Studierende der Universität Erfurt haben sich auch in diesem Jahr wieder am „Model United Nations“ (MUN) in New York beteiligt, einer Simulation der Vereinten Nationen, die von Studierenden und Hochschullehrern in den USA veranstaltet wurde. Seit 2003 nimmt regelmäßig eine mehrköpfige Delegation der Uni Erfurt an diesen Simulationen teil, nun ging es erneut für mehrere Tage nach New York, wo die Simulation im Sommersemester stattfand. Rund 5000 Teilnehmer aus aller Welt hatten sich für dieses Ereignis angemeldet. Auf ihre Teilnahme hatten sich die Erfurter Studierenden im Wintersemester im Rahmen einer Veranstaltung im Studium Fundamentale vorbereitet. Die etwa 20-köpfige Erfurter Delegation vertrat in diesem Jahr das Land Kuba und wurde von Apl. Prof. Dr. Dr. Helge Peukert aus der Staatswissenschaftlichen Fakultät unterstützt.
Akademische Simulationen von internationalen Organisationen spielen vor allem im angelsächsischen Raum eine bedeutende Rolle in der universitären Ausbildung. In Deutschland ist dies bislang eher nicht der Fall. Hier beruht das Erlernen politischer Prozesse und der Erwerb praktischer Kenntnisse überwiegend auf dem akademischen Selbststudium. „Ziel einer solchen Simulation ist es, komplexe politische Entscheidungsprozesse transparent zu machen und Studierenden die Möglichkeit zu geben, erlerntes Wissen im Rahmen der Ausbildung praktisch umsetzen zu können“, erläutert Peter Tscherny, Student der Staatswissenschaften an der Universität Erfurt, der in diesem Jahr zum ersten Mal dabei war. „Dabei schlüpfen die Studierenden in die Rolle verschiedener Länder und nehmen deren außenpolitische Interessen in den Gremien der Vereinten Nationen wahr. Auf der Agenda stehen immer aktuelle weltpolitische Themen, jeder Teilnehmer wird zum Repräsentanten des ihm zuvor zugeteilten Landes und muss dabei seiner Verantwortung als Diplomat gerecht werden. Konflikte werden bearbeitet, die Restriktionen internationaler Verhandlungen offengelegt und mithilfe diplomatischer Regeln Lösungen entwickelt. Klar, dass man dafür auch detaillierte Kenntnisse zu Geschichte, Politik und politischen Präferenzen des jeweiligen Landes haben muss.“
Seit dem Sommersemester 2003 existiert an der Universität Erfurt ein eigenes Projekt „Model United Nations“, das von Studierenden organisiert und von Fachdozenten unterstützend betreut wird. Mehrere Jahrgänge der Universität haben bereits als einzige Gruppe aus Thüringen erfolgreich am „National Model United Nations“ in New York, der inzwischen größten studentischen Konferenz der Welt, teilgenommen. Nach der Vertretung der Entwicklungsländer Sao Tome and Principe und der Zentralafrikanischen Republik beim „National Model United Nations“ 2004 haben die Erfurter mit dem Iran später erstmals einen wichtigen Akteur der internationalen Politik vertreten. Auch Mexiko stand bereits auf der Agenda und nun, in diesem Jahr, Kuba. Tscherny: „Das war für uns eine wirklich spannende Sache. Wir mussten recherchieren, viel lesen und Argumente finden, Reden halten und Stellungnahmen abgeben – und das alles natürlich auf Englisch. Aber das war sicher auch eine gute Vorbereitung auf unser späteres Berufsleben“.
Getragen wird das Projekt an der Universität Erfurt durch den gemeinnützigen Verein „Akademische Simulationen Erfurt“, der aus einer studentischen Initiative heraus entstanden ist. Das „Model United Nations“ profitiert unter anderem von den interdisziplinären Betrachtungsweisen, die die Teilnehmer aus den verschiedenen Fakultäten mitbringen. Selbstständigem und selbstorganisiertem Arbeiten kommt dabei eine große Bedeutung zu, außerdem werden Eigenmotivation, Leistungsbereitschaft und Teamfähigkeit gefördert. Tscherny: „Ein weiterer Lerneffekt ist aber auch in der Erhöhung der Kompetenzen im Bereich der interkulturellen Kommunikation zu sehen. Die Teilnehmer verbessern nicht nur ihre Englischkenntnisse, sie üben sich gleichzeitig darin, mit anderen Kulturen und Sichtweisen umzugehen“.
Einen Eindruck vom MUN 2011 in New York liefert auch ein Film, der jetzt zum Anschauen im Internet bereitsteht.