Teilnehmer und Themenskizzen
Brodersen, Kai (Mannheim): Tricks zur Kriegsfinanzierung bei Aristoteles, Oikonomika II (17. Feb. 2007; 11.00 Uhr)
Unter den Werken des Aristoteles sind drei Bücher "Oikonomika" überliefert, deren zweites eine Einführung in die Theorie der Oikonomia und 77 praktische Exempel für die Steigerung der Staatseinnahmen umfaßt. Das Buch ist die umfassendste aus der antike erhaltene Sammlung solcher Beispiele und durch mehrere Publikation jüngst in den Fokus wissenschaftlicher Diskussionen gekommen (Aperghis, Brodersen, Engels, Zoepffel); umstritten sind u.a. Kohärenz, Datierung und Zielsetzung des Werkes. Der Vortrag will das Werk vorstellen und seine Bedeutung für die Frage der Kriegskosten zur Diskussion stellen.
Burrer, Friedrich (Mannheim): Sold und Verpflegungsgeld in klassischer und hellenistischer Zeit (16. Febr. 2007; 17.45 Uhr)
Sold und Verpflegungsgeld gehörten im Altertum zu den bedeutendsten Militärausgaben. Während für die römische Kaiserzeit ein breites und differenziertes Datenmaterial zur Verfügung steht, ist die Quellenlage für die griechische Geschichte sehr schmal und disparat. Dies betrifft sowohl die Höhe des Solds als auch die Rahmenbedingungen seiner Zahlung. Im Rahmen des DFG-Projekts „Antike Kriegskosten“ sind bislang 106 inschriftliche und literarische Textstellen zusammengetragen worden, die konkrete Zahlungen enthalten. Neben den an dieser Stelle behandelten Vergütungsbestandteilen Sold und Verpflegungsgeld verfügten Soldaten noch über weitere Einkunftsarten wie Getreidezuteilungen (μετρήματα), Beute, Handgeld, Boni bzw. Donative, Entlassungsgeld usf. Im 5. Jh. v. Chr. ist die griechische Terminologie für militärische Entlohnungen nicht eindeutig. So ist die Frage umstritten, ob μισθός und τροφή nur für den eigentlichen Sold stehen oder für eine Gesamtzahlung, die Sold und Verpflegungsgeld umfaßt. Erst nach Einführung des Begriffs σιτηρέσιον herrscht größere Klarheit. Hinzu kommt, dass manche Termini wie z. B. τροφή im Laufe der Zeit einen Bedeutungswandel erfuhren. Im Hellenismus steht ὀψώνιον für Sold und σιτώνιον, seltener σιταρχία, für Verpflegungsgeld. Wann Sold und Verpflegungsgeld in Griechenland eingeführt wurden, ist nicht mit Sicherheit zu beantworten. Neben einem einzelnen, nicht eindeutigen Hinweis aus Eretria aus der 2. Hälfte des 6. Jhs. v. Chr. kommen die ersten sicheren Nachrichten über Soldzahlungen aus Athen und zwar im Zusammenhang mit der Besoldung der Ruderer nach den Perserkriegen. Die Besoldung der Hopliten erfolgte erst zu einem späteren Zeitpunkt; der früheste explizite Beleg stammt von 432/30 v. Chr. Die Ursachen der Einführung waren unterschiedliche: Zum einen sollten die unteren Bevölkerungsschichten (Theten) motiviert werden, auf der Flotte zu dienen und zum anderen hatte die Polis ein Interesse daran, Beute nicht mehr direkt an die Soldaten zu verteilen, sondern an die Staatskasse abzuführen. Mit der Soldzahlung war damit auch ein egalitärer Effekt verbunden, da der Sold im Unterschied zur Beute für alle gleich war. Verpflegung wurde ursprünglich von den Soldaten individuell mitgeführt. Wenn der Staat über die Ressourcen verfügte, erhielten die Soldaten Getreidezuteilungen, ansonsten mussten sie im Feindesland fouragieren. Dieses Verfahren beschränkte natürlich die zeitliche und räumliche Ausdehnung einer militärischen Unternehmung. Die Zahlung von Verpflegungsgeld ist ein Hinweis auf die zunehmende Monetarisierung in Griechenland und setzt voraus, dass es Möglichkeiten gab, Proviant zu kaufen (z. B. von Händlern im Troß, auf Märkten in neutralen Gebieten etc.). Bei den Spartanern setzten Soldzahlungen erst zu dem Zeitpunkt ein, als sie ab 412 v. Chr. ihre traditionelle Landkriegführung durch die Schaffung einer eigenen Flotte ergänzten und vor der Notwendigkeit standen, die z. T. aus Söldnern bestehenden Ruderer zu bezahlen. Freilich konnten sie die damit verbundenen finanziellen Aufwendungen nicht selbst tragen, sondern waren auf Unterstützung von außen (v. a. durch das Perserreich) angewiesen. Im Zentrum einer Untersuchung über Sold und Verpflegungsgeld steht die Höhe der Zahlungen und zwar differenziert nach Truppengattungen und militärischem Rang. Überliefert sind Nachrichten über Hopliten, Reiter, Festungsbesatzungen, Schiffsmannschaften, Epheben und Söldner. Vor allem bei letzteren ist die Frage zu stellen, ob sie anders als Bürgersoldaten besoldet wurden. Über die unterschiedliche Besoldung der verschiedenen Dienstgrade gibt es nur sehr wenig Hinweise: So überliefert z. B. Xen. anab. VII 6, 1 und 7 ein Besoldungsverhältnis von Strategos zu Lochagos zu Hoplit mit 4 zu 2 zu 1. Unterschiedliche Soldhöhen ergeben sich auch aus den Bezeichnungen διμοιρίτης und δεκαστάτηρος im Heer Alexanders, wobei der militärische Rang dieser Soldaten und die Besoldungshöhe unklar bleibt bzw. umstritten ist. Generelle Probleme bei der Ermittlung der Soldhöhe ergeben sich aus der Beschaffenheit des Quellenmaterials: Es gibt nicht nur direkte Belege (z. B. Sold für einen Hopliten pro Tag), sondern auch Gesamtangaben (z. B. Sold für eine Triere pro Tag), aus denen der Einzelsold errechnet werden muß. Ferner ist der Wert bestimmter Nominalien umstritten (z. B. die chiischen Vierzigstel bei Thuk. VIII 101, 1) bzw. schwankte (Dareiken, Kyzikener). Wenig ist bekannt über die Zeiträume, für die Sold ausgezahlt wurde. In Quellen des 4. und 3. Jhs. v. Chr. ist von 1 Monat, häufiger von 3 bis 4 Monaten die Rede und es ist anzunehmen, dass die Zahlung in den meisten Fällen nachträglich erfolgte. Freilich gab es auch Vorschüsse (προδόματα), namentlich bei der Anwerbung von Söldnern. Da die Poleis in der Regel während der Wintermonate keinen Krieg führten, gab es in dieser Zeit auch keinen Sold. Dies galt natürlich nicht für Festungssoldaten. Die Regelmäßigkeit der Soldzahlungen dürfte in den Poleis nicht sehr groß gewesen sein. Viele Quellen belegen, dass der Feldherr während eines Kriegszuges Beute verkaufte, um seine Soldaten bezahlen zu können. Wenn es keine Beute gab, fiel also auch die Besoldung aus. Was geschah in solchen Fällen? Falls die Mannschaften loyal waren, suchten sie sich zusätzliche Verdienstquellen: Z. B. verdingten sich im peloponnesischen Krieg sowohl athenische als auch spartanische Ruderer als Landarbeiter in Kleinasien. Eine Alternative bestand darin, Piraterie zu betreiben und damit auch Neutrale zu schädigen. Im schlimmsten Fall kam es zu Meutereien und die Truppen liefen zum Feind über. Beschäftigte eine Stadt Söldner, die sie nicht bezahlen konnte, hatte sie große Mühe, sich ihrer wieder zu entledigen. Was die Herkunft des Solds in den Poleis anbelangt, so stellte ihn grundsätzlich der Staat zur Verfügung. Die Finanzinstrumente, derer er sich bediente, waren außerordentliche Steuern (εἰσφοραί), öffentliche Zeichnungen (ἐπιδόσεις), die Aufnahme von Darlehen oder die Verpfändung von Rechten und Einkünften etc. Daneben ist immer wieder von Einzelpersonen die Rede, die den Sold für militärische Unternehmungen aus eigener Tasche bezahlten, seien es Feldherren (Kleinias 480 v. Chr.), Politiker (Demosthenes) oder Privatpersonen. Auf die Möglichkeit, Sold aus Beute zu bezahlen, wurde bereits hingewiesen. Die hellenistischen Flächenstaaten konnten im Unterschied zu den Poleis ihre Soldaten aus regulären Einkünften wie Steuern, Zöllen und Monopolen bezahlen; aber auch sie mussten auf außerordentliche Maßnahmen wie das Plündern von Tempeln zurückgreifen, wenn es die Not erforderte.
