Universität Erfurt

Religionsgeschichte der römischen Kaiserzeit: 20.06.2011

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat von 2000 bis 2008 das Schwerpunktprogramm „Römische Reichsreligion und Provinzialreligion: Globalisierungs- und Regionalisierungsprozesse in der antiken Religionsgeschichte“ (SPP 1080) an der Universität Erfurt und anderen deutschen Universitäten und Deutschen Archäologischen Instituten gefördert. Zahlreiche Ergebnisse sind in Monografien und Aufsätzen sowie einer Reihe von Tagungsbänden (zuletzt über „Gruppenreligionen“, „Kult auf dem Lande“ und „Totenkult“) vorgelegt worden.  Der Sprecher des Programms, Prof. Jörg Rüpke, Fellow für Religionswissenschaft am Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt, hat nun den Versuch unternommen, viele dieser Mosaiksteine zusammenzuführen. Dabei formuliert er die These, dass die entscheidende Veränderung der Religionsgeschichte der römischen Kaiserzeit nicht der Wechsel oder die Zunahme der Zahl von Religionen gewesen seien. Nicht die Konkurrenz von Isis, Mithras, Dionysos und Christus charakterisiert die Epoche. Grundlegend war eine Veränderung des Phänomens und gesellschaftlichen Stellenwertes von „Religion“ überhaupt: Am Beginn dieses Zeitraums war Religion ein Medium, in dem Einzelne menschliche Kontingenzen – die Wechselfälle des Lebens wie Krankheit, Unsicherheit und Tod – thematisierten und öffentlich politische Identitäten formuliert werden konnten. Daraus wurde vom 1. bis zum 4. Jahrhundert nach Christus ein umfassender Zusammenhang menschlicher Lebensführung, der die Formulierung von Gruppenidentitäten wie die Verwendung für die politische Legitimation Einzelner erlaubt. Diese Veränderungen lassen sich im Vergleich von Ritualen, Institutionen, Texten und dem Sprachgebrauch des Rechts nachweisen: „Religion“ selbst veränderte mit ihrer Verbreitung über kulturellen Austausch und Migration. Im Imperium Romanum traten, so Rüpke, nicht „Religionen“ oder „Kulte“ miteinander in Wettbewerb, vielmehr wurden in einem kulturellen Großraum Symbole immer wieder neu verknüpft, indem Professionelle mit großem Aufwand Gruppengrenzen errichteten und zu sichern versuchten.

Vorgelegt hat Rüpke nun die Ergebnisse in konzentrierter Form in einem Aufsatz der „Historischen Zeitschrift“ (292, 2011, 297-322) und breiter zugänglich mit zahlreichen anschaulichen Befunden in Buchform unter dem Titel „Von Jupiter zu Christus: Religionsgeschichte in römischer Zeit“ (Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2011, 304 Seiten, Euro 59,90).

Navigation

Werkzeugkiste

Nutzermenü und Sprachwahl