Zum Thema Sprachförderung von Kindern startet am 1. Januar 2012 ein gemeinsames Forschungsprojekt des Paritätischen Bildungswerks Thüringen und der Juniorprofessur für Pädagogik bei Störungen in Sprache und Kommunikation / Entwicklung von Sprachkompetenz (Prof. Solveig Chilla) der Universität Erfurt. Im Rahmen des vom Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur geförderten Projekts sollen Bildungsmaßnahmen für Erzieher, Pädagogen und Logopäden zur Sprachförderung von Kindern im Alter von 0−3 Jahren ausgewertet und entsprechend verändert werden. Ziel ist es, bis Ende 2012 ein verbessertes und dem aktuellen Wissensstand entsprechendes Weiterbildungsangebot zu entwickeln.
Angesichts von 200.000 Thüringer Analphabeten sind sprachliche Fähigkeiten und damit verbundene Möglichkeiten der Förderung für beide Kooperationspartner ein zentrales gesellschaftliches Thema. „Die eigenen sprachlichen Fähigkeiten bestimmen in hohem Maße die Partizipationschancen in unserer Gesellschaft“, erklärt dazu Michael Schröter, Leiter des Paritätischen Bildungswerkes Thüringen. Nicht nur in Schule und Beruf, auch in der Freizeit und in der Familie werden sprachliche Fähigkeiten als eine wesentliche Voraussetzung für schulischen und beruflichen Erfolg sowie für das Maß an gesellschaftlicher Teilhabe angesehen. „Erst im Jugend- oder Erwachsenenalter mit der Alphabetisierung anzufangen, ist im Grunde viel zu spät. Was wir wirklich benötigen, sind präventiv wirkende Maßnahmen“, heißt es dazu in einer Pressemitteilung des Bildungswerks. Bisher würden in Thüringen Kinder mit sprachlichem Förderbedarf vor allem im Kindergarten und in der Grundschule gefördert. Dementsprechend seien die Weiterbildungs- und Förderprogramme für Erzieher und Sprachförderkräfte auch nur für den Elementar- und Primarbereich konzipiert und konzentrierten sich vor allem auf die deutsche Lautsprache. Konzepte der mehrsprachigen Förderung und der frühen Unterstützung literaler Fähigkeiten treten dabei meist in den Hintergrund. Ein sprachwissenschaftlich fundiertes, spezifisches und kindgerechtes Weiterbildungskonzept für Sprachförderkräfte für Kinder unter 3 Jahren fehle jedoch bislang. „Wir wissen, dass bereits im Kleinkindalter entscheidende Weichen für die spätere Entwicklung gestellt werden. Deshalb ist es so wichtig, die Lücke in der Sprachförderung zu schließen.“, erläutert Schröter. Unter anderem sollen im Zuge des Projekts erstmals Schulungen für Erzieher, Pädagogen sowie Logopäden angeboten werden, in denen Grundlagen für die Sprachförderung für Kinder im Alter von 0 bis 3 Jahren im Zentrum stehen. Darüber hinaus sollen bestehende Erhebungs- und Fördermaterialien für Kinder im Elementarbereich evaluiert und, wo möglich, für Kinder im Krippenbereich wissenschaftlich fundiert angepasst werden. Schröter: „Was wir heute im Rahmen der frühen Förderung tun, können wir uns später an langwierigen Alphabetisierungskursen für Erwachsene sparen“.