Die Vereinigung der deutschen Landerziehungsheime (LEH), ein Zusammenschluss von 21 renommierten privaten Internatsschulen aus Deutschland und der Schweiz, die einer gemeinsamen reformpädagogischen Tradition verpflichtet sind, hat den Bildungshistoriker PD Dr. Jens Brachmann, zurzeit Vertretungsprofessor für „Allgemeine Erziehungswissenschaft“ an der Universität Erfurt, mit der Aufarbeitung der Institutionengeschichte der LEH beauftragt. Nicht zuletzt veranlasst durch die öffentlich gewordenen Vorfälle sexuellen Missbrauchs an der Odenwaldschule unter ihrem ehemaligen Leiter Gerold Becker, der selbst von 1993 bis 1999 Vorsitzender der Vereinigung war, beabsichtigt die LEH, die eigene Geschichte kritisch und unabhängig untersuchen zu lassen.
Dr. Erika Risse, seit 2005 Vorsitzende der LEH, erklärt dazu: „Wir alle, die 21 Landerziehungsheime, tragen eine institutionelle Schuld an den bekannt gewordenen sexuellen Übergriffen in den 1970er- und 1980er-Jahren. Wir stellen uns dieser Verantwortung. Wir werden die gesamte LEH-Geschichte untersuchen, denn wir wollen wissen, warum es in der Vergangenheit so wenig Transparenz gab, wie aus dem Missbrauch an der Odenwaldschule ein so perfides System entstehen konnte und wie es sein kann, dass jemand wie Gerold Becker, der an der Odenwaldschule zu einem Kriminellen wurde, ihr Schulleiter war und sogar einige Jahre Vorsitzender der LEH-Vereinigung“.
Jens Brachmann wird dazu das gesamte Archiv der Vereinigung sichten und erschließen, Zeitzeugeninterviews führen und eine Publikation zur Geschichte der LEH-Vereinigung von ihrer Gründung im Jahr 1947 bis in die Gegenwart vorlegen. Erste Ergebnisse des Projekts sollen schon auf dem von der Universität Erfurt mitveranstalteten 2. Internationalen Schnepfenthaler Symposium: „Die pädagogische Provinz und die Welt“ im August 2011 vorgestellt werden.
Nähere Informationen / Kontakt:
PD Dr. Jens Brachmann
- +49(0)361/737-2011
- jens.brachmann@uni-erfurt.de