Chaniotis, Angelos (Oxford): Kriegskosten als Sozialkapital in der hellenistischen Polis (16. Feb. 2007; 17.00 Uhr)
Given the structure of the Greek poleis and of their finances, were expenses are an important phenomenon not only of economic and military history, but also of social history. War expenses were covered to a substantial part by private contributions, voluntary or not (eisphorai, epidoseis, leitourgiai), in addition to the regular defence budget – wherever such budget did exist – and to loans. This paper focuses on the documentary evidence concerning private contributions (especially epidoseis and loans) and studies how they affected the society of the poleis, in particular in the Hellenistic period. A study of this documentation reveals the visibility of the contributions (the contribution as public performance, competition, monument, and exemplum), the social and political importance of the honours bestowed upon those who contributed, and the different social roles such contributions played for different social groups (for the ‘elite’, the foreigners, and to a lesser extent for the women). Private contributions for war expenses and defence measures are part of well-known and significant phenomena of Hellenistic society: the reciprocity in the relations between people and elite/benefactors (do ut des), the redistribution of part of the wealth accumulated in the hands of a small group by means of public expenses for building works, the payment of crews, citizen militias, and mercenaries, and the gradual establishment of the domination of political life by a hereditary elite. Up to a certain extent, expenses for war and defence were a social ‘investment’ both for the polis and for privileged groups.
de Souza, Philip (Dublin): Meeting the Costs of Naval Warfare in Antiquity (17. Feb. 2007; 9.45 Uhr)
My paper is an attempt to examine the costs of naval in antiquity from a
comparative perspective.
Costs are broadly defined as financial, material and human resources of
all kinds, as well as the social and political “capital” that must be
expended in order to acquire and utilise these resources.
Ancient financial data are rare and notoriously untrustworthy, so costs are
difficult to establish in monetary terms. Nevertheless, some analysis is
possible where there is sufficient indicative evidence. In this paper such
analysis will be attempted for the Roman Imperial Navy.
Quantification of materials required for ancient naval warfare is similarly
problematic. Since ancient naval warships relied heavily upon rowers, in
addition to sailors and marines, manpower requirements can be estimated with
some confidence.
As an analytical tool, I hypothesize two basic, functional categories of
naval warfare:
- Combat, characterised by the extensive use of naval forces as primary strike forces, often, though not necessarily always, in direct ship to ship confrontations.
- Support, characterised by the use of naval forces in secondary roles, in support of land armies that are the primary focus of military confrontations.
I will consider the extent to which the naval forces of particular
ancient states might fit into either or both of these categories and then
examine the various ways they found to meet the costs of naval warfare. I
seek to establish a broad set of similarities and differences, and to offer
explanations for them.
The focus of the paper will be on naval forces after the Classical period,
especially those of the Hellenistic kingdoms, the Roman Republic and
Principate in order to avoid excessive overlap with topics addressed by
Professor Gabrielsen.
(If time permits) In order to provide to place these findings into a wider
historical context, and to provide a further comparative perspective I will
compare the efforts of these ancient states with a selection of later
historical examples.
Gabrielsen, Vincent (Kopenhagen): Naval War Costs, Fiscal Systems and Political Organisation in Classical Greece (16. Feb. 2007; 16.15 Uhr)
In this paper, I treat three questions:
- The first concerns the costs which Classical Greek states had to bear in connection with naval warfare. Under this heading I particularly try to specify the main items of expenditure, their nature as well as the set of variables (political or purely economic) that determined them. Then, directly following this, I attempt to quantify these items of expenditure, not least by expressing them in monetary terms; whenever possible, I also use the resulting estimates in a (brief) comparison of, for instance, (a) the cost of land warfare, (b) areas of ‘civic’ expenditure, etc. An important issue dealt with throughout this section is the specific form of documentation that exists on these matters and the kind of information it provides.
- The next question concerns the means (institutional or otherwise) used by Classical Greek states in order to obtain funds with which to pay the costs of naval warfare. The options generally available to states are briefly discussed and placed in their historical setting.
- My third and final question is about the possible impact of naval costs on the political organization of a state, both internally (in which a corresponding impact on social structure is also to be expected) and externally, e.g. determining the frequency and scale of outward military aggression. For practical reasons, here it is the first of these questions that will receive priority, whereas the remaining two will only be discussed in more general terms. The overall intention is to bring forth two points: (a) one is of course the sheer magnitude of naval costs and the great challenges which this posed to polities; (b) the other is that the size and ‘spending speed’ of naval expenses were prime factors determining the way in which a given polity developed as a State (i.e. the type of statehood it chose for itself). Because of these widely-occurring developments, it will be argued, the Greek world – its notions about war costs, war finance and, indeed, its overall notion about how war must be waged at large – came to be divided into two diametrically opposed parts.
