Universität Erfurt

Tagung: „Die Reformation und ihre Medien“: 19.12.2012

Außenansicht Schloss Friedenstein
Außenansicht Schloss Friedenstein

„Die Reformation und ihre Medien. Mediale Strategien im Umkreis der Wettiner im 16. Jahrhundert“ ist eine Tagung überschrieben, zu der die Projektgruppe Reformationsgeschichte, eine Kooperation des Lehrstuhls für Kirchengeschichte der Theologischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena, der Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt sowie der Stiftung Schloss Friedenstein, vom 30. September bis 2. Oktober 2013 einlädt.

Das Medienereignis Reformation verdankt seine Berechtigung, als Ereignis zu gelten, einer Gemengelage, in der technische Errungenschaften und gesellschaftliche Transformationsprozesse einander bedingten. Die Reformation des 16. Jahrhunderts sprengte – medial gesehen – jeglichen, bis dahin existierenden Informationsaustausch. Gleichzeitig bewegten die in Umlauf gebrachten Schriften und Bilder Personen und Geschehnisse. Die während der Reformation genutzten Medien, ihre Verbreitungen und Wirkungen sowie die in der Frühen Neuzeit realisierten Kommunikationsprozesse wurden in den vergangenen Jahren  von kommunikationswissenschaftlicher und historischer, in Ansätzen auch von kirchenhistorischer, kulturhistorischer und kunsthistorischer Seite aufgearbeitet. Zuletzt rückte verstärkt die Rezeption der medialen Informationsflut durch das zeitgenössische Publikum in den Fokus der Wissenschaft, wobei der Schwerpunkt auf die Aufnahme und Verinnerlichung der reformatorischen Lehre insbesondere beim „gemeinen Mann“ gelegt wurde. Die (Re-)Aktionen territorialer Fürsten, kirchlicher Würdenträger und städtischer Räte hinsichtlich einer bewussten, strategischen Nutzung von alten und neuen Medienformaten zur gezielten Streuung von Überzeugungen oder auch Verleumdungen, zur Verbreitung von Bekanntmachungen und aktuellen Nachrichten im Laufe der Glaubensauseinandersetzungen warten noch weitgehend auf ihre Bearbeitung.

Im Hinblick auf das Reformationsjubiläum 2017 veranstaltet die „Projektgruppe Reformationsgeschichte“ der Theologischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität in Jena, der Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha und der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, unterstützt vom Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur vom 30. September bis 2. Oktober 2013 eine Tagung, innerhalb der die Nutzung medialer Informationsformate nicht nur vor konfessionellem, sondern auch vor religions- und reichspolitischem Hintergrund im Mittelpunkt stehen soll. Ausgehend von der herausragenden Sammlung von Flugblättern und Einblattdrucken des 16. Jahrhunderts im Kupferstichkabinett der Stiftung Schloss Friedenstein in Gotha sollen mediale Strategien aufgezeigt werden, die im Umkreis der Wettiner während der Reformation zur Anwendung kamen. Die Auswahl der zu untersuchenden Medien soll hierbei nicht auf die Bildpublizistik beschränkt bleiben, sondern auf Flugschriften, Briefe und Bücher ausgeweitet werden. Um den Facettenreichtum der strategisch genutzten Medien anschaulich werden zu lassen, sollen explizit auch Formate einbezogen werden, die der Schriftlichkeit eigentlich entzogen sind wie Gemälde, malerische und bildhauerische Ausstattungen sakraler und öffentlicher Räume, Feste/Umzüge, Kleidung/Rüstungen, Bucheinbände, Münzen und Medaillen. Der Fokus der Tagung liegt auf dem von beiden Linien der Wettiner beherrschten Gebiet im 16. Jahrhundert (Kurfürstentum und Herzogtum Sachsen), weil hier konfessionsübergreifend Produktion, Verbreitung und Rezeption unterschiedlicher Medien sowie die mit ihnen verfolgten religiösen und politischen Strategien und Intentionen analysiert werden können. Es gilt beispielsweise zu fragen: Welche Rolle spielten die Wettiner, ihre Theologen und ihre Räte bei der medialen Verbreitung reformatorischer und altgläubiger Gedanken? In welcher Weise beförderten bzw. untergruben die Wettiner publizistische Initiativen und öffentliche Aktionen im Zusammenhang der Reformation? Welche Medien drangen von außen in das Land hinein und erweckten das Interesse der Wettiner? Rezipierten in der Folge die Ernestiner und Albertiner die vielseitigen Kommunikationsformen, um – u.U. im konfessionellen Gewand – in politischer oder herrschaftsfestigender Absicht Botschaften zu streuen? Welche Medienformate wählten sie zu diesem Zweck? Lassen sich bei dem Einsatz unterschiedlicher Medien Muster erkennen, die für die Informationspolitik anderer Fürstenhäuser und Stadtmagistrate Pate standen? Diese und weitere Fragen rund um die Transformationsprozesse der Medien, die frühneuzeitlichen Erfahrungen einer reformatorischen Öffentlichkeit und ihre mediale Indienstnahme durch die sächsischen Fürsten, Theologen und Räte werden bei der interdisziplinären Tagung im Zentrum stehen.

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