Universität Erfurt

Frühjahrsschau der Griffelkunst-Gruppe: Pressemitteilung Nr.: 50/2014 - 12.05.2014

Aussenansicht Bibliothek

Den Besuchern der letzten Documenta in Kassel wird der Name Mark Dion noch im Ohr klingen, stellte seine „Holzbibliothek“ doch einen der Publikumsmagneten der Schau dar. Der New Yorker Objektkünstler, selbst ein obsessiver Sammler von Gegenständen aller Art, will mit seinen oft kunstvoll arrangierten Szenarien immer auch eine Naturinterpretation anbieten. Die sechs nachtblauen Siebdrucke, die die Frühjahrswahl der Griffelkunst-Vereinigung ab dem 20. Mai in der Universitätsbibliothek Erfurt vorstellt, muten deswegen wie wissenschaftliche Schautafeln an. „Die Bilder setzen sich auf humorvolle Weise mit der neu entwickelten Weltkarte auseinander, die die Natur von der Neoarktis bis nach Australien in elf zoogeografische Regionen einteilt“, erläutert Prof. Dr. Patrick Rössler, Leiter der hiesigen Griffelkunst-Gruppe.

Die zu den Öffnungszeiten der Uni-Bibliothek frei zugängliche Ausstellung kennzeichnet in diesem Jahr eine außergewöhnliche geografische Breite: So versteht es der niederländische Fotograf Marco van Duyvendijk wie kein anderer, Länder durch eine eigene Farbigkeit und Stimmung zu porträtieren. Die sechs Motive seiner Bilderserie zeigen auf sehr unterschiedliche Weise Ansichten von China. Zwei Fotoarbeiten von Jörn Vanhöfen widmen sich dem von der Krise gezeichneten Detroit, und der historische Rückblick in der Reihe der „modernen Klassiker“ führt nach New York, wo der Autorenfotograf Dirk Reinartz 1974 einen längeren Aufenthalt nutzte, um Impressionen aus der Seele der Millionenstadt eindrücklich festzuhalten. Die sechs Schwarzweiß-Fotografien stammen aus dem Nachlass des 2004 mit gerade 56 Jahren verstorbenen Reinartz, dessen Bildband „New York 1974“, von seiner Frau posthum herausgegeben, kürzlich ein großer Erfolg war.

Diesen traditionellen Foto-Schwerpunkt der Griffelkunst-Ausstellung ergänzen einige überraschende Künstlerbuch-Projekte, die anspielungsreich und rätselhaft zugleich sind: Daniel Roth hat eine Kassette entwickelt, die er mit Drucken und Objekten bestückt, und Tobias Premper zeigt eines seiner „Boxenbücher“, das aus rund 60 Grafiken besteht, die sich in der Schnittmenge zwischen Dichtung und bildender Kunst einordnen lassen. Und auch Henriette Grahnert, eine der viel beachteten zeitgenössischen deutschen Malerinnen der sogenannten Neuen Leipziger Schule, präsentiert ein Künstlerbuch, das aus Collagen entwickelt wurde und ihre sechsteilige Lithografie-Serie ergänzt.

Aber nicht nur bei ihr kommen Liebhaber der klassischen künstlerischen Techniken auf ihre Kosten: Der Malerin Pia Fries, einst Meisterschülerin von Gerhard Richter, gelingt in ihrer Serie von Siebdrucken ein Spiel von Form und Formlosigkeit, indem sie disparate Elemente aus wuchtigen Pinselstrichen und grafischen Linienzitaten zu einem dichten Gewebe verbindet. Mit einer Serie von sechs Lithografien zeigt die Griffelkunst außerdem erstmals Arbeiten von Karl Horst Hödicke, einem der wichtigsten Künstler des deutschen Neoexpressionismus und Anreger der „Neuen Wilden“. Die Edition von Natalie Czech schließlich überrascht mit einer Nachtansicht, denn sie hat einzelne Buchstaben und Wortteile mit Nachtleuchtfarbe überdruckt, sodass sie bei völliger Dunkelheit leuchten. Zusammengelesen ergeben sie Gedichtzeilen bedeutender Dichter, denen die Künstlerin im Text nachspürt.

Die Griffelkunst-Vereinigung, die nun schon seit mehr als 80 Jahren Originalwerke renommierter Künstler an ihre Mitglieder abgibt, führt damit ihre Edition namhafter Künstler fort. Für alle Mitglieder und Interessenten findet am Dienstag, 20. Mai, zwischen 18 und 21 Uhr ein Besichtigungstermin in der Ausstellung statt, zu dem frühere Wahlblätter ausgegeben und Fragen zur Arbeit der Griffelkunst-Gruppe Thüringen beantwortet werden. Die Ausstellung ist vom 20. Mai bis 3. Juni während der Öffnungszeiten der Universitätsbibliothek Erfurt zugänglich.

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