„Rebellion – Reformation – Revolution“ ist der Titel der neuen Ausstellung, die am 31. Oktober im Stadtmuseum Erfurt eröffnet wurde. Das Programm dieses „Geschichtslabors“ lautet: Raum schaffen für eigene kreative Aneignung. Hier werden dem Besucher zum einen in durchaus klassischer Form die Reformation in Erfurt und die Bedeutung der Stadt als geistige Wiege Luthers vor Augen geführt. Zum anderen ist es aber auch eine Konfrontation von Geschichte und Gegenwart, die zur Auseinandersetzung mit Fakten und Überlieferungen auffordert, deren Fortwirken im eigenen Leben hinterfragt wird. Ein typisches Stilmittel stellen dabei großformatige Installationen mit emotional ansprechenden Fotos dar.
Nicht ohne Grund gehörte auch Universitätspräsident Prof. Dr. Kai Brodersen zu den Rednern bei der Eröffnungsveranstaltung. Denn die Universität hat das Ausstellungsteam um Museumsdirektor Hardy Eidam, die Kuratoren Gudrun Noll und Dr. Steffen Raßloff sowie den Gestalter Ulrich Spannaus tatkräftig unterstützt. Dem Kuratorium unter Leitung von Prof. Brodersen gehörten mehrere Angehörige der Universität an. Einige von ihnen, insbesondere PD Dr. Andreas Lindner vom Martin-Luther-Institut, haben auch direkt am Konzept mitgewirkt.
Diese Zusammenarbeit kommt beiden Seiten zugute. Denn die nach jüngsten Forschungen älteste Universität im heutigen Deutschland verfügt nun wieder über eine repräsentative museale Darstellung ihrer großen Geschichte. Im Abschnitt „Freie Künste?“ bilden ihre prachtvollen Insignien den optischen Zugang zum Thema, das idealtypisch für die ganze Ausstellung gestaltet ist. Der von Reformation und Humanismus begleitete Aufbruch in die Neuzeit, für den die seinerzeit in Mitteleuropa mit führende Universität stehen kann, wird von großen Entdeckungen und technischen Neuerungen charakterisiert. Das wirft viele Fragen nach der moralischen Verantwortung von Wissenschaft auf, die jeder Besucher für sich selbst aufwerfen und beantworten muss.
Eingebettet in diesen Kontext bietet der Ausstellungsabschnitt einen mit hochkarätigen Exponaten bestückten Überblick zur Universitätsgeschichte. Vom faksimilierten Gründungsprivileg von 1379 und zahlreichen weiteren Archivalien über die angesprochenen Insignien bis hin zu jeweils einem Original aus der bedeutenden „Bibliotheca Amploniana“ reicht das Spektrum. Natürlich finden sich auch zahlreiche Verweise auf den bekanntesten Absolventen der Alma mater Erfordensis, Martin Luther. Bewusst hat man den zeitlichen Bogen bis zur Gegenwart der 1994 auf Initiative der Erfurter Bürgerschaft wiedergegründeten Universität Erfurt gespannt.
Text: Dr. Steffen Raßloff
Nähere Informationen / Kontakt:
Stadtmuseum Erfurt
Johannesstraße 169, 99084 Erfurt
Tel.: 0361/6555651
www.stadtmuseum-erfurt.de