Hoepffner, Arnd (Bonn): Aktueller Verteidigungshaushalt und Finanzierung der internationalen Einsätze (17. Feb. 2007; 18.45 Uhr)
Das Zitat:
„Im Krieg ist die Beschaffung von Geld (…) Gefährtin des Erfolgs“ (Diodor XXIX 6, 1)
kann heute wie folgt übertragen werden:
„Die Bereitstellung angemessener finanzieller Mittel ist eine maßgebliche Voraussetzung, dass Deutschland im Bereich der Sicherheits- und Verteidigungspolitik handlungsfähig bleibt.“ (Weißbuch 2006 zur Sicherheitspolitik Deutschlands und zur Zukunft der Bundeswehr)
1 - Aktueller Verteidigungshaushalt:
- Die finanzpolitischen Rahmenbedingungen des Verteidigungshaushalts (Verteidigungshaushalt im Licht politischer Prioritäten und wirtschaftlicher Situation)
- Der Verteidigungshaushalt 2007 als Teilhaushalt des Bundeshaushalts 2007
- Die Entwicklung des Verteidigungshaushalts seit 1956
- Die Elemente des Verteidigungshaushalts (Personalausgaben, Betriebsausgaben, Investitionen)
- Analyse des Verteidigungshaushalts 2007 (Schwerpunkt: soziale Absicherung der Soldaten und zivilen Bediensteten)
- Investitionen als Grundlage modern ausgerüsteter Streitkräfte
- Bundeswehrplanung und Verteidigungshaushaltsplanung
- Der Haushalt: Kontrolle der militärischen Planung durch die zivile Bundeswehrverwaltung, Finanzminister und Parlament
2 - Verteidigungs- und Sicherheitspolitik im Rahmen internationaler Organisationen:
- Die gemeinsame Finanzierung der NATO-Haushalte und sicherheitspolitischen Haushalte der EU
3 - Die Finanzierung der internationalen Einsätze:
- Die Entwicklung der Finanzierung der internationalen Einsätze der Bundeswehr seit 1992
- Die Planung der „einsatzbedingten Zusatzausgaben“ im Vorfeld des parlamentarischen Zustimmungsverfahrens eines Einsatzes
- Die Finanzierung der internationalen Einsätze im laufenden Haushalt 2007
- Management von Finanzierungsrisiken bei neuen, nicht geplanten internationalen Einsätzen der Bundeswehr
- Nationale und internationale gemeinsame Finanzierung (sog. common funding) von internationalen Einsätzen, dargestellt an dem NATO-Einsatz in Afghanistan (ISAF)
4 - Ausblick und Schlussbetrachtung
Kehne, Peter (Hannover): Kriegskosten und vertragliche Reparationen zur Zeit der römischen Republik (18. Feb. 2007; 11.00 Uhr)
Klüßendorf, Niklot (Marburg): "Kleine" Mechanismen der Kriegsfinanzierung in der frühen Neuzeit (17. Feb. 2007; 17.30 Uhr)
Dass zwischen Frieden, Militär, dessen Bezahlung und der Steuerlast enge Beziehungen bestehen, ist eine feststehende Tatsache, auf die schon Tacitus hingewiesen hat. In der Neuzeit mit ihren großen Kriegen baute sich die Finanzierung eines jeden Krieges im wesentlichen auf drei „Säulen" auf, nämlich
- Dem Einsatz des Vermögens des Kriegführenden, mit anderen Worten, des Staatsschatzes.
- Die Beschaffung von Einnahmen auf dem Wege der Steuern, sowohl nach innen gegenüber der eigenen Bevölkerung, als auch nach außen, durch Heranziehung der Bevölkerung feindlichen bzw. eroberten Gebietes.
- Fremdfinanzierung: Heranziehung zusätzlicher Mittel über Anleihen oder die Einwerbung von Subsidien.
Diese drei „Säulen" enthalten eine Vielzahl von Möglichkeiten, die sich
geradezu polarisierten, vor allem am Grad der zur Beschaffung eingesetzten
Mittel. Diese haben eine ungewöhnliche Bandbreite zwischen der
Freiwilligkeit beim Freund und dem Zwang gegenüber dem Feind. Dass Freund
und Feind mitunter kaum unterschiedslos von den gleichen Maßnahmen betroffen
waren, gehört zu der Natur der Sache, besonders bei langen und aufwändigen
Kriegen.
Vor diesem allgemeinen Hintergrund werden entsprechende Methoden, die in
großer Bandbreite an Kreativität das Bargeld einbezogen oder manipulierten,
anhand ausgewählter Beispiele behandelt. Gerade zu den Zeiten
metallwertorientierter Geldsubstanz lassen sich solche Maßnahmen fast für
jeden neuzeitlichen Krieg nachweisen, selbst im 20. Jahrhundert. Prägnante
Beispiele, die sich fallweise mit allen drei „Säulen" verknüpfen lassen,
werden, unter Aufzeigung von Parallelen aus anderen Zeiten, schwerpunktartig
anhand der Kriege des 18. Jahrhunderts vorgeführt.
Malitz, Jürgen (Eichstätt): Der Preis des Krieges. Thukydides und die Finanzen Athens (16. Feb. 2007; 15.00 Uhr)
Kriegskosten sind ein wichtiges Thema von Thukydides’ Darstellung des
Peloponnesischen Kriegs. Er legte großen Wert auf seine Erkenntnis, daß die
Erfolgsaussichten der Strategie des Perikles von der Fähigkeit Athens
abhängig waren, die Kosten eines langen Krieges, und besonders die Kosten
für eine umfangreiche Flotte, tragen zu können. Wohl von keinem anderen
antiken Historiker sind solche Fragen so deutlich formuliert worden. Als
Bergwerksbesitzer kannte er sich mit Fragen der Kontoführung bestens aus,
und auch die Details der Flottenfinanzierung konnte der ehemalige Stratege
beurteilen.
Der Vortrag behandelt zum einen die Art von Thukydides’ Darstellung des
Problems der Kriegkosten, und zum anderen die Frage, wie sich die von
Thukydides offenbar auch noch nach Kriegsende gebilligte Strategie des
Perikles zu den tatsächlichen Aufwendungen verhält (soweit hier zuverlässige
Aussagen zu machen sind).
Den Erwartungen moderner Leser an Genauigkeit bei der Behandlung von
Kostenfragen wird Thukydides im Grunde nur zu Beginn seiner Darstellung
gerecht, wenn er Perikles ermutigende Angaben zur Finanzlage Athens im Jahre
431 machen läßt (2, 13). Die hier genannten Summen (einschließlich der
Erwartung, daß die Einnahmen aus dem Tribut und weitere Einkünfte nicht
weniger werden würden) hielt der Historiker offenbar für ausreichend hoch,
solange Athen sich an die von Perikles favorisierte Strategie halten würde.
