"Wer läuft erlebt was!"

Jahresrückblick 2001

Marathon am Monte Titano - ein persönlicher Jahresrückblick von Jens Panse

Die Läufergruppe aus der "Fahner Höhe", die als Leichtathletikabteilung für den USV Erfurt startet, kann auf ein erfolgreiches Jahr 2001 zurückblicken. Als Mannschaft starteten wir beim Rennsteigstaffellauf, beim Hainich-Lauf in Mihla, beim Benefiz-Lauf rund um den Erfurter Dom und beim Jenaer Kernberglauf. Die erste selbstorganisierte Laufveranstaltung - der Kirschlauf in Großfahner am 16. Juni - war ein großer Erfolg. Marathonstarts führten einzelne Läufer nach Dresden, Jena und auf den Rennsteig. Auch wenn es mit dem Wunschlauf in New York noch nicht klappte, so war doch der Start beim San Marino-Marathon Anfang Oktober für Abteilungsleiter Olaf Weiß und für mich ein besonderes Erlebnis in einer erfolgreichen Saison.

"Marathon in der kleinsten Republik der Welt" - rund 1000 Kilometer waren wir gefahren um bei dem zum zweiten Mal veranstalteten Laufspektakel dabei zu sein. Während man hierzulande schon die warme Laufbekleidung aus dem Schrank holen musste, konnten wir uns dort noch in Badehose am Strand von Rimini auf unseren Start vorbereiten. Auch das Meer lud mit warmen 20 Grad noch zum baden ein. Gleich am ersten Tag begingen wir aber einen kapitalen Fehler. Barfuß liefen wir am Strand. Der Afrikaner der uns entgegen kam hatte volle Ausrüstung. Waren nicht die Äthiopier barfuß so erfolgreich Marathon gelaufen? Abends dann Blasen aufstechen im Hotel.Zum Glück verblieben uns noch vier Tage zur Heilung. Das morgendliche Training auf der Strandpromenade von Rimini wurde trotzdem durchgezogen, fortan aber mit Laufschuhen. Am Tag vor dem Start fuhren wir die 30 Kilometer nach San Marino um unsere Startunterlagen abzuholen und die Strecke zu besichtigen. Dort erwartete uns die erste Überraschung. Hatten wir die italienische Adria als flaches Terrain kennen gelernt, waren wir mit einmal im Mittelgebirge. Unser Start und Ziel sollte auf 500 Meter Höhe am Fuße des Monte Titano sein.

Mit der Erfahrung von 15 Rennsteig-Marathon-Läufen fühlte ich mich dennoch sicher, auch dieses Höhenprofil zu bewältigen. Dann die zweite Überraschung, nach dem wir endlich die Startnummernausgabe gefunden hatten. Offensichtlich wusste nämlich kaum jemand etwas von dem bevorstehenden Marathonlauf. Wir erhielten die Startnummern 7 und 8. In Deutschland unvorstellbar, da dieser Nummern für die Spitzenläufer reserviert sind, hier aber für die deutschen Gäste unter den lediglich 200 gemeldeten Läufern. Wir trafen die deutsche Laufzeit- Reisegruppe, die per Bus angereist war, verzichteten aber auf die gemeinsame Pasta-Party am Abend. Schließlich hatten wir in den vergangenen Tagen genug Nudeln und italienischen Wein zu uns genommen. Stattdessen fuhren wir zurück ins Hotel, denn am nächsten Morgen war zeitiges Aufstehen angesagt. Wir kletterten mit in den Reisebus um stressfrei und pünktlich zum Start zu gelangen. Unterwegs noch etwas fachsimpeln. Die wollten alle Marathon laufen? Unmöglich, sahen eher aus wie Touristen. Wie sich herausstellte, wollten die meisten auf den ebenfalls angebotenen kürzeren Strecken starten. Dabei sein ist alles. Nun gut. Auf Wiedersehen bei einem Glas Wein im Ziel.

