Universität Erfurt

Gastvortrag im Forschungszentrum: Adel und Abstammung: Pressemitteilung Nr.: 62/2013 - 21.05.2013

Schloss Friedenstein

„Genealogie als höfisch-gelehrte Wissensform. Dresden und Turin im 16. und 17. Jahrhundert“ lautet der Titel eines Vortrags von Prof. Dr. Stefan Brakensiek, zu dem das Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt am Montag, 27. Mai, einlädt. Beginn ist um 18.15 Uhr im Seminarraum des „Pagenhauses“ auf Schloss Friedenstein. Der Eintritt ist frei.

„Gotha adelt“, das ist das Motto der ehemaligen Residenzstadt – ein Verweis auf die vielen historischen Verflechtungen. Aber wie wurde edle Herkunft aus einem alten Geschlecht konstruiert? Diese war schließlich im Europa des „Ancien Régime“ für die Behauptung von adligem Rang von größter Bedeutung. Der fiktionale Nachweis historisch weit zurückreichender Abstammung bildete einen zentralen Aspekt dieser permanent erfolgenden Konstruktion. Dabei dienten Genealogien sowohl der Aufrechterhaltung der gesellschaftlichen Akzeptanz innerhalb der politisch-sozialen Führungsschicht als auch der Erzeugung von sozialer und kultureller Distanz zu anderen gesellschaftlichen Gruppen. Je weiter die Statusansprüche einer Dynastie reichten, umso strengere Maßstäbe waren anzulegen, an das Alter des Geschlechts, an die Bedeutung der genealogisch inkorporierten Ahnen und an die Kunstfertigkeit der dabei zum Tragen kommenden narrativen Strategien.

Für die methodische Leitfrage nach dem grundlegend konstruktivistischen und fiktionalen Gehalt von Genealogie bietet die Rezeption der Gestalt Widukinds von Sachsen einen Fall von exemplarischer, zugleich hervorragender Bedeutung. Seit dem Spätmittelalter wurde er als Ahnherr zahlreicher europäischer Fürstenhäuser in Anspruch genommen. Der Vortrag beruht auf den Ergebnissen des Forschungsprojekts „Adel und Abstammung. Die Rezeption Widukinds von Sachsen im Kontext genealogischer Adelslegitimation in der Frühen Neuzeit“. Es handelt sich um ein gemeinsames Vorhaben des Kunsthistorikers Dietrich Erben und des Frühneuzeithistorikers Stefan Brakensiek. In interdisziplinärer Zusammenarbeit wird die genealogische Praxis zweier bedeutender Fürstenhäuser erforscht, der Wettiner in Dresden und der Savoyer in Turin.

Prof. Dr. Stefan Brakensiek hat den Lehrstuhl für die Geschichte der Frühen Neuzeit am Historischen Institut der Universität Duisburg-Essen inne. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte der politischen Kultur im Fürstenstaat, die Geschichte der ländlichen Gesellschaft sowie Formen des Zukunftshandelns.

Weitere Informationen / Kontakt:

Kristina Petri

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