Im Forschungsprojekt „Thüringer Berufsorientierungsmodell“ (ThüBOM) am Fachgebiet Psychologie der Universität Erfurt werden Modelle und Verfahren entwickelt, die die schulische Berufsorientierung zum einen wissenschaftlich fundieren und zum anderen Schulen Instrumente an die Hand geben, ihre schulischen Aktivitäten zu verbessern. Das Forschungsprojekt arbeitet mit 20 Kooperationsschulen in Thüringen zusammen, um wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis fließen zu lassen bzw. die Praxis an Thüringer Schulen theoretisch zu reflektieren. Eine besonders intensive Verbindung von Theorie und Praxis brachte eine Maßnahme der Studienorientierung des Perthes-Gymnasiums Friedrichroda mit sich: das Schülerpraktikum an der Universität Erfurt. Die Schülerin Sophia-Marie besucht die 10. Klasse der Kooperationsschule. Sie interessiert sich für ein Studium der Psychologie und nutzt das Angebot des Kooperationspartners ihrer Schule, ein Praktikum an der Hochschule zu absolvieren.
Sophia-Marie hat sich im Vorfeld ihres Praktikums viele Gedanken gemacht, was sie in dieser Woche erreichen möchte: „Mein Ziel ist es, möglichst viele Informationen und Eindrücke über den Beruf und die einzelnen Bereiche zu sammeln, um herauszufinden, inwiefern meine Vorstellungen von dem Beruf auch mit der Wirklichkeit übereinstimmen. Ob ein Psychologie-Studium für mich die richtige Wahl ist, weiß ich heute noch nicht ganz genau. Deshalb möchte ich im Vorfeld möglichst viel darüber in Erfahrung bringen, bevor ich mich endgültig dazu entscheide.“ Neben den vielen interessanten Eindrücken in das Fachgebiet Psychologie hat Sophia-Marie positiv vor allem die freundliche Atmosphäre auf dem Campus und unter Mitarbeitern und Studierenden überrascht. Auf dem Programm in dieser Woche standen u.a. der Besuch von Seminaren, eine Studienberatung, die Teilnahme an Experimenten, der Austausch mit Studierenden, eine Literatur-Recherche und ein kleiner Einblick in die Statistik. Auf die Frage, was Anna-Sophia in der Woche an der Universität Erfurt gelernt hat, sagt sie: „Ich weiß nun viel besser, was ein Psychologie-Studium bedeutet: „viel Mathematik und endlos viele Fachrichtungen, interessante Themen und viel Wissen.“
Die Mitarbeiterinnen des Forschungsprojektes, Nicola Schindler und Katja Driesel-Lange, betonen, wie wichtig es ist, dass Schülerinnen und Schüler die Zeit ihres Praktikums gezielt nutzen, um Wirklichkeit und Fantasie ihrer Wunschberufe kritisch zu beleuchten: „Häufig haben junge Menschen Vorstellungen von Berufen, die nicht der Realität entsprechen bzw. sie nehmen nur einen ganz kleinen Ausschnitt der möglichen beruflichen Tätigkeiten wahr“. Aber nicht nur der Einblick in mögliche Handlungsfelder, die sich mit Berufen verbinden lassen, ist im Zuge der Berufs- und Studienorientierung wichtig. Auch die Reflexion darüber, ob man selbst den Anforderungen eines Berufes gewachsen ist, gehört zur beruflichen Orientierung. Wenn ein Praktikum dazu beitragen soll, dies herauszufinden, gehören Vor- und Nachbereitung ebenso dazu: „Wenn junge Menschen sich selbst, also ihre Fähigkeiten und Interessen, nicht beschreiben können, wird es ihnen schwerfallen, zu reflektieren, ob ein Beruf zu ihnen passt“, konstatieren die Mitarbeiterinnen. Deshalb sei es wichtig, sich Fragen zu den eigenen Stärken und persönlichen Zielen vor einem Praktikum zu stellen. Ein Praktikum wirft im Nachgang auch neue Fragen auf: Welche Fächer kann ich studieren, um in einem bestimmten Berufsfeld zu arbeiten? Welche Anforderungen sind in einem Studium an mich gestellt? Oder: Wo kann ich studieren? Hier gilt es, Antworten zu finden, Strategien zu entwerfen, um zu einer gut begründeten Studien- und Berufsentscheidung zu kommen, die tragfähig für eine berufliche Zukunft ist. Unterstützung erhalten Schülerinnen und Schüler dabei nicht nur von der Schule, sondern auch von den Hochschulen. Sophia-Marie jedenfalls ist dankbar für das Praktikum: „Ich bin froh, dass ich hier viele Erfahrungen sammeln konnte, so viel Spaß hatte und in meiner Berufswahl wieder ein Stück weiter gekommen bin“.
Nähere Informationen / Kontakt:
Katja Driesel-Lange
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- katja.driesel-lange@uni-erfurt.de