Universität Erfurt

Tagung "Die pädagogische Provinz und die Welt": 04.08.2011

Das Gedenken an die 200. Wiederkehr des Todestages von Christian Gotthilf Salzmann im Jahr 2011 nehmen der Lehrstuhl für Allgemeine Erziehungswissenschaft der Universität Erfurt, das Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien (Bad Berka), die Salzmannschule Schnepfenthal und ihr Freundeskreis sowie die Initiative „Forschungsstelle Thüringische Bildungsgeschichte“ zum Anlass, das inzwischen 2. Internationale Schnepfenthaler Symposion vom 26. bis 28. August 2011 an Salzmanns ehemaliger Wirkungsstätte unter das Thema „Die Pädagogische Provinz und die Welt“ zu stellen.

Die Initiatoren möchten damit nicht nur aktuelle Diskussionen um die öffentliche Verantwortung für die Ausgestaltung und Institutionalisierung von Bildungsprozessen anregen, sondern auch den Beitrag privater Bildungsträger für die Ausdifferenzierung der gegenwärtigen bundesdeutschen Schullandschaft würdigen. Erneut soll damit aber auch ein Einblick in die Bedeutung der historischen Bildungslandschaft Thüringen für die aktuellen Reformprozesse im Schul- und Bildungsbereich gegeben werden.

Christian Gotthilf Salzmann galt schon unter seinen Zeitgenossen im ausgehenden 18. Jahrhundert als herausragende Persönlichkeit und besondere pädagogische Begabung. Dieses Ansehen verdankte er neben seinem Wirken als einflussreicher Erziehungspublizist, insbesondere der Gründung und erfolgreichen Leitung der Erziehungsanstalt im sachsen-gothaischen Schnepfenthal. Eingerichtet wurde dieses Institut nach philanthropischen Grundsätzen, mithin also orientiert an den Ideen religiöser Toleranz und Menschenfreundschaft bzw. den fundamentalen Prinzipien einer Erziehung zur Nützlichkeit, zur Sittlichkeit und zur Natürlichkeit. Darüber hinaus entwickelte der Schulgründer dort ein innovatives Lehr-/Lernsetting, das auf die Erziehung, Unterweisung und Bildung der Zöglinge an einem quasi-familialen Lernort in natürlicher Umgebung, fernab der Einflüsse kultureller Metropolen setzte und alternative methodisch-didaktische Materialien sowie anschauliche, die Selbsttätigkeit fördernde Unterrichtstechnologien favorisierte. Bemerkenswerterweise blieb diese neuartige Erziehungs- und Lehrform, Heranwachsenden in ländlicher Abgeschiedenheit zu ganzheitlicher Welt- und Selbsterfahrung, zu authentischer Persönlichkeitsprägung und Charakterbildung zu verhelfen, kein singuläres institutionengeschichtliches Ereignis und nicht auf die Schnepfenthaler Anstalt bzw. auf die zeitgenössische Pädagogik der philanthropischen Spätaufklärung beschränkt. Vielmehr etablierte Salzmann hiermit ein Institutionenmodell pädagogischer Interaktion, das in Anlehnung an die Schilderung einer erzieherischen Utopie aus Goethes „Wilhelm Meisters Wanderjahre“ später dann unter der Bezeichnung „Pädagogische Provinz“ in die Bildungsgeschichte einging, das insbesondere vor dem Horizont des reformpädagogischen Aufbruchs in der Landerziehungsheimbewegung im frühen 20. Jahrhundert erneut populär wurde und das bis heute im Kontext der Elitebildung kontrovers diskutiert wird.

Die Tagung in Schnepfenthal wird sich unter anderem den Traditionen der Internatserziehung widmen, außerdem der Geschichte und Gegenwart der Landerziehungsheimbewegung sowie den Themen Allgemeinbildung, Spezialbildung und Elitebildung in Thüringen.


Programmdetails

Nähere Informationen / Kontakt:
Privatdozent Dr. phil. habil. Jens Brachmann
Tel.: 0361/7372011
E-Mail: jens.brachmann@uni-erfurt.de

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