Die zu Kriegsbeginn festgesetzte „Eiserne Reserve“ von 1000 Talenten (2, 24,
1) wurde in der Tat erst im Jahre 412 angerührt (8, 15, 1).
In seiner Darstellung der weiteren Kriegsjahre geht Thukydides immer wieder
auf die Kriegsfinanzierung ein, doch hat er hier seine eigenen Maßstäbe, die
der modernen Lesererwartung nur selten entgegenkommen. Er hat sich auf
wenige nachdrückliche Beispiele beschränkt, deren Interpretation aber nicht
immer leicht ist - z. B. werden die Unkosten für die wohl unerwartet
kostspielige Belagerung von Poteidaia genannt (2, 70, 2), einschließlich des
Details, daß die eingesetzten Soldaten doppelten Sold erhielten (3, 17, 4).
Die Abhängigkeit der athenischen Kriegführung von der finanziellen Stärke
Athens war den Gegnern durchaus bewußt (vgl. die Rede der Mytilener - 3, 13,
3), doch gegnerische Bemerkungen dazu sind wohl eher ein Wunsch denn eine
zutreffende Beschreibung der Finanzlage Athens. Wenn es zwischenzeitliche
Krisen gab, hat Thukydides sie vielleicht deshalb nicht erwähnt, weil er sie
für weniger erheblich gehalten hat - so ist es möglicherweise zu deuten, daß
er die neuen Tribut-Regelungen des Jahres 425 (ML 69) mit keinem Wort
erwähnt hat. Überhaupt hat Thukydides die öffentlich aufgestellten
Tributlisten und Abrechnungen für die einzelnen Unternehmungen, deren Reste
für heutige Historiker (trotz vieler strittiger Ergänzungen) eine wichtige
zusätzliche Quelle darstellen, niemals zitiert.
Für den Archidamischen Krieg kann wohl gelten, daß Perikles die Finanzkraft
Athens richtig eingeschätzt hat. Von der finanzpolitischen Weisheit der
Nachfolger war Thukydides weniger überzeugt. Die Sizilische Expedition wurde
– in Thukydides’ Darstellung – unternommen voller Hochmut und ohne
nachhaltige Buchführung, wenn er schreibt (6, 31, 5): „Hätte einer
nachgerechnet die öffentlichen Ausgaben der Stadt …“. Der peinliche Betrug
der Athener durch die Egestaier (vgl. 6, 8; 6, 46) entspricht dem –
wenigstens aus der Sicht des Thukydides – damals völlig verantwortungslosen
Umgang der Athener mit Finanzierungsfragen. Kehrseite dieser Nachlässigkeit
ist die Zurückhaltung der Athener bei der materiellen Verstärkung ihrer
Truppen, die, neben vielen anderen Faktoren, zur Niederlage beitrug.
Erst in den Kriegsjahren nach der Niederlage in Sizilien stießen Athens
finanzielle Möglichkeiten tatsächlich an ihre Grenzen; die Abschnitte des
VIII. Buches über die Verhandlungen der Perser mit den Spartanern machen
deutlich, daß sich Thukydides über den Umschwung der Lage zuungunsten Athens
völlig im Klaren war. Kriegsentscheidend war demnach die von der Höhe des
Solds abhängige „Motivation“ der Schiffsbesatzungen, ein Aspekt der
Flottenführung, der merkwürdigerweise erst im VIII. Buch offen ausgesprochen
wird. Nach Thukydides’ eigenen Kriterien war der Krieg in dem Moment
entschieden, in dem sich die Perser einmischten, die über noch mehr Geld als
das attische Reich verfügen (vgl. 8, 96, 5).
Das Werk des Thukydides vermittelt viele Einsichten in die Probleme der
Kriegsfinanzierung und ihre Bedeutung für die gesamte Kriegführung; gerade
deshalb ist es schwierig, Thukydides’ – doch wohl auch nachträgliche –
Zuversicht in die absolute Gültigkeit von Perikles’ Planungen zu verstehen
(2, 65). Wäre seine Darstellung bis 404 erhalten, würden wir seine
Argumentation besser verstehen. Für das Verständnis auch der finanziellen
Aspekte der letzten Kriegsjahre können Xenophon und Diodor hinzugezogen
werden. Es ist offensichtlich, daß die Subventionen des Großkönigs von
kriegsentscheidender Bedeutung wurden; die geringe Beachtung der Perser –
und gerade auch ihrer unerschöpflichen finanziellen Macht – im erhaltenen
Werk ist deshalb nicht leicht zu erklären.
Meißner, Burkhard (Hamburg): Kriegskosten und Reparationen in klassischer und hellenistischer Zeit (18. Feb. 2007; 09.45 Uhr)
Der Beitrag stellt zusammen, was wir über die Verabredung von Reparationen
und Wiedergutmachungsleistungen in zwischenstaatlichen Verträgen wissen, durch
welche Kriege beendet wurden.
Während im klassischen Griechenland noch kaum ein direkter Zusammenhang
zwischen Kriegskosten und -entschädigungen erkennbar zu sein scheint, dürfte,
bilden sich seit Alexander d.Gr. pauschale Entschädigungssummen heraus, die
mit ebenso pauschal wahrgenommenen Personalkosten in Zusammenhang gestanden zu
haben scheinen. Rom handhabt das Entschädigungsproblem so, dass neben ein enger
Zusammenhang zwischen Kriegskosten und Reparationspflichten erkennbar wird. In
der Größenordnung scheinen die durch Rom auferlegten Reparationszahlungen
zumindest in den Größenordnungen der wahrgenommenen Aufwendungen für den
vorhergehenden Krieg zu liegen.
Meister, Klaus (Berlin): Die finanzielle Ausgangssituation Athens zu Beginn des Peloponnesischen Krieges (16. Feb. 2007; 14.15 Uhr)
Im Mittelpunkt des Vortrags steht die Interpretation von Thukydides II 13, 2-5:
An dieser Stelle gibt Perikles einen umfassenden Überblick über die finanzielle Situation der
Athener zu Beginn des Peloponnesischen Krieges.
Im einzelnen werden folgende Themen und Probleme behandelt:
- Die Singularität der vorliegenden Quellenstelle.
- Die finanzielle Überlegenheit Athens gegenüber Sparta.
- Die finanziellen Ressourcen und jährlichen Einkünfte der Athener.
- Die Interpretation und Glaubwürdigkeit der verschiedenen Summen und Posten (verbunden mit der Wiederherstellung des ursprünglichen Thukydidestextes).
- Die kritische Beurteilung des von Perikles verbreiteten Optimismus.
