Ab Montag, 8. Dezember, wird im Stadtmuseum Erfurt „Haus zum Stockfisch“ wieder eine neue Handschrift aus den Sonderbeständen der Universitätsbibliothek Erfurt ausgestellt. Sechs Wochen lang können Museumsbesucher dann eine aufwendig verzierte juristische Handschrift aus dem 15. Jahrhundert im Original betrachten.
Die Handschrift stammt vermutlich aus Italien und wird auf das Jahr 1432 datiert. Sie enthält den Text „Lectura in Decretales“ (Vorlesungen über die Dekretalen), der von Nicolaus de Tudeschis (Nicolaus der Deutsche, 1386–1445), Theologe, Erzbischof von Palermo und Lehrer des Kirchenrechtes in Bologna, verfasst wurde. Dabei handelt es sich um einen Kommentar zu der Sammlung kirchlichen Rechts, die Raymund von Peñafort 1234 im Auftrag Papst Gregor IX. fertig stellte. Die Sammlung selbst ist auch als „Compilatio sexta“ oder „Liber extra“ bekannt.
In der gezeigten Handschrift finden sich zahlreiche farbige Initialen mit floralen, ornamentalen und zoologischen Details, sowie Rankenwerk und reichem Blattgoldschmuck. Die Handschrift stammt wohl nicht aus Amplonius Ratings Besitz, sondern wurde wahrscheinlich von einem Stipendiaten des „Amplonianischen Kollegs“ erworben und dann pflichtgemäß der Bibliothek geschenkt. Aufgeschlagen ist das Blatt 134v. Es zeigt eine I-Initiale mit einer menschlichen Gestalt im Binnenfeld vor einem mit Blattgold belegten Hintergrund und gewundenen, blattartigen Strukturen. Aus dem Hauptkörper der Initiale wachsen gewundene Blätter, die in sternförmigen Blüten enden.