In der für 2013 letzten Veranstaltung der gemeinsamen Ringvorlesung von Fachhochschule und Universität Erfurt spricht am Dienstag, 17. Dezember, Dr. phil. Geert Hendrich von der TU Darmstadt zum Thema „Religion, Sinnsuche und Politik“. Beginn ist um 18 Uhr im Festsaal des Erfurter Rathauses, der Eintritt ist frei.
Die „Rückkehr der Religion“ in unseren modernen Gesellschaften vollzieht sich zunächst in der Privatheit: Ersatzreligionen und Religionsersatz sind Formen individueller Kontingenzbewältigung und Alltagspraxis. Je mehr aber in der Lebenswelt Funktionen der Religion in religiösen Ersatzphänomenen auftauchen oder als religiöser Fundamentalismus Säkularität und pluralistische Ordnung selbst in Frage stellen, umso mehr wird die gesellschaftlichen Bedeutung und ihre politische Dimension deutlich. Was sagt die vermehrte Suche nach Sinn und Orientierung über den Zustand der säkularen, individualisierten Gesellschaft aus? Braucht die säkulare Gesellschaft zur kritischen Justierung des eigenen Selbstverständnisses nicht nur die Stimmen der Religionen (oder des Religiösen – aber was ist das?), sondern darüber hinaus auch der säkulare Staat einen vereinigenden, gemeinschaftsverpflichtenden Sinnhorizont? Und worin bestünde dieser? Dabei lohnt es sich auch, die kritische Rückfrage nicht aus den Augen zu verlieren, ob es sich bei der Debatte um die „Rückkehr der Religion“ weniger um „metaphysische Abgründe“, als vielmehr um „handfeste gesellschaftliche Pathologien“ handelt.
Geert Hendrich hat Philosophie, Psychologie, Germanistik und Soziologie in Frankfurt/M. und Darmstadt studiert. Seit 2002 ist Dr. Hendrich Lehrbeauftragter an der TU Darmstadt und Dozent in der Erwachsenenbildung, seit 2009 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie und wissenschaftlicher Beirat der Reihe „Welten der Philosophie“ im Karl Alber Verlag. Hendrichs Forschungsschwerpunkte sind Islamische Philosophie in Geschichte und Gegenwart; Genese und Selbstverständnis von Moderne und Aufklärung; Kultur der Renaissance; Ethik und gesellschaftliche Praxis sowie Didaktik der Philosophie. Aktuell befasst er sich mit dem Bewusstseins- und Mentalitätswandel in der Frühen Neuzeit.
Die nächste Veranstaltung der Ringvorlesung findet im neuen Jahr am 7. Januar statt. Dann spricht Prof. Dr. Jörg Rüpke von der Universität Erfurt über „Öffentliche Festkultur und Ritual“.
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