Eigene Übersetzung der Thukydidesstelle:
„Perikles riet auch den Athenern bezüglich der gegenwärtigen Lage dasselbe wie schon früher: Sie sollten sich zum Kriege bereit machen und den Besitz von den Feldern in Sicherheit bringen, nicht zur Schlacht ausrücken, sondern in die Stadt zurückgehen und sie bewachen; die Flotte, auf der ihre Macht beruhe, instandsetzen und die Angelegenheiten der Verbündeten in der Hand behalten; denn darauf so, sagte er, beruhe ihre Stärke, und das meiste werde im Krieg durch Einsicht und Geldreserven entschieden. Er hieß sie, guten Mutes zu sein, da der Stadt an Tribut (— Phoros) der Verbündeten meistens 600 Talente im Jahr eingingen, ohne das übrige Einkommen, und da auf der Akropolis damals noch 6000 Talente gemünzten Silbers lagen (der Höchsstand hatte 10 000 minus 300 Talente betragen, wovon jedoch für die Propyläen der Akropolis und die anderen Bauwerke und Poteidaia ausgegeben worden war); außerdem an ungemünztem Gold und Silber in Weihgeschenken, privaten und öffentlichen, und was an heiligen Geräten für die Festzüge und die Wettkämpfe und an Beute von den Persern und sonst dergleichen vorhanden war, mindestens 500 Talente. Außerdem fügte er die nicht geringen Schätze aus den anderen Heiligtümern hinzu, die sie verwenden würden, und wenn sie sich in äußerster Not befänden, auch das Gold, mit dem die Göttin selbst bekleidet war; er legte ihnen dar, daß das Standbild ein Gewicht von 40 Talenten reinen Goldes hatte, alles abnehmbar. Wenn sie dies zu ihrer Rettung verwendeten, so sagte er, sei es nötig, später Ersatz von nicht geringerem Wert zu leisten. Hinsichtlich des Geldes ermutigte er sie also auf diese Weise."
Migeotte, Léopold (Québec): Le financement de la guerre et de la défence dans les cités helléistiques (17. Feb. 2007; 14.00 Uhr)
Comme aux siècles précédents, les obligations militaires des cités grecques se partageaient en deux volets. D’une part, la protection et la défense de la ville et du territoire s’imposaient en tout temps, dans la paix comme dans la guerre, car les dangers pouvaient provenir non seulement d’une agression imprévue, mais aussi d’une incursion de pirates ou de brigands. D’autre part, les conflits déclarés ont été assez fréquents, non seulement entre grandes puissances (royaumes, Rome, factions romaines lors des guerres civiles), mais aussi entre cités grecques au niveau local ou régional : les uns et les autres pouvaient affecter les cités et avaient pour elles à peu près les mêmes conséquences, néfastes (pertes humaines, destructions, dépenses, etc.) ou bénéfiques (gains de territoire, butin, etc.). De ce point de vue, la typologie des situations apparaît assez clairement.
En revanche, faute de sources, il est beaucoup plus difficile d’évaluer leur coût et leur impact sur les finances publiques. Les historiens anciens ont certes fait une place de choix à la diplomatie et aux guerres, mais ils ont surtout décrit les efforts des grandes puissances et se sont peu intéressés aux petits conflits. On sait néanmoins que, depuis le IVe siècle, l’armement et les moyens de défense se sont diversifiés et sont devenus plus coûteux. On sait également, surtout grâce aux inscriptions, que les cités hellénistiques ont maintenu leurs magistratures de type militaire et l’entraînement des éphèbes, qu’elles ont entretenu des troupes de miliciens, de garde-frontières et parfois de cavaliers, qu’elles ont fabriqué des armes, des machines et parfois des bateaux de guerre, qu’elles ont construit en plus grand nombre des gymnases, des murailles urbaines et des forts de campagne, qu’elles ont souvent dû prêter leur concours aux rois et aux Romains en leur fournissant des hommes, de l’argent et du matériel, etc. L’épigraphie a même conservé plusieurs exemplaires de contrats d’entraide entre cités, qui prévoyaient notamment la solde des mercenaires ou le partage du butin.
Or, il semble que les mesures de protection et de défense pouvaient être assurées, sauf en cas d’urgence ou de détresse, par les ressources ordinaires des cités. Plusieurs inscriptions évoquent en effet des fonds publics assignés en permanence à la construction des remparts et à la défense. Elles ne permettent cependant pas d’évaluer la proportion qui leur était réservée — et qui devait varier selon la taille et l’ambition de la cité ou du degré de danger auquel elle était exposée. Quant aux guerres, quand elles éclataient, elles exigeaient évidemment des efforts supplémentaires, qui pouvaient peser très lourd sur les finances des cités. C’est alors que les sources décrivent des recours d’exception, comme les emprunts, les impôts d’urgence, parfois des souscriptions générales et même des mesures plus désespérées. Certaines cités ont dû parfois interrompre des programmes de construction ou la célébration de certaines fêtes. Plusieurs ont été dévastées, d’autres ont vu s’épuiser leurs ressources en hommes, en biens et en argent. Au bout du compte, cependant, la plupart n’ont pas été ruinées et ont retrouvé une vie normale, souvent avec l’aide d’un roi. Sauf dans les moments les plus critiques, elles ont même continué à célébrer leurs cultes, à organiser leurs fêtes et leurs concours, qui se sont d’ailleurs multipliés à cette époque, à construire et à embellir leurs édifices publics et sacrés, à vivre leur vie politique, à commercer de plus en plus entre elles, à s’approvisionner en grain et en huile, etc. Il faut comprendre, en effet, qu’elles ne pouvaient pas donner aux dépenses militaires la même proportion que les royaumes hellénistiques et la République romaine, car elles devaient assumer beaucoup d’autres obligations qui, au niveau local, exigeaient un minimum d’équilibre financier. Soulignons en outre que, dans l’ensemble, les périodes de paix ont probablement été plus nombreuses qu’on pourrait le croire à première vue, car les guerres n’affectaient généralement que des régions ou des lieux limités.
Müller, Holger (Mannheim): Gesandtschaftsgeschenke im Kontext kriegerischer Auseinandersetzungen im Altertum (17. Feb. 2007; 9.00 Uhr)
Bis heute bemühen sich unabhängige Staaten um die Pflege internationaler Beziehungen. Vor allem im Krieg sind diese Beziehungen von immenser Bedeutung und so verwundert es nicht, dass in diesen Zeiten neue Bindungen entstehen, alte gefestigt oder auch gelöst werden können. Dabei dienen langfristige Kontakte dem internationalen Austausch von Informationen und sind eine wesentliche Voraussetzung für den Erhalt des Friedens in der antiken und modernen Welt. In den Dienst dieser Beziehungen wird heute ein komplexer Apparat von Mitarbeitern und Technik gestellt. Eine derartige Organisation kannte die Antike nicht, hat aber gleichwohl nicht auf zwischenstaatliche Kontakte verzichtet.
