Interview




"Blick über den Tellerrand: Erkundungen zur multikulturellen Gesellschaft" - unter diesem Titel hat Elisabeth Geffers-Strübel, Initiatorin und Leiterin des interkulturellen Bildungsprojekts "Springboard to Learning e.V.", zusammen mit Barbara Thériault eine Starthilfe für die Auseinandersetzung mit Multikulturalität im Schulunterricht veröffentlicht. Der aus der Praxis von Springboard erwachsene Band kombiniert eine theoretische Einführung zum Begriff "multikulturell" mit einer Interview-Serie und daran angelehnten Unterrichtsmaterialien. Die Interviews mit ausländischen "Springboard"- Dozenten finden Sie als Audiodatei zum Anhören oder zum Download im nachfolgenden Abschnitt auf dieser Seite.
Das Buch ist im Buchhandel unter der ISBN: 3-8311-4786-8 für einen Preis von  6,90 € erhältlich. 
 

Interviews

"Ist Deutschland eine multikulturelle Gesellschaft?" Das ist die Frage, die an Menschen aus sieben verschiedenen Ländern gerichtet wurde. Unterschiedliche Antworten auf diese Frage können Sie sich im Originalton anhören, wenn Sie das entsprechende Land anklicken. (Die Tondokumente sind als mp3-Dateien in einer Größe von ca. 8MB herunterladbar.)
 
 

"Die Bundesrepublik Deutschland ist keine multikulturelle Gesellschaft."
Stimmen Sie dieser These zu oder halten Sie sie für falsch?


Barbara Kuntze, USA:

"Ich stimme eigentlich zu. Im Grunde genommen sieht's vielleicht in einigen Städten so danach aus, aber wenn man ein bisschen näher guckt, finde ich es nicht so. Wenn ich hier in Erfurt das sehe - man sieht schon vielleicht einige Vielfältigkeit - aber das ist nichts im Verhältnis zu Berlin oder München." 





Victoria de Dios Oviedo, Spanien:

"Ich halte die These für falsch. Ich denke, es ist eine multikulturelle Gesellschaft aus dem Grund, dass hier viele verschiedene Nationalitäten leben und dadurch entsteht immer schon eine multikulturelle Gesellschaft. Die andere Sache ist, ob man das akzeptiert oder nicht oder ob man das einsehen will oder nicht."
 



Nathalie Arnault-Kreutzer, Frankreich:

"Ich wohne jetzt gerade seit acht Jahren in Erfurt und ich würde sagen für Erfurt: das stimmt. Oder ich habe diesen Eindruck, das ist nicht so bunt wie in Frankreich. Aber ich war vor ein paar Wochen in Ludwigsburg und da habe ich eine andere Erfahrung gemacht. Aber ja, für Erfurt: das ist für mich keine multikulturelle Gesellschaft. Es gibt erstens nicht genug Ausländer und wenn es Ausländer gibt, dann sind sie wirklich als total fremde Leute angesehen."
 




Thomas Beschorner, Deutschland:

"Ja und nein würde ich sagen. Ja und nein, weil sie es von ihrer Ideologie her, glaube ich, nicht ist, also es ist keine offizielle Politik in Deutschland, Multikulturalismus. De facto ist diese Gesellschaft natürlich durchaus bunt, also wir haben mehrere Millionen Türken z. B. in Deutschland, wir haben viele Leute aus dem europäischen Ausland, EU-Ausland; Afrikaner usw. usf., Asiaten...Also insofern würde ich sagen: de facto eine multikulturelle Gesellschaft, aber der Ideologie der Bundesrepublik Deutschland nach ist es sie, glaube ich, nicht. Eine multikulturelle Gesellschaft jetzt insgesamt, das würde bedeuten, dass auch die Politik sagt, wir wollen eine multikulturelle Gesellschaft und fördern auch eine solche Gesellschaft."



Lelah Ferguson, Kanada:

"Ich stimme mit diesem Statement überein. Ich glaube, es ist im Allgemeinen, was die Mentalität betrifft, noch nicht eine multikulturelle Gesellschaft. Ich glaube, in den Großstädten wie in Frankfurt oder vielleicht im Ruhrgebiet gibt es größere Prozente von Ausländern, dort ist es unterwegs eine multikulturelle Gesellschaft zu sein. Aber von der Mentalität her ist es noch nicht ein Gefühl von Multikulturalismus."
 

Alexander Herman, Belgien:

"Ich denke, dass Deutschland wie Belgien und Frankreich und andere europäische Länder ist: Ich meine, dass sie alle eine ziemlich kleine oder große Ausländergesellschaft haben und dass eigentlich alle Länder probieren, damit zu leben. Und in Deutschland ist das so, dass ich bemerkt habe, dass die Ausländer eigentlich sehr gut integriert sind. Aber ich habe auch schlechte Erfahrungen gehabt, aber die waren nicht so sehr schlimm. Ich meine, einige Leute denken z. B., dass die multikulturelle Gesellschaft etwas Schlechtes ist für Deutschland und seine Kultur, aber in Belgien haben wir auch dasselbe Problem."
 

Efuet Tung, Kamerun:

"Meiner Meinung nach ist die Bundesrepublik Deutschland bis jetzt keine multikulturelle Gesellschaft. Eine multikulturelle Gesellschaft ist eine Gesellschaft, die viele verschiedene Arten von Menschen hat, die miteinander leben. Sozusagen Menschen, die ganz anders sprechen oder ganz anders essen oder ganz anders auch aussehen. Diese Menschen müssen gemeinsam in einem Land als Mitbürger leben. Manchmal gehören dazu sehr viele Schwierigkeiten. Aber wir müssen Geduld für andere Menschen haben. Sie können so viel übereinander lernen."
 

Zuletzt aktualisiert: 31.07.2018