Noch vor der offiziellen Eröffnung der Erfurter Denkmaltage unter dem Motto „Bilder unserer Stadt“ geht es am Donnerstag, 1. September, bei einem Vortrag von Prof. Dr. Dietmar Mieth vom Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt um ein altes Vesperbild von 1360, auch Pietà genannt. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr in der Ägidienkirche. Der Eintritt ist frei.
Die Pietà hat sich als individuelles Andachtsbild aus der Grablegung Jesu herausgelöst. Ähnliches geschah in Süddeutschland, wo oft Johannes an der Brust Jesu gezeigt wird, unabhängig von der Abendmahlszene. Die Pietàs in Thüringen gehören zu den ersten Beispielen für diese Gattung und sind älter als die bekannten Pietàs aus Italien. Sie sind jedoch durch unterschiedliche Charakteristika gekennzeichnet: Manche haben einen beschaulichen, manche einen schmerzvollen Ausdruck (wie die Pietà im Ursulinenkloster).
Den kontemplativen Ausdruck zeigen die Pietà der Erfurter Ägidienkirche, die sich jetzt im Angermuseum befindet, ebenso wie eine kleine Pietà, die am rechten Rand des Hauptschiffes im Erfurter Dom hängt. Bei dieser kontemplativen Darstellungsart steht nicht der Schmerz im Vordergrund, sondern der Blick über den Tod hinaus. Der Einfluss der Mystik ist spürbar, was sich anhand der Bilder, die dem Dominikaner Heinrich Seuse zugeordnet werden, zeigen lässt. Prof. Dr. Dietmar Mieth vertritt die Auffassung, dass es hier um einen Typ religiöser Individualisierung geht, wie sie in historischer Perspektive auch von einer Forschergruppe am Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt untersucht wird.
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Prof. Dietmar Mieth