Die Grundlage dieser Kontakte bildete der gegenseitige Austausch von Gesandtschaften. Diese verursachten Kosten verschiedenster Art. So zahlten die Staaten, die Gesandte aussandten, teilweise eine Art Spesengeld, andererseits entstanden auch für die empfangenden Staaten Kosten in zum Teil erheblichen Maß. Neben Staatsgeschenken und Gegengeschenken bekamen oftmals auch die Gesandten selbst Ehrengeschenke. Im Kontext der kriegerischen Auseinandersetzungen stellt sich die Frage, inwiefern sich die aufkommenden Kosten für Gesandtschaften und Freundschaftsgeschenke in Kriegszeiten veränderten. In diesen Zeiten konnte es verstärkt zum Austausch von Gesandtschaften zwischen verbündeten Staaten und Stämmen und solchen, die Bündnisse eingehen wollten, kommen. Aber auch die Kriegparteien mussten im Rahmen von Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen Gesandtschaften austauschen. Nach welchen Richtlinien wurde mit solchen Gesandtschaften umgegangen? Kann man anhand der Aufwendungen, die für Geschenke gemacht wurden, eine Intention des Schenkenden ausmachen und wenn ja welche?
Aufgrund der Quellenlage und um den zeitlichen Rahmen nicht zu sprengen, wird das Hauptaugenmerk des Vortrags auf Rom gelegt. In diesem Rahmen muß die Quellenproblematik ebenso behandelt werden, wie die Höhe der Zahlungen die Rom leistete. Methodisch lassen sich diese Gesandtschaftskosten, die im Kriegsfall aufgebracht wurden, mithilfe der Datenbank des DFG-Projekts „Antike Kriegskosten“ leicht ausfindig machen und die verschieden Autoren miteinander vergleichen. An mehreren Beispielen soll zunächst spezielles Verhalten analysiert werden, um dann zu allgemeinen Aussagen zu kommen.
Nowosadtko, Jutta (Essen): Realeinquartierung als bürgerliche Last. Unterhalt und Verwaltung von Militärbesatzungen im 17. und 18. Jh. (18. Feb. 2007; 11.45 Uhr)
Die sog. Realeinquartierung gehörte zu den logistischen Herausforderungen vormoderner Kriegsführung. Einerseits stellte sie neben den Kontributionen eine erhebliche Belastung der Zivilbevölkerung dar. Andererseits waren geeignete oder ungeeignete Winterquartiere von entscheidender Bedeutung für den Verlauf von mehrjährigen Feldzügen und beeinflussten insofern auch das taktische Handeln der beteiligten Parteien. Die Unterbringung der Soldaten konnte in der Praxis nur gelingen, wenn die lokalen Verwaltungen mit den Kriegskommissariaten und den Offizieren zusammenarbeiteten. Insofern lässt sich an der Verstetigung des Einquartierungswesens auch die Institutionalisierung der frühneuzeitlichen Militärverwaltungen ablesen. Aus bürgerlicher Perspektive handelte es sich bei den Einquartierungen um eine naturaliter zu erbringende Last, die, sofern sie das reguläre Maß überstieg, auf die übrigen Steuerlasten angerechnet wurde. Für den Staat konnte dieses Verfahren gegebenenfalls auch nach dem Ende von Kriegen zu einer mehrjährigen Minderung der Steuereinkünfte führen. Umsonst waren die Quartiere nicht zu haben. Allerdings handelte es sich um eine versteckte Form der Kriegskosten, die in den Bilanzen bislang nur selten berücksichtigt wurden.
Picard, Oliver (Paris): Thasische Tetradrachmen und die Balkankriege im ersten Jh. v. Chr. (17. Feb. 2007; 16.00 Uhr)
Au thème du financement de la guerre, l'étude des tétradrachmes à « types
thasiens » apporte un éclairage particulier, en montrant comment un monnayage
peut nous informer sur des opérations militaires qui furent sinon ignorées, du
moins particulièrement mal traitées par les sources historiques. Ces campagnes,
ce sont celles menées par les armées romaines, sous le commandement des
gouverneurs successifs de Macédoine, contre les Thraces dans les années
110/100-80, jusqu'à la première guerre contre Mithridate. Celle-ci ne mit pas
fin aux opérations, mais paraît avoir marqué un tournant dans leur financement.
L'interprétation de ces tétradrachmes que j'appelle « à types thasiens », qui
sont les pièces de poids attique, à flan large, parallèles à la série des
stéphanéphores athéniens, soulève des questions qui n'ont été mises en lumière
que petit à petit. Dans leur étude sur L 'histoire et les cultes de Thasos, II
(1958), J. Pouilloux et Chr. Dunant considéraient encore que l'importance de
ces monnaies attestait la puissance économique et le prodigieux développement
commercial de Thasos au Ile siècle. G. Le Rider souligne seulement leur
abpndance. De son côté, M. Crawford n'y voyait que des imitations, sans
d'ailleurs se prononcer plus clairement sur l'origine et le processus de
frappe de ces imitations. Or, à côté d'exemplaires que le caractère illisible
de la légende, souvent alors réduite à une série de points sans signification,
et la dégradation très nette du style, sans parler de la chute du poids,
dénoncent clairement comme des imitations barbares, quantité d'exemplaires
sont d'une qualité de style irréprochable, ce qui s'accorde mal avec le
concept d'imitation.
Cependant, c'est en partie un monnayage en partie indépendant de la cité : il
n'a aucun lien administratif avec le monnayage de bronze, les monogrammes, qui
sont très vite figés, ne paraissent pas jouer le rôle de différents, pour un
contrôle de la frappe. En fait, il faut distinguer deux périodes, une ancienne,
dont les émissions sont de faible volume, est bien un monnayage de la cité ;
en revanche, la seconde, nettement plus tardive, que les études de Fr. de
Callatay permettent de placer à la fin du Ile siècle et surtout dans les vingt
premières années du 1er siècle, se distingue nettement par son style de la
première. Son volume est beaucoup trop important pour dépendre des moyens
financiers de la cité.
Ces monnaies récentes ont une diffusion très large, entre Danube et Mer Egée.
On connaît de nombreux trésors, dispersés dans des régions à l'écart des ports
et des commerciales. Il ne s'agit certainement pas de trésors commerciaux.
Il est temps de revenir aux guerres thraces. Celles-ci ne résultent pas de la
volonté d'un aristocrate romain de conquérir la région, mais plutôt d'un effet
mal contrôlé par Rome de la réduction de la Macédoine en province, et de la
destruction après Pydna de la machine de guerre macédonienne. Or l'arrière
pays thrace et balkanique en général avait été peu intégré dans la société
militaire macédonienne, où ils fournissaient des corps auxiliaires et des
mercenaires en grand nombre. La rupture des relations anciennes a entraîné une
série de raids de pillage, auxquels les Scordisques ont pris part. Les
gouverneurs successifs de Macédoine ont répondu par une série de campagnes
très difficiles, très mal connues, où les troupes romaines ont subi des échecs.
Ces gouverneurs se sont appuyés sur des contingents grecs, cependant que les
Thraces paraissent avoir été divisés. Ces guerres sont très mal connues, du
fait des lacunes de l'historiographie de cette époque et parce qu'elles
n'entrent qu'indirectement dans les luttes politiques de l'aristocratie
romaine.
