Universität Erfurt

Über die Forstwirtschaft im Osmanischen Reich: 28.06.2010

Porträtaufnahme Selçuk  Dursun
Selçuk Dursun

Das Historische Seminar und die Plattform „Weltregionen und Interaktionen“ der Universität Erfurt laden im Sommersemester zu einer öffentlichen Vortragsreihe unter dem Titel „Umweltgeschichte in globaler Perspektive“ ein. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Thüringer Umweltministerium, der Stadt Erfurt sowie der Landeszentrale für politische Bildung statt. Nächster und letzter  Termin ist am kommenden Dientag, 6. Juli, um 18 Uhr in der Kleinen Synagoge in Erfurt.  Selçuk  Dursun vom Fachbereich Geschichte der Middle East Technical University, Ankara,  spricht dann über das Thema Waldbewirtschaftung im Osmanischen Reich. Der Vortrag findet in englischer Sprache statt, der Eintritt ist frei.

Der Vortrag wird den französischen und deutschen Einfluss auf die osmanische und türkische Forstwirtschaft untersuchen – unter besonderer Berücksichtigung interner Entwicklungen und unterschiedlicher Varianten der rationalen Waldbewirtschaftung sowohl im Osmanischen Reich als auch in der republikanischen Türkei. Dabei soll gezeigt werden, dass die Fokussierung einer Elite von Forstwirten (französischen, deutschen und osmanischen-türkischen) auf Probleme der Wälder eine wichtige Komponente des modernen „state building“ im Osmanischen Reich und der Türkischen Republik war.

Wie alle bedeutenden Staaten, hat auch der osmanische Staat in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wissenschaftliche Forstwirtschaft betrieben. Dabei schien - mit Blick auf den kulturellen und politischen Einfluss Frankreichs sowie die Ähnlichkeit der Probleme - die hochgradig zentralistische Forstwirtschaft in Frankreich die bessere Alternative im Vergleich zur kolonialen Forstwirtschaft der Briten und der deutschen Waldbewirtschaftung in der Zeit vor Bismarck zu sein. Die französischen Forstexperten führten im Osmanischen Reich neue Konzepte ein, beispielsweise das Prinzip des nachhaltigen Ertrags für die Bewirtschaftung der Reichsforsten und neue Verfahren wie die (Wieder-)Aufforstung. Der französische Einfluss ging erst zurück, als sich der osmanische Staat Ende des 19. Jahrhunderts deutschen Forstwirten zuwandte. Diese wurden damit beauftragt, Regeln und Verordnungen zu entwerfen und technische Details auszuarbeiten. Und so setzte die osmanische Forstwirtschaft im 19. und 20. Jahrhundert trotz aller Hindernisse viele Aspekte der französischen und deutschen Waldbewirtschaftung um.

Der Referent, Dr. Selçuk Dursun, studierte Geschichte an der Middle East Technical University und der University of Texas-Austin. Er wurde in Istanbul zur Geschichte der osmanischen Forstwirtschaft promoviert. Seine gegenwärtige Forschung konzentriert sich auf die Umweltgeschichte des Osmanischen Reichs, der Balkanländer und des Nahen Ostens. 2008/09 war Dr. Dursun Fellow des Programms „Europe in the Middle East-the Middle East in Europe (EUME)“ am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Derzeit gehört er dem Department of History an der Middle East Technical University in Ankara, Türkei, an.

Näherer Informationen / Kontakt:
Monika Leetz

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