Wetter optimal, pünktlich um 10.00 Uhr ging es los. Zuschauer fast Fehlanzeige. Die Reiseleiterin klatschte einsam Beifall als wir die 6 Kilometer-Startrunde um den Berg und die Stadt San Marino absolviert hatten. Jetzt ging es erst mal bergab, ins Hinterland. Dann nach 10 Kilometern der erste "Scharfrichter". Die Sonne brannte inzwischen unbarmherzig und das Feld zog sich auseinander. Bergläufer Olaf war noch locker. "Lauf mal weiter", rief ich ihm zu und legte eine Gehpause ein. Schließlich war ich ja im Urlaub und nicht auf der Flucht. Nach dieser "Keule" kam ich wieder in Gang. Das Wetter hatte ein einsehen. Wolken schoben sich vor die Sonne und spendeten Schatten, alle vier Kilometer gab es Getränke, gute Organisation. Was fehlte waren anspornende Zuschauer. Einsame Kilometer auf dem Asphalt. Ab und an mal eine verschlafene Oma am Wegrand. Marathon unter Ausschluss der Öffentlichkeit. In Deutschland ebenfalls undenkbar. Des Rätsels Lösung erschloss sich beim Aufeinandertreffen mit einer Gruppe Radfahrern. Zeitgleich fand nämlich in San Marino ein Radrennen statt und das in den südländischen Ländern nach Fußball wohl die Lieblingssportart.

Irgendwie erreichte ich den Kilometer 30. Die Organisatoren hatten eine Wendemarke auf der Straße eingebaut. Olaf kam mir entgegen, sah auch nicht mehr ganz frisch aus. Ich stoppte seinen Vorsprung. 6 Minuten - beim Marathon nicht soviel. Also lag ich noch ganz gut im Rennen. Was dann aber kam war die Härte. Ab Kilometer 32 ging es nur noch bergauf. Nahezu alle Läufer legten längere Gehpausen ein. Einer Italiener taumelte nur noch von einer Seite auf die andere. Der Saniwagen nahm ihn mit ins Ziel. Noch 2 Kilometer, es wurde etwas flacher, ich lief wieder los. Die letzten 500 Meter. Eine Gruppe von vier Läufern vor mir. Die kriegst du noch. Und tatsächlich mit "neuer Luft" ging ich vorbei. Zieleinlauffoto. Lächeln für die Fotografen. Bei 4:05,25 bleibt die Uhr stehen. Olaf hatte seinen Vorsprung gehalten, ging knapp unter 4 Stunden ins Ziel. Egal, es sei ihm gegönnt. Einer der für mich bislang härtesten und ungewöhnlichsten Marathonläufe war erfolgreich absolviert. Ein Viertelstunde später im Schatten der Bäume liegend, sprachen wir mit den "Touristen-Läufern" - die im übrigen gar nicht soviel langsamer waren - schon über neue Pläne. Griechenland auf historischen Olympiaspuren, Luxor in Ägypten, "der Aphrodite-Halbmarathon auf Zypern soll gut sein" ... "Rail & Run" - vielleicht gar nicht so schlecht, denk ich mir. Fehlt nur die Zeit und der Sponsor.

Vorerst also wieder neue Ziele im eigenen Land suchen. Silvester traditionell in Erfurt beim Silvesterlauf. Eine Trainingspause im Winter wird es dieses Jahr nicht geben. Im Mai will ich mit Peter Flock die "Königsstrecke" auf dem Rennsteig absolvieren. 75 Kilometer von Eisenach über den Inselsberg nach Schmiedefeld. Der Kyffhäuser-Berglauf und im September der Jungfrauenmarathon in der Schweiz. Laufen ist schön. Nicht zu vergessen unser Kirschlauf. Am 16. Juni 2002 soll er zum zweiten Mal stattfinden und wir hoffen, dass wir für unseren Lauf wieder viel Unterstützung aus der Region bekommen. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, all denen zu danken, die uns im Jahr 2001 unterstützt haben.

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Impressum | Mail: Webmaster | 15.04.2002