Der Genitiv
Der Genitiv als Satzglied: Einführung m. deutschen Beispielen
Der Genitiv Der Genitiv bezeichnet die Zugehörigkeit einer Sache oder einer Person zu einer anderen. Er erfüllt zumeist die Funktion eines Attributs, steht aber auch als Prädikatsterm bei 'esse' und anderen kopulativen Verben, bei manchen Verben und Adjektiven auch als Objekt. Vgl. dazu im Deutschen:
Der Genitivus der Zugehörigkeit zur Angabe des Besitzers
Wie im Deutschen antwortet der Genitiv auf die Frage "wessen?" und gibt den Besitzer (possidêre = besitzen), die Zugehörigkeit oder den Bereich an, der das übergeordnete Nomen angehört.
Der Genitivus possessivus kann als Satzteil entweder ein Attribut oder Prädikatsterm bei 'esse' sein, das in diesem Falle mit 'gehören' übersetzt wird.
Der Genitivus qualitatis (der Eigenschaft)
Der Genitivus qualitatis bezeichnet wie der Ablativus qualitatis die Eigenschaft (lat. 'quâlitas' = 'Eigenschaft') einer Person oder Sache. Er ist von einem adjektivischen Attribut begleitet. Die Fragestellung lautet: "von welcher Eigenschaft?" bzw. "was für ein?".
Im Satz erfüllt der Genitivus qualitatis entweder die Funktion eines Attributs oder die eines Prädikatsterms bei 'esse' und anderen kopulativen Verben wie z.B. ' vidêrî - scheinen, haberî - gelten als, fierî - werden, manêre - bleiben'. Unterscheiden Sie:
Im ersten Satz ist "magnae virtûtis" Attribut zu 'vir', im zweiten Prädikatsterm zu 'esse'.
Genitivus subiectivus und obiectivus Steht der Genitiv als Attribut bei einem Substantiv, daß eine Tätigkeit oder eine Empfindung ausdrückt kann der Genitiv entweder Subjekt (Genitivus subiectivus) oder Objekt (Genitivus obiectivus) der im Bezugswort enthaltenen Verbalhandlung sein. Vgl. das folgende Beispiel:
In beiden Sprachen kann der Genitiv 'Belgârum' bzw. 'der Belger' sowohl als Subjekt als auch als Objekt der Belagerung verstanden werden: Entweder belagern die Belger selbst jemand anderen (Genitivus subiectivus), oder jemand anders belagert die Belger (Genitivus obiectivus). Über das Gemeinte gibt – besonders wenn es sich bei dem Genitiv um Personen handelt – lediglich der Zusammenhang Auskunft. Im Deutschen ist jedoch der Genitivus obiectivus wesentlich seltener möglich als im Lateinischen. Zumeist muß daher ein lateinischer Genitivus obiectivus durch ein präpositionales Attribut wiedergegeben werden:
Welche Präposition bei der Übersetzung des Genitivus obiectivus angebracht ist, hängt vom übergeordneten Substantiv ab:
Der Genitivus partitivus (Teilungsgenitiv)
Statt eines Genitivus partitivus kann hier, vgl. die deutsche Wiedergabe durch "von" auch ein Ablativ mit den Präpositionen "ex" oder "de" stehen:
Zum anderen drückt der Genitivus partitivus aus, woraus ein unbestimmter Mengenbegriff wie z.B. "magnus numerus – eine große Anzahl", "multitûdô – Menge" oder "côpia – Vorrat" besteht. In diesen Fällen wird der Genitiv im Deutschen meist nicht als solcher übersetzt, oft empfiehlt sich eine Wiedergabe durch ein zusammengesetztes Substantiv:
Ebenfalls nicht als Genitiv übersetzt wird der Genitivus partitivus, wenn er vom Neutrum eines Pronomens wie "quid" oder "id" abhängt:
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