Mit insgesamt knapp 100.000 Euro unterstützt der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien die Forschung zu dem Historiker Ferdinand Gregorovius (1821-1891) am Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt. Unter der Leitung von Dr. Dominik Fugger soll in Zusammenarbeit mit dem Verlag C.H. Beck in den nächsten Jahren eine Edition von Briefen und Leitartikeln entstehen, die neues Licht auf das Werk des seinerzeit viel gelesenen Historikers werfen und ihn als paradigmatische Gestalt ins Gedächtnis der historischen Zunft zurückrufen will.
Ferdinand Gregorovius war bis weit ins 20. Jahrhundert hinein ein bekannter Autor. Wilhelm Dilthey erschien er als „der hervorragende Geschichtsschreiber“, der zeige, dass „die Ereignisse nichts von ihrem Zauber verlieren, wenn sie auf die historische Wahrheit zurückgeführt werden“. Und noch Golo Mann bekennt, dass sich seine „Ansichten von dem, was Geschichtsschreibung sein kann, nicht muss, aber doch auf ihrem Höhepunkt sein sollte“ an der Lektüre von Gregorovius’ Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter gebildet hätten. Das Projekt möchte die Voraussetzungen des Gregorovius’schen Geschichtswerks zwischen Protestantismus, Hegelianismus und individueller Lebensbewältigung anhand bislang unbekannter Quellen beleuchten und nach den Wirkungen dieser Grund¬konstellation auf die Produktion von „Geschichte“ fragen.