C'est par ces guerres que nous proposons d'expliquer le monnayage très
particulier de la deuxième période. En parlant de « types thasiens » au lieu
de monnaie thasienne, on souligne la distance qui s'établit désromais avec les
monnayages traditionnels des cités. Une émission est signée de Q. Braetius
Sura, légat du gouverneur de Macédoine. La comparaison avec la situation à
Athènes montre que la fin du Ile siècle voit les hommes d'affaire liés aux
Romains jouer un rôle de plus en plus important dans des séries monétaires,
qui gardent les types iconographiques des cités, mais dont l'utilisation
dépasse les opérations financières. Monnaie de bonne qualité, elle devait être
acceptée par les combattants des deux bords.
Szaivert, Wolfgang (Wien): Kriegskosten: eine numismatische Spurensuche (17. Feb. 2007; 14:45 Uhr)
Nach dem bekannten Ausspruch eines österreichischen Feldherrn des 17.
Jahrhundert benötigt man zum Kriegführen Geld, Geld und noch einmal Geld.
Dieser Ausspruch gilt heute ebenso wie er bereits für das Altertum gegolten
haben mag. Damit wird die Frage der Kriegskosten und ihrer Finanzierung auch
zu einem Problem der Numismatik. Haben wir für die Neuzeit und bereits
teilweise auch für das Mittelalter genaue archivalische Unterlagen, die vie
einzelnen Kosten eines Krieges minutiös auflisten, fehlen solche Angaben
erwartungsgemäß für die Antike zur Gänze.
In dem Referat wird daher zuerst versucht auf theoretischer Basis Kriterien
herauszuarbeiten, die eine Prägung als für die Bestreitung der Kriegskosten
herausgegeben angesehen werden kann. Auf den eingangs zitierten Ausspruch
bezogen müsste eine Steigerung der Prägemenge eine solche Prägung kennzeichnen
können, doch gibt es auch noch andere Kriterien. Jedes einzelne für sich
genommnen kann sicher auch anders interpretiert werden, mehrere zusammen
betrachtet und unter Einbeziehung des aktuell historischen Hintergrundes
bietet dann eine doch recht sichere Basis für die Klassifizierung einer
Prägung als „Kriegskostengeld“.
Die Schwierigkeiten sind naturgemäß vielfältig, die sich einer solchen Analyse
entgegenstellen; das ist in den meisten Fällen die ungenügende Präzision der
numismatischen Überlieferung, seien es nun Fundangaben, metallurgische
Untersuchungen, mangelnde Materialkenntnis, aber auch Angaben aus den
literarischen Überlieferung. Der Denar, der als römische Silbermünze um 211 v.
Chr. eingeführt wird, erweist sich in jeder Hinsicht als typisches Kriegsgeld
für die Abwehrkämpfe gegen Hannibal. Die Legionsdenare des Marc Anton aus
32/31 v. Chr. kann man geradezu als Finanzierung der Schlacht von Actium
bezeichnen. Andere Beispiele sind nicht so eindeutig, eine engere
Zusammenarbeit der Historiker und Numismatiker könnte allerdings die Zahl der
Beispiele deutlich vermehren.
Tresp, Uwe (Leipzig): Die Verwaltung der Kostenexplosion. Zur Planung und Rechtslegung der Kriegsführung deutscher Fürsten im 15. Jahrhundert (17. Feb. 2007; 16.45 Uhr)
Die Kriegführung des Mittelalters wurde von Beginn an grundlegend durch Fragen der Finanzierung und Logistik von Heeren
geprägt. Bereits die mittelalterliche Lehnsverfassung war ursprünglich in erster Linie ein Instrument zur Rekrutierung von
Kämpfern und Gewährleistung ihrer materiellen Ausstattung und Versorgung. Mit fortschreitender Verrechtlichung der Lehnsaufgebote
wuchs der Organisationsbedarf durch den Kriegsherrn, der immer mehr zusätzliche Leistungen bei der Versorgung und Bezahlung
seiner Truppen verantworten musste. Auch Strategie und Taktik mittelalterlicher Feldzüge ordneten sich dem unter. In der Regel
war nicht die Vernichtung des Gegners in der Feldschlacht das Ziel, sondern in mehr oder weniger ausgedehnten Beutezügen mit
einhergehender Verheerung ganzer Landstriche sollten einerseits die eigenen Truppen versorgt und andererseits die
Versorgungsmöglichkeiten des Gegners – und damit seine militärische Handlungsfähigkeit – behindert werden. Somit blieben
mittelalterliche Heere auch in ihrer Größe, Dauerhaftigkeit und ihrem Aktionsradius eng an die vorhandenen Möglichkeiten zur
Versorgung durch mitgeführten Proviant oder aus Kriegsbeute gebunden.
Parallel zur wachsenden Rolle des Geldumlaufs im späten Mittelalter veränderten sich das Kriegswesen und mithin auch wesentliche
Grundbedingungen der Kriegsorganisation. Der Anteil von Söldnern in den Heeren stieg und mit ihm auch die Größe – sowie der
Versorgungsbedarf – dieser Heere. Neue Kriegstechnik (zum Beispiel Feuerwaffen) musste beschafft werden. Zugleich sorgten
verschiedene rechtliche Bindungen und damit einhergehend komplexe Zahlungsansprüche der Kämpfer für eine unübersichtliche
Kostenstruktur. Kriegführung wurde immer mehr zur Frage des Geldes. Kriege größeren Ausmaßes und längerer Dauer überforderten
schnell die Leistungsfähigkeit des Finanzhaushaltes spätmittelalterlicher Landesherrschaften. Dabei kam es nicht selten vor,
dass die Jahreseinkünfte um ein Vielfaches durch die Kriegskosten übertroffen wurden. In solchen Fällen folgten militärische
Niederlagen und/oder anhaltende Verschuldung, die dann über das Recht zur Steuerbewilligung eine wachsende Einflussnahme der
Stände auf die Landesregierung bedingen konnte – in der Konsequenz drohte den Fürsten also Herrschaftsverlust.
Dem versuchte man durch Verschriftlichung der Heeresverwaltung, durch bis in Kleinigkeiten ausformulierte Dienstverträge,
Rechungen, Quittungen und Schuldscheine sowie eine detaillierte Buchführung zu begegnen. Der erhöhte Verwaltungsaufwand, den
zum Beispiel deutsche Fürsten des 15. Jahrhunderts zur Bewältigung der aus ihrer Sicht geradezu explodierenden Kriegskosten
betrieben, wird gelegentlich an dem Umfang heute noch überlieferten Aktenmaterials erkennbar, das im Zusammenhang mit Kriegen
und der Aufstellung bzw. Bezahlung von Söldnerheeren produziert wurde. Auch wenn sich damit die Kriegskosten, die sich stets
am Bedarf, also am Kriegsverlauf, orientieren mussten, nicht wirksam einschränken ließen, waren – und sind – sie somit immerhin
nachvollziehbar, da die mittelalterlichen Verwaltungsbeamten in zeittypischer Detailversessenheit oft selbst kleinste Ausgaben
gewissenhaft notierten. Gelegentlich lässt sich in den Rechnungen auch die Herkunft des für den Krieg aufgewandten Geldes
erkennen: Soweit es nicht aus der fürstlichen Kasse oder dem laufenden Finanzhaushalt der Landesverwaltung entnommen werden
konnte, kam es aus Krediten, für die man in großem Umfang Herrschaftsrechte und Einkünfte verpfändete.
Die Sorge vor finanzieller und logistischer Überforderung der Kriegführung bewirkte auch das Eindringen organisatorischer Fragen
in die am Ende des Mittelalters entstehende Kriegstheorie. In diesem Zusammenhang sind vor allem die Kriegs- und
Feldzugsplanungen erfahrener Heerführer aufschlussreich, die zugleich das Potential ihrer Kriegskasse im Blick haben mussten.
Hier wäre zum Beispiel das Kriegsbuch des Herzogs Philipp von Cleve aus der Zeit um 1500 zu nennen, oder die recht zahlreich
überlieferten, auf konkrete Kriegsereignisse bezogenen, fürstlichen Heeresordnungen und Feldzugspläne des 15. Jahrhunderts.
Aus den Bemühungen spätmittelalterlicher Fürsten um Planung, Beherrschung und Kontrolle der Kriegskosten ergibt sich somit eine
hervorragende Quellenbasis für eine erweiterte Fragestellung hinsichtlich der Tagungsthematik: Sie ermöglicht klare Aussagen zu
den Kosten- und Finanzierungsarten spätmittelalterlicher Kriegführung, zur Finanzplanung, Logistik und Heeresorganisation, zu
den Profiteuren des Kriegsgeschäftes und auch zum Einfluss von Finanzen und Logistik auf die Strategie mittelalterlicher Heere
oder den Kriegsverlauf.
Dies soll anhand folgender Beispiele demonstriert werden:
van Wees, Hans (London): Money and the Transformation of Warefare in Classical Greece (17. Feb. 2007; 11.45)
The impact on classical Athenian warfare of the city’s exceptional revenues,
first from mining and then from imperial tribute, is well-known. In Greek
Warfare: myths and realities (2004), I argued that financial developments in
Athens, while in some ways unique, were nevertheless part of a broader trend
in the Greek world. In the late sixth and early fifth centuries BC, a leap
forward in state-formation meant that across large parts of Greece growing
central control and a greater concentration of central financial resources
enabled a general transformation of warfare. The transformation is most
obvious in sea and siege warfare, but extends, I suggested, also to infantry
warfare: it was in the early fifth century, rather than the early seventh
century BC as commonly held, that the hoplite phalanx first took its familiar
form.
Central state control and finance did not, however, appear out of the blue but
existed well before the end of the sixth century. Although the evidence is
scanty, one can find archaic precedents for many of the funding mechanisms
known from the classical period. In order to understand the the fifth-century
military transformation fully, we therefore need to investigate precisely how
the public finance of archaic Greek city-states functioned, and how it
differed from its classical successor.
This paper attempts to reconstruct sixth-century Athenian public finance under
Solon, the Peisistratids, and after Cleisthenes’ reforms, with particular
reference to the institutions of the naukraria and the ‘naukraric silver’,
which, it will be argued, offer the best indication of the possibilities and
limitations of pre-classical military funding. Scraps of evidence suggest that
Athenian developments were mirrored elsewhere in the Greek world. Warfare was
always publicly funded to some degree, and increasingly so in the last third
of the sixth century, when classical patterns began to emerge. Yet we also
find that throughout the archaic age Greek warfare continued to rely to a
large extent on private resources of wealth and manpower. The inability of
mainland Greek city-states before c. 500 BC to adopt the trireme as their main
warship, to develop siege tactics and technologies, or to create specialist
infantry and cavalry forces all stem from this fundamental fact. It took a
complete change of attitudes to central government and finance around this
time to create the kind of warfare familiar to us from Thucydides and other
classical sources.
Wolters, Reinhard (Tübingen): Triumph und Beute in der römischen Republik (18. Feb. 2007; 9.00 Uhr)
Der Triumph machte in der römischen Republik die im Krieg erworbene Beute
sichtbar. Das Ergebnis der kriegerischen Erfolge an der Peripherie des Reiches
wurde im Zentrum vor dem stadtrömischen Publikum in seiner materiellen
Komponente in oft tagelangen öffentlichen Umzügen präsentiert, und die
genauestens gezählte Beute machten den Rang des Krieges meßbar und jenen des
Feldherrn vergleichbar.
Eine dichte Überlieferung, insbesondere bei Polybios und Livius, gibt über die
Beuteerlöse oft erstaunlich detaillierte Auskunft. Als bis in die mittlere
Republik zurückverweisende Angaben sind diese Quellen vor einer Auswertung
jedoch zunächst auf ihre Verläßlichkeit und Glaubwürdigkeit zu untersuchen,
d.h. auf mögliche Quellen und Überlieferungswege, Übereinstimmungen und innere
Konsistenz der Zahlen. Aufgrund des hohen Symbolgehalts des Triumphs muß stets
mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß die in ihrer nüchternen und präzisen
Form als „Fakten“ vorgestellten Daten Teil des symbolischen Systems sind.
Jenseits einer solchen innerliterarischen Überprüfung bietet sich die
Möglichkeit eines weiteren Abgleichs, der Kontrolle und der Auswertung auf
staatswirtschaftlicher Ebene: Der Anteil der Beuteerlöse,
Kriegskostenentschädigungen und fortlaufenden Kontributionen soll einerseits
mit den Möglichkeiten und Erlösen der Staatseinnahmen in diesen Jahren,
andererseits mit den Staatsausgaben verglichen werden.
In einem dritten Schritt wird schließlich der Vergleich mit den Prägerhythmen
und Volumina der Münzprägung sowie mit der Nominalienstreuung gesucht.
Ein solch umfassender Vergleich erlaubt eine Annäherung an die Rolle des
Krieges in der Zeit der römischen Expansion aus wirtschaftlicher Perspektive,
nicht nur als Beitrag zur Frage nach den Ursachen des römischen Imperialismus,
sondern auch zu den wirtschaftlichen Grundlagen und Entwicklungen in der Zeit
der römischen Republik überhaupt. In der Prinzipatszeit hingegen spielten die
Beuteerlöse kaum noch eine Rolle. Auf der Ebene der Symbole und der Wirtschaft
mußte nach anderen Lösungen gesucht werden, und offensichtlich war es auch zu
einer gewandelten Bedeutung des Krieges, und in Bezug auf die Kriegskosten und
Kriegsfinanzierung zu einem Paradigmenwechsel gekommen.