Über „‘Wintergärten‘ und Lokalfloren: Raumbezüge und Wissensordnungen in frühneuzeitlichen Herbarien“ spricht Dr. Ruth Schilling (Berlin) am Donnerstag, 19. Juni, im Seminarraum des Forschungszentrums Gotha der Universität Erfurt. Der Vortrag ist Teil der Vorlesungsreihe „Sammeln – Forschen – Lehren“ des Historischen Seminars der Universität Erfurt und wird von der Stiftung Mercator gefördert. Beginn ist um 18.15 Uhr, der Eintritt ist frei. Alle Interessierten sind herzlich willkommen.
Herbarien dienten seit dem 16. Jahrhundert im medizinischen Unterricht zur Veranschaulichung und Einprägung von Medizinalpflanzen. Außerdem waren sie seit dem 17. Jahrhundert ein wichtiges Hilfsmittel bei der Erstellung umfassender Beschreibungen lokaler Floren und Klassifizierung von Pflanzenarten. Sie standen also an der Schnittstelle zweier unterschiedlicher Sammlungsinteressen, die enger miteinander verbunden waren, als es die spätere strenge Trennung von „Medizinalgärten“ und botanischen „Museen“ vermuten lässt. Herbarien beinhalten nicht nur getrocknete Pflanzen: Sie weisen auch auf die lokale und globale Vernetzung der Pflanzen und ihrer Finder mit sozialen Netzwerken und Wissensbeständen hin. So zeigen etwa die Herbarien des Suhler Stadt- und Amtsarztes Johann Friedrich Glaser (1707–1789) und des Elsässer Gelehrten und Pfarrers Jean-Frédéric Oberlin (1740–1826) die enge Verschränkung von medizinischen, ethnografischen sowie systematischen naturhistorischen Funktionen und Erkenntnisinteressen und führen so auch zur Frage nach der Vergleichbarkeit ihrer Entstehungszusammenhänge.
Ruth Schilling wird ab September 2014 als Juniorprofessorin an der Universität Bremen die Sammlung des Deutschen Schifffahrtsmuseums mit Forschungs- und Lehrprojekten verbinden. Ihre Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich der Kultur- und Wissenschaftsgeschichte der Frühen Neuzeit.