Das Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien der Universität Erfurt freut sich, mit Prof. Dr. Christoph Bultmann, Prof. Dr. Antonius Liedhegener, Prof. Dr. Wilfried Nippel, Dr. Nicole Reinhardt, Dr. Kalpana Ram, Dr. Sarbeswar Sahoo und Prof. Dr. Johannes Weiß zum Wintersemester 2011/2012 sieben neue Wissenschaftler/innen am Kolleg begrüßen zu können, die sich interdisziplinären Forschungsvorhaben im Rahmen des „Weberschen Forschungsprogramms“ widmen werden.
Prof. Dr. Christoph Bultmann kommt als „Erfurter Fellow" an das Kolleg. Nach Stationen in Göttingen, Edinburgh und Cambridge ist er seit dem Jahr 2001 Professor für Bibelwissenschaften am Martin-Luther-Institut für Evangelische Theologie an der Universität Erfurt und wird für ein Jahr am Max-Weber-Kolleg zum Thema „Gute Gründe für das Studium der Bibel" forschen. Hierbei geht es um eine Reihe von Einzelstudien zu oft übersehenen Bibelauslegungen in der Frühen Neuzeit, deren Bedeutung für die Religionsphilosophie und Theologie heute erkundet werden soll.
Prof. Dr. Antonius Liedhegener, Professor für Politik und Religion am Zentrum für Religion, Wirtschaft und Politik (ZRWP) der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Luzern, arbeitet seit September 2011 an einer Studie zum Thema „Politik und Religion“. Das in Arbeit befindliche Buch wird für den deutschsprachigen Raum erstmals eine den Stand der geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschung reflektierende Überblicksdarstellung der vielfältigen Beziehungen zwischen Politik und Religion liefern. Das Buch führt die grundlegenden theoretischen Überlegungen und Konzepte, die zentralen Begriffe sowie die aktuellen Ansätze zur Analyse und Bestimmung des Verhältnisses zwischen Politik und Religion ein. Dieses Vorhaben fügt sich gut in die Fragen des Forschungsschwerpunkts Religion der Universität Erfurt ein, für den Liedhegener ein willkommener Gesprächspartner sein dürfte.
Der Althistoriker Prof. Dr. Wilfried Nippel von der Humboldt-Universität zu Berlin ist einer der profiliertesten Kenner der Antikerezeption und Verfassungsgeschichte und wird auf diese Weise die epochenübergreifenden Interessen der vergleichenden Forschung am Max-Weber-Kolleg bereichern. Er wird sich am Max-Weber-Kolleg ein Jahr mit dem Projekt „Verfassungsmäßige Diktatur. Eine römische Institution in der Theoriegeschichte“ beschäftigen. Die Fragestellung der verfassungsmäßigen Diktatur ist speziell vor dem Hintergrund der Abwehr terroristischer Bedrohung gegenwärtig von besonderer Brisanz.
Das Forschungsvorhaben „Gewissen und Kontrolle“, das von Dr. Nicole Reinhardt, Lecturer für Geschichte der Frühen Neuzeit an der University of Durham (UK), bearbeitet werden wird, ordnet sich ein in die Forschungsfragen der Kolleg-Forschergruppe „Religiöse Individualisierung in historischer Perspektive“ (Leitung: Prof. Dr. Hans Joas und Prof. Dr. Jörg Rüpke). Frau Reinhardt arbeitet vergleichend zur europäischen Geschichte der politischer Kultur – insbesondere in Frankreich, Italien, Spanien und Portugal. Ihr Vorhaben lautet „Das Gewissen des Fürsten: königliche Beichtväter in Frankreich und Spanien (ca. 1550-1750)“. Dabei geht es um die Rolle, die Beichtväter für das monarchische Gewissen hatten, und um ihre Bedeutung im Rahmen der politischen Beratung höfischer Gesellschaften.
Prof. Dr. Kalpana Ram ist Anthropologin an der Macquarie Universität, Australien, und wird als Gastwissenschaftlerin ca. einen Monat in der Kolleg-Forschergruppe mitarbeiten. Ihre Forschung beschäftigt sich mit religiösen Bewegungen im postkolonialen Indien. Die Titel ihrer aktuellen Forschungsprojekte lauten: "Affect, Class and Indian Modernity" sowie "The Creation of a New Middle Class Taste in India in the Twentieth Century, and its Relationship to Caste and Class Power".
Dr. Sarbeswar Sahoo ist promovierter Soziologe der National University of Singapore und Alexander von Humboldt-Stipendiat. Er forscht zu „Poverty, Religious Violence and the ‚Developmental State‘ in India“, einem Projekt, das sich mit religiösen Gruppen (Hindus und Christen) in der Region Rajasthan befasst. Er wird zwei Jahre in Erfurt arbeiten und auf diese Weise den Schwerpunkt in der Indienforschung am Kolleg stützen.
Der emeritierte Soziologe Prof. Dr. Johannes Weiß wird in seinem Jahr am Max-Weber-Kolleg an der Edition von Band I/12 (Verstehende Soziologie und Werturteilsfreiheit. Schriften und Reden 1908-1917) der Max-Weber-Gesamtausgabe arbeiten. Er ist einer der herausragenden Max-Weber-Forscher und hat eine Fülle von Publikationen zu Weber veröffentlicht. Darüber hinaus ist er ein großer Kenner von Arnold Gehlen, dessen philosophische Anthropologie bedeutende Spuren in den Sozialwissenschaften (u. a. im Werk von Jürgen Habermas und Niklas Luhmann) hinterlassen hat. Außerdem wird er am Kolleg eine Monografie über stellvertretendes Handeln vorbereiten.
Nähere Informationen / Kontakt:
Dr. Bettina Hollstein
E-Mail: bettina.hollstein@uni-erfurt.de
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