Muriel González Athenas (Universität Köln), zu dem der Lehrstuhl „Geschichte und Kulturen der Räume in der Neuzeit“ der Universität Erfurt am Mittwoch, 5. November, im Rahmen seines Kolloquiums einlädt. Beginn ist um 18 Uhr im Lehrgebäude 4, Raum D 06.
Frauen, die schmieden, nageln, hämmern, Goldfäden ziehen, an großen Webstühlen sitzen oder Tabakfabriken besitzen, sind in zeitgenössischer Perspektive ungewohnte Bilder. Es gilt in der Arbeitsteilung das Geschlechterprinzip der „typisch weiblichen“ und „typisch männlichen“ Berufe und Tätigkeiten, so auch im Handwerk. Die unterschiedlichsten gesellschaftlichen Mechanismen wirken auf die vergeschlechtlichte Arbeitsteilung bzw. bringen diese erst hervor, und damit ebenso die soziale Bewertung von Arbeit. Für die Erklärung sozialer, politischer und damit auch geschlechterhierarchischer Macht- und Herrschaftsverhältnisse war/ist Arbeit bzw. Arbeitsteilung eine Schlüsselkategorie.
Im Vortrag wird der Frage nachgegangen, ob solche Bewertungen und Arbeitsteilungen vorherrschen, seit es Arbeit in Verbindung mit Entlohnung gibt und wie dieser Konstruktionsprozess ausgesehen hat. Dabei wird die in der Wirtschafts- wie auch in der Handwerksgeschichte vorherrschende „Verdrängungsthese“ überprüft und am Beispiel der Kölner Zunfthandwerkerinnen im 17. und 18. Jahrhundert widerlegt. Die These besagt, dass Frauen nach der Hochzeit der Frauenarbeit im Mittelalter spätestens zur Wende im 16. Jahrhundert aus den Handwerksberufen verdrängt worden seien und sich stärker im Haushalt integrieren. Die Mechanismen der Verdrängung sollen Professionalisierung von Handwerk sowie der Ausschluss der Frauen aus den Zünften gewesen sein.
Auf Grundlage der Analyse von Konflikten zwischen Handwerkern mit der Zunft und vor Ratsgerichten werden Arbeitsfelder von Frauen in der Frühen Neuzeit sichtbar gemacht und sowohl das Geschlechterverhältnis in Bezug auf Arbeit wie auch der Handlungsspielraum von Handwerkerinnen neu bewertet. Dafür werden Handwerke herangezogen, die heute sowohl als typisch weiblich wie auch typisch männlich eingestuft werden. Es wird von Goldschmiedinnen berichtet, die Meisterinnen waren, Gesellen ausbildeten und Werkstätten eigenständig leiteten, wie auch von Meistern in der Feinstrickerzunft, die Strümpfe oder Mützen gestrickt haben. Welche Konsequenzen haben solche Bilder für die Bewertung der Arbeitsteilung? Dies und mehr kann im Anschluss an den Vortrag diskutiert werden.
Weitere Informationen / Kontakt:
www.uni-erfurt.de/geschichte/geschichte-der-raeume