Zum inzwischen 13. Projektforum hatten heute die Absolventen des Studiengangs Kommunikationswissenschaft der Universität Erfurt eingeladen. Im Audimax der Hochschule präsentieren sie ihre Abschlussarbeiten vor einem Publikum aus Wirtschaft, Medien und Hochschule sowie weiteren Gästen. Im Rahmen des Projektforums wurde auch wieder ein mit 500 Euro dotierter Förderpreis für herausragende Bachelor-Abschlussarbeiten verliehen, der in diesem Jahr vom Herbert von Halem Verlag in Verbindung mit dem Erfurter Verein für Kommunikation und Medien e.V. ausgelobt wurde.
Mit dem Preis werden alljährlich Projektarbeiten ausgezeichnet, deren theoretische Konzeption und empirische Umsetzung außergewöhnlich gelungen ist und die in besonderem Maße einen Brückenschlag zur Forschungspraxis leisten. Preisträger sind diesmal Katharina Badenhausen, Jana Koltzau, Mira Schielke, Maximilian Hofer, Katharina Ratzmann und Maxime Steuer. Sie untersuchten in ihrer Arbeit „VertrauensFrage“, ob die Rezeption der „heute-show“ im ZDF eine Veränderung der Einstellungen von jungen Menschen zur Politik bewirkt. Das Ergebnis: Nach regelmäßiger Rezeption der „heute-show“ bewerten junge Erwachsene Politiker in den Dimensionen Sympathie, Kompetenz und Vertrauenswürdigkeit negativer als zuvor. Gleichzeitig passen sie ihre politische Einstellung zu tagesaktuellen Themen bei fehlendem Wissen der Argumentation in der „heute-show“ an. Diese Anpassung wird begünstigt, wenn sie den Kommunikator (in diesem Fall Oliver Welke) für politisch kompetent halten. Je realer die Inhalte der „heute-show“ eingeschätzt werden, desto eher kommt es zu einer Einstellungsänderung. Auf Ebene tief verankerter Einstellungen wie dem Vertrauen in das politische System konnten keine Änderungen infolge einer „heute-show“ Rezeption festgestellt werden. Die Rezeption der „heute-show“ führt also eher zu einer Art Verdrossenheit gegenüber Politikern als zur Politikverdrossenheit an sich. Die Arbeit der Gruppe wurde von Prof. Dr. Patrick Rössler betreut, Projektpartner waren unter anderem das Sozialwerk des DJV-Landesverbandes Thüringen, der SPIEGEL, DIE ZEIT sowie die Frankfurter Allgemeine Zeitung.
Aber auch die anderen im Projektforum präsentierten Arbeiten stießen bei den Gästen im Audimax auf großes Interesse. So untersuchte die Gruppe „#selbstverständlich“ beispielsweise die Medienkompetenz von Thüringer Jugendlichen im Kontext der Smartphone-Nutzung. Die Gruppe „Störfaktor“ befasste sich mit der Reaktion von Parteimitgliedern auf politische Satire im Fernsehen. Das Informations- und Kommunikationsverhalten von Patienten bei der Krankenhauswahl nahm indessen die Gruppe „Wahl-O-Med“ unter die Lupe. Ziel der Studie war es, herauszufinden, wie sich Patienten informieren und wovon ihr Kommunikations- und Informationsverhalten beeinflusst wird. „EU:len nach Athen“ ist ein weiteres Projekt überschrieben, dessen Untersuchungsziel darin bestand, herauszufinden, inwiefern deutsche Leitmedien im Rahmen der Finanzkrise Stereotype bezüglich des Griechenland-Bildes der Deutschen kommunizieren und inwieweit diese letztlich bei den Rezipienten zu finden sind. Soziale Sanktionen im Kontext von Meinungsäußerung haben die Studierenden der Gruppe „Sanktionsbewusst“ im Rahmen ihrer Projektstudienphase untersucht. Und um den Brennpunkt Stadion dreht sich die Arbeit der Gruppe „Fanbeauftragte“. Ziel war es dabei, in der Bevölkerung existierende Fußballfan-Stereotype zu ermitteln, durch mediale Bilder zu visualisieren und herauszufinden, wie sich diese auf die Einstellung der Rezipienten zu Fußballfans und zur Sportpolitik auswirken. Und mit der Wertschätzung von Musik in Zeiten des digitalen Streamings befasste sich schließlich das Projekt „ZukunftsMusik“.
Projektpartner der verschiedenen studentischen Gruppen waren in diesem Jahr unter anderem DIE ZEIT, das ZDF, der SPIEGEL, die Thüringer Landesmedienanstalt, das NDR Fernsehen, die Konrad-Adenauer-Stiftung und die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Alle vorgestellten Arbeiten sind im Rahmen der „Projektstudienphase“ entstanden, einem einzigartigen Konzept im deutschen Lehrbetrieb: Über den Zeitraum von einem Jahr wenden Studierende in kleinen Gruppen ihr im Studium erworbenes Wissen zur Lösung von realen oder realitätsnahen Problemstellungen innerhalb der Kommunikationswissenschaft an. Projektpartner sind dabei Medien- und Wirtschaftsunternehmen sowie öffentliche Institutionen und Organisationen.
Nähere Informationen über alle Projektgruppen gibt es auch auf der Website „Ich mag meine Uni“ der Universität Erfurt: www.ich-mag-meine-uni.de/item/171-projektforum-zu-ehren-von-prof-dr-peter-